1837 - Nacht-Phantom
wurde oder auch viel Gras auf grünen Flächen. Das meiste Korn war schon geerntet worden. Im nächsten Monat fing der Herbst an. Kaum vorstellbar bei diesen Temperaturen.
Forest Hill war ein kleiner Ort, der aber eine U-Bahn-Station hatte. Das war für die Umgebung lebenswichtig, denn viele der Bewohner arbeiteten in der City und pendelten zwischen dem Moloch und ihren Heimatorten hin und her.
Ich dachte über den mir unbekannten Vampir nach. Welche Rolle spielte er?
War er ein Einzelgänger oder gehörte er zu einer Clique, die von der blonden Bestie Justine Cavallo befehligt wurde?
Das konnte sein, musste aber nicht. Vielleicht war alles ganz anders. Jedenfalls war ich gespannt darauf, ob wir sein Versteck finden würden und er sich tatsächlich tagsüber in der Ruine aufhielt.
Bill meinte: »Wahrscheinlich habe ich einen Fehler gemacht, John.«
»Wieso?«
»Ich habe ihn nicht richtig ernst genommen. Den Grund kenne ich auch nicht, aber ich denke so.«
»Unsinn.«
»Nein, das ist kein Unsinn. Ich hätte mich von Scotty nicht trennen dürfen. Wenn wir in der Ruine sind, wirst du ihn sehen. Er muss dort noch liegen.«
»Das dachte ich mir.«
Bill ging mit dem Tempo herunter, denn wir näherten uns unserem ersten Ziel. Forest Hill war ein Ort, auf den seine Bewohner stolz sein konnten. Die Sauberkeit fiel uns auf, die schmucken Häuser, aber auch die Hinweisschilder auf die U-Bahn. Das war wohl die tollste Errungenschaft in diesem Ort.
Ich suchte nach der Polizeistation. Offiziell gab es keine. Ich hatte auf der Fahrt telefoniert und erfahren, dass im Rathaus ein Polizist saß.
Das fanden wir. Es lag in Blickweite der Station, und wir fanden auch einen Parkplatz. Wir stiegen aus. Die Sonnenstrahlen brannten auf unseren Köpfen, da war es besser, wenn wir die Kappen aufbehielten. So holten wir uns wenigstens keinen Sonnenstich.
Die Fenster im Rathaus waren nicht geschlossen. Auch die Tür stand offen, und so gelangten wir in eine kühle Welt. Jetzt mussten wir nur noch den entsprechenden Raum finden, in dem sich der einsame Polizist aufhielt.
Bill hatte noch eine Frage, bevor wir den Raum betraten. »Willst du von dem toten Scotty erzählen, John?«
»Nein, erst mal nicht.«
»Das denke ich auch.«
»Wir sollten auch den Vampir nicht erwähnen. Der Kollege braucht den Grund unseres Kommens gar nicht zu wissen. Wir sind einfach da und fertig.«
»Das kommt mir sehr entgegen«, sagte Bill.
Ich klopfte an die Tür, vor der wir stehen geblieben waren, hörten keine Reaktion, gingen aber trotzdem hinein und sahen uns in einem leeren Büro um.
Das Fenster war nicht geschlossen. Wir sahen einen Schreibtisch, einen Computer, auch einen mit Akten bestückten Schrank und ein Regal, auf dem Kaffeetassen standen. Eine zweite Tür war auch noch vorhanden. Sie stand offen, und auf der Schwelle erschien aus dem Nebenraum eine junge Frau, die ein luftiges buntes Kleid trug und uns einen misstrauischen Blick zuwarf.
Wir grüßten freundlich.
»Ja?«, fragte sie. »Bitte, was kann ich für Sie tun? Was wollen Sie hier?«
Ich gab die Antwort. »Mit Walter Freeman sprechen. So heißt doch der Polizist hier – oder?«
»Ja. Und?«
»Das werden wir ihm selbst sagen.«
Die junge Frau mit dem braunen Haar schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, da haben Sie Pech. Walter Freeman ist unterwegs.«
»Und wann ist er wieder hier?«
Jetzt traf uns doch ein empörter Blick. »Hören Sie, was geht Sie das an? Was bilden Sie sich eigentlich ein? Wer sind Sie überhaupt?«
Ich hielt ihr meinen Ausweis entgegen, den sie mir abrupt aus der Hand nahm und schon Sekunden später verlegen wurde.
»Sorry, Sir, aber ich wusste nicht, dass Sie …«
»Schon gut«, sagte ich und nahm den Ausweis wieder an mich. »Wo steckt Walter Freeman?«
»Es ist wirklich unterwegs. Es gibt einen Vorfall aus der vergangenen Nacht, dem er nachgehen musste.«
»Was ist denn passiert?«, fragte Bill.
Die junge Frau zuckte mit den Schultern. »Es hat sehr viele Fledermäuse gegeben. Viel zu viele. Das war wie eine Invasion.«
»Hier im Ort?«
»Ja, hier auch.«
»Und? Gab es Verletzte?«
»Nein, das nicht. Oder wohl nicht, aber Walter Freeman ist unterwegs, um eine Bestandsaufnahme zu machen. Ich weiß wirklich nicht, wann er wieder zurückkommt.«
»Das ist okay.«
»Kann ich Ihnen trotzdem helfen?«
»Ich denke schon«, erwiderte ich.
»Und wie, bitte?«
»Wir suchen einen Mann, einen Schäfer, um genauer zu sein.«
»Ach, das ist
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