1836 - Mission in Fornax
nicht, ohne Gefahr zu laufen, daß er den Überschweren mit dem wenigen Wissen schadete, das er besaß. Natürlich konnte er nicht wissen, wohin er genau gebracht worden war, aber auch so war das Risiko zu groß.
Vielleicht ergab sich die Möglichkeit, miteinander Freundschaft zu schließen. Und wenn das nicht zu machen war, konnte er ihn vielleicht psychologisch unter Druck setzen, indem er die moralische Karte zog.
Völlig neue Horizonte taten sich bei dem Gedanken auf.
Es standen also verschiedene Möglichkeiten offen. Was aber die Galactic Guardians betraf, sah die Lage düsterer aus.
Hier tobte ein verdeckt geführter, aber um so heftigerer Machtkampf, und zwar schon seit geraumer Zeit, je stärker die Organisation wurde. Wenn sie sich trafen, was mehr oder weniger regelmäßig geschah, um Rechenschaft über ihre Erfolge abzulegen und neue Pläne zu schmieden dann begegneten sich die Anführer mit Freundlichkeit. Aber die war so falsch wie ihre Worte. Obwohl sie sich alle ihre gegenseitige Wertschätzung versicherten, war es beim Blick hinter die Kulissen nur zu deutlich sichtbar, daß sie in Wahrheit gegeneinander intrigierten.
Wer sich zum Anführer aufgeschwungen hatte, der hatte dies getan, um Macht zu erlangen. Es waren keine Heilsbringer unter den oberen Zwölf, kein Missionar und kein Idealist. Sie wollten Reichtum und Einfluß - und noch mehr Macht.
Die aber konnten sie nur erringen, wenn sie versuchten, ihren Einflußbereich auf die Machtsphäre eines anderen auszudehnen oder die ungeliebten Konkurrenten durch ihnen willige Strohmänner zu ersetzen.
Das alles war Raylacza seit langem bekannt, und entsprechend hatte er sich zu verhalten gelernt. Doch jeder der anderen wußte es ebenso. Jeder stand gegen jeden. Immerhin war so eine ArtGleichgewicht entstanden, denn es würden sich immer Koalitionen bilden, wenn einer der Anführer tatsächlich zu mächtig zu werden drohte.
Nun aber war eine neue Situation eingetreten, eine ungleich gefährlichere für jene, die Opfer sein sollten.
Alles deutete darauf hin, daß es einen unter den Guardians-Führern gab, der andere, ungewöhnliche Wege ging, um an sein Ziel zu kommen. Es hatte „Unfälle" gegeben, mehr als genug, die das belegten. Unter anderem waren dabei bereits zwei Anführer getötet worden: Damil von Akrus, der arkonidische ehemalige Chef der galaktischen Southside und der Überschwere Nimbracza, Chef der Northside.
Einer gegen alle - das hatte es immer mal wieder gegeben. Und immer war das Spiel dieses einen durchschaut und durchkreuzt worden. Diesmal aber war es so, daß bis dato niemand wußte, wer der Verräter und Mörder war, der die anderen entmachten und die alleinige Führung an sich reißen wollte. Vielleicht waren es auch zwei oder drei, die sich heimlich zusammengeschlossen hatten und deshalb mit wesentlich mehr Effizienz arbeiten konnten.
Niemand konnte sagen, wer hinter dem offensichtlichen Komplott steckte. Jeder versicherte dem anderen gegenüber Loyalität, aber letztlich wagte es niemand, dem anderen ernsthaft zu trauen.
Natürlich gab es Vermutungen.
So war bereits der Verdacht geäußert worden, daß Monjacza, der Direktor der Spielplattform BASIS, der Fädenzieher sein könnte, weil sein Name in Verbindung mit Damil von Akrus’ und Nimbraczas Tod in Verbindung gebracht worden war.
Raylacza kannte nur einen, der garantiert nicht hinter den Anschlägen steckte, und das war er selbst.
So oder so - die augenblickliche Situation war untragbar geworden und gefährdete die gesamte Organisation.
Deshalb hatte Raylacza die anderen noch lebenden Anführer aufgefordert, sich zu einer außerordentlichen Zusammenkunft einzufinden. Er wollte reinen Tisch machen und den Unbekannten unter ihnen entlarven.
Alle Anführer hatten ihr Erscheinen spontan oder nach nur kurzer Bedenkzeit zugesagt, und das war nicht verwunderlich. Denn wer nicht kam, der machte sich automatisch verdächtig. Alle, bis auf den einen oder die zwei oder drei Verschwörer, mußten weiterhin ein vitales Interesse daran haben, daß wieder Ruhe in der Organisation einkehrte. Wer unschuldig war, mußte schließlich damit rechnen, eines der nächsten Opfer des kaltblütigen Mörders zu werden.
Schwieriger war es gewesen, Fornax als Versammlungsort durchzusetzen. Jeder der Anführer hatte zunächst versucht, sein eigenes Territorium durchzudrücken. Gute Argumente sprachen dann jedoch zuerst gegen jeden Tagungsort in der Milchstraße; auch Magellan und Hangay
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