1837 - Nacht-Phantom
ich mir nicht sicher. Verstehst du das?«
»Alles klar.«
»Dann komm rein.«
Es war warm genug, um im Freien zu frühstücken. So hatte auch Sheila Conolly gedacht und auf der Terrasse einen Tisch für drei Personen gedeckt.
Das wunderte mich, und ich fragte: »Isst Johnny nicht mit?«
»Er ist nicht da«, sagte Bill. »Er und zwei Freunde sind an die Küste gefahren, um ein paar Tage zu entspannen. Bist du nicht auch weg gewesen?«
»Ja, in Deutschland. Am Tegernsee. Aber das war keine Erholung. Ich werde später darüber berichten.«
»Okay.«
Sheila brachte den frisch gekochten Kaffee. Sie stellte die Kanne ab, um die Arme frei zu haben. Ich wurde umarmt und hörte auch ihren Kommentar, den sie in mein Ohr flüsterte: »Schön, dass du gekommen bist.«
»War doch Ehrensache.«
Wir setzten uns. Wir hockten im Schatten einer Markise. Es gab frisch zubereitete Eier, auch kross gebratenen Speck und Toast, den wir mit Marmelade bestreichen konnten. »Dann schlagt mal zu«, sagte Sheila.
Das taten wir auch. Bill aß mehr verhalten. Es war ihm anzusehen, dass er sich gedanklich mit anderen Dingen beschäftigte, aber er hielt noch den Mund.
Ich trank auch den frisch gepressten Orangesaft und bemerkte, dass Bill immer stiller wurde.
»He, sag was.«
»Wenn wir fertig sind.«
»Nein, du kannst schon jetzt anfangen.«
Da atmete er auf. Er schob seinen Teller etwas von sich weg und begann mit seinem Bericht. Ich aß inzwischen weiter und hatte die Ohren weit geöffnet. Ich wollte genau wissen, was meinem Freund passiert war und weshalb er auf den Vampir getroffen war.
Haarklein bekam ich alles serviert. Bill sprach zudem immer wieder von einem Scotty, den er hatte töten müssen, weil er von einem Vampir gebissen worden war.
»Den du nicht gesehen hast«, sagte ich.
»So ist es.« Dann schüttelte er den Kopf. »Ich bin mir aber nicht sicher. Kurz bevor ich abtrat, glaubte ich, so eine Gestalt gesehen zu haben.«
»Und? Wie sah sie aus?«
»Keine Ahnung, John. Es ging alles viel zu schnell. Ich trat dann einfach weg.«
»Verstanden.« Dann wollte ich wissen, wer dieser Scotty eigentlich gewesen war.
»Das kann ich dir sagen. Er war ein Informant. Von ihm habe ich einiges. Du weißt selbst, dass ich immer auf der Jagd nach interessanten Themen bin. So habe ich auch meine Informanten, die für mich die Augen offen halten. Und Scotty hat von einem Nacht-Phantom gesprochen, das den Menschen das Blut aussaugt, um weiterhin existieren zu können.«
»Und der hauste in dieser Ruine.«
»Ja, John, gemeinsam mit diesen unzähligen Fledermäusen. Das ist Wahnsinn, aber es trifft den Kern.«
»Gut«, sagte ich. »Wo liegt diese Ruine?«
»Einige Meilen von London entfernt. In den Hügeln. Wir müssen nach Südwesten fahren.«
»Okay.« Ich trank meine Tasse mit dem Kaffee leer. »Was sagen die Leute, die dort leben?«
Bill schüttelte den Kopf. »Das kann ich dir nicht sagen, weil ich es nicht weiß.«
»Warum nicht?«
»Weil weder Scotty noch ich mit ihnen gesprochen haben. Wir sind unseren eigenen Weg gegangen. Die nötigen Informationen hatte Scotty bekommen, na ja, und die waren gut.«
»Vom wem hatte er die?«
Bisher hatte Bill seine Antworten schnell gegeben. Das war jetzt nicht mehr der Fall. Er musste nachdenken und strich dabei über sein Haar. »Gesagt hat er etwas«, murmelte er.
»Und?«
»Er hat nur keinen Namen genannt. Das weiß ich genau. Aber er hat etwas gesagt.«
»Denk nach, bitte.«
»Ja, ja, das tue ich.«
Sheila und ich lehnten uns zurück, ließen Bill aber nicht aus den Augen, der seine Stirn gefurcht hatte. Es war ja nicht die einzige Spur, die wir hatten, denn Bill wusste schließlich, wo sich die Ruine befand.
Plötzlich schreckte er hoch. »He, jetzt weiß ich es wieder. Scotty hat den Tipp von einem Schäfer bekommen. Weiß der Teufel, woher der Bescheid wusste. Aber alles hat sich als goldrichtig herausgestellt.«
»Kennst du den Schäfer auch?«
»Nein.«
»Weißt du denn, wo wir ihn finden können?«
»In der Nähe, wo sich die großen Weiden befinden, denke ich.«
»Und den Namen kennst du nicht?«
»Nein, den hat er nicht erwähnt. Scotty sagte nur, dass der Schäfer ein vertrauenswürdiger Mensch sei.«
»Dann werden wir ihn auch finden.«
»Meine ich auch.«
»Du willst mit einsteigen?«, fragte Sheila mich.
»Klar.«
Sie sagte nichts darauf, krauste nur die Stirn, blickte dann ihren Mann an und fragte mit leiser Stimme: »Willst du dir das alles
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