1836 - Mission in Fornax
unterbrochen. „Wesen wie sie lassen sich nicht erpressen. Die Gefangennahme eines von ihnen bedeutet Krieg mit dem ganzen Volk - und ich will nicht derjenige sein, der in diesem Krieg auf der anderen Seite steht." Raylacza schnaufte vor Erregung. „Unsere ganze Arbeit der letzten Jahre wäre zum Teufel. Die Haluter würden uns finden und alles entdecken, was die Galactic Guardians aufzubauen im Begriff sind. Ist dir das nicht klar gewesen?"
„Nein", mußte der Kommandant zugeben. „Ich bedaure es, aber so dramatisch sah ich die möglichen Folgen der Entführung nicht. Ich denke auch jetzt noch, daß wir den Haluter über zwanzig Ecken seinem Volk gegen Lösegeld zurückgeben könnten. Aber das sind nur meine Gedanken, Raylacza. Natürlich bist du klüger als ich, und ich werde mich jedem deiner Befehle unterordnen." Er holte Luft. „Unter den gegebenen Umständen wäre es dann vielleicht sinnvoll, den Haluter so schnell wie möglich zu töten."
„Ich wußte, daß dir nichts anderes einfallen würde!" herrschte Raylacza ihn an und setzte sich wieder.
Die Wände des Raumes waren mit Monitoren und Projektoren übersät. Raylacza sah sein Schiff, und auf einem anderen Schirm das Innere des Transmitterraums.
Der mächtige Guardian atmete mehrmals tief durch, schloß für Sekunden die Augen und wandte sich dann in gemäßigterem Ton wieder an seinen Untergebenen.
„Es ist gut, du kannst gehen", sagte er. „Du hast deine Sache eigentlich ja gut gemacht. Die beiden Eloundar können für uns von unschätzbarem Wert sein. Veranlasse, daß sie in die Festung gebracht und weiter tiefgekühlt werden. Um den Haluter werde ich mich kümmern. Ein Problem mehr oder weniger, was macht das schon."
Komganczor atmete erleichtert auf.
„Hat sich inzwischen etwas getan?" fragte er mit neuem Mut.
Er wußte, wovon sein Gebieter in Andeutungen sprach und weshalb er den Flug nach Fornax nicht mitgemacht hatte.
„Noch nichts wirklich Neues", antwortete ihm Raylacza. Die Wut von vorhin schien tatsächlich schon wieder vergessen zu sein.
Raylacza hatte zwei verschiedene Gesichter. Einmal war er der Heißsporn, der Aufbrausende, der Meinungsverschiedenheiten am liebsten im Duell austrug - Mann gegen Mann in der Arena der Festung oder der Städte.
Er liebte diese Art des Kampfes, bei der jeder Kontrahent die gleichen Waffen und die gleichen Chancen hatte. Zu siegen oder eines Tages einmal - und dann für immer - zu verlieren, das war für ihn eine Frage der Ehre. Er hatte Prinzipien, die ihn durchs Leben begleiteten.
Entsprechend sah seine zweite Seite aus. Nie hätte Raylacza einen Gegner einfach kaltblütig hingerichtet. Mehr noch: Obwohl galaktische Gesetze für ihn nicht galten, lehnte er Gewaltverbrechen ohne Chance für den Betroffenen strikt ab. Er hatte sich dadurch ein Heer von Bewunderern geschaffen, aber ebenso Feinde und Spötter, für die er „der Heilige" war.
Sein Ehrenkodex verbot ihm Schändung und gemeinen Mord. Er war rauh und konnte brutal sein, aber niemals heimtückisch. Intrigen sponn er nur dann mit, wenn sein Überleben als Anführer davon abhing, aber er verabscheute sie. Er hatte sich in der Organisation durch Können und Kraft hochgedient, ebenso dank eines Riechers für Chancen jeglicher Art. Er hatte nicht andere dafür beseitigen müssen, war noch nie dazu gezwungen gewesen, sich zu erniedrigen, und darauf war er stolz.
Natürlich war er kein Heiliger. Wenn es sein mußte, brachte er seinen besten Freund um - aber im fairen Kampf, nicht hinterrücks durch ein Gift oder einen Schuß aus dem Dunkel.
Was machte er aber jetzt mit dem Haluter?
„Du kannst gehen", sagte er noch einmal zu Komganczor, der darauf zu warten schien, von ihm etwas über die jüngsten Entwicklungen in der Organisationsspitze zu erfahren.
Der Kommandant grüßte knapp und verließ den Raum.
*
Als das Türschott wieder zufuhr, war Raylacza mit seinen Gedanken allein.
Der Haluter - und die Guardians-Führer in ihren zugewiesenen Machtbereichen.
Der Gigant mußte ebenfalls in die Festung gebracht werden. Bis es soweit war, mußte Raylacza etwas einfallen, um die schreckliche Waffe zu entschärfen, die ihm Komganczor ins Nest gelegt hatte. Den Haluter einfach zu töten, wäre natürlich die sicherste Lösung gewesen. Doch sie widersprach Raylaczas innerer Einstellung zutiefst.
Und außerdem - Komganczor hatte den Haluter im Arloga-System gerettet. Vielleicht war der Gigant dankbar. Freilassen konnte er ihn
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