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184 - Das Kreuz der blinden Göttin

184 - Das Kreuz der blinden Göttin

Titel: 184 - Das Kreuz der blinden Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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zum Landrover und brachte ihn in die erforderliche Position, dann schlang ich das Abschleppseil um den Stein und machte es am Fahrzeug fest.
    Wir befanden uns in einer Höhe von 2000 Metern. Es war kühl hier oben, aber mir rann der Schweiß in breiten Bächen über das Gesicht.
    Vicky wich vor der sengenden Hitze der Lava zurück.
    »Sobald seine Beine frei sind, ziehst du ihn auf die Straße!« rief ich meiner Freundin zu.
    Vicky nickte aufgeregt.
    Die Lava erreichte in diesem Augenblick den Felsen, unter dem Paco lag. Diesmal konnte er nicht anders. Er mußte schreien. Er brüllte seinen Schmerz heraus und schlug mit den Händen verzweifelt um sich.
    Ich saß schon im Wagen, gab Gas, aber nicht zuviel, denn wenn das Seil riß, war Paco verloren. Wir hatten nur diesen einen Versuch.
    Die grausame Hitze kroch suchend unter den Stein - und sie fand Pacos verletzte Beine.
    Das Abschleppseil spannte sich, der Felsen bewegte sich. Sofort rann mehr Lava nach, und Pacos Stimme überschlug sich. Kalkweiß war sein Gesicht, die Augen quollen weit hervor, sein Mund zitterte, und seine Stimme wurde immer dünner und kraftloser.
    Obwohl die Lava langsam rann, war sie doch viel zu schnell.
    Vicky hatte die Hände unter Pacos Arme geschoben. Nervös wartete sie, bis der Felsen nicht mehr auf Pacos Beinen lag. Als der Stein endlich zur Seite fiel, zerrte meine Freundin den Spanier sofort aus der breiigen Lava.
    Ich sprang aus dem Landrover und half ihr.
    Noch nie hatte ich Asmodis mehr gehaßt als in diesem schrecklichen Augenblick. Ich roch verbranntes Fleisch und fürchtete für Paco, daß er nie mehr laufen konnte.
    Wir trugen ihn zum Wagen.
    Die Schmerzen hatten die Grenze des Erträglichen überschritten, Paco hatte das Bewußtsein verloren. Wir legten ihn auf die hinteren Sitze, ich löste das Abschleppseil - aber nur vom Wagen, weil wir es verdammt eilig hatten - und kehrte um. Der Lavastrom versiegte, die glühende Zunge kühlte ab und erstarrte von einem Moment zum anderen. Was geschehen war, hätte sich von uns an Ort und Stelle nicht mehr beweisen lassen.
    Diese Runde ging eindeutig an Asmodis.
    Ich platzte deswegen beinahe vor Wut.
    ***
    Ich raste mit Paco Fuegas nach Puerto de la Cruz zurück. Die Straße wand sich in engen Kurven durch das Orotava-Tal. Ich überholte eine Fahrrad-Touristin, einen Eselkarren, einen Autobus, bremste immer erst im letzten Moment ab, gab in der Kurve sofort wieder Gas.
    Paco brauchte schnellstens Hilfe.
    Ich hoffte, das Krankenhaus zu erreichen, bevor er das Bewußtsein wiedererlangte. Und ich wünschte ihm von ganzem Herzen, daß es nicht nötig sein würde, ihm die Beine abzunehmen.
    In La Orotava - der 33.000-Einwohner-Stadt 7 Kilometer südöstlich von Puerto - war ich nahe daran, wegen eines Staus die Nerven zu verlieren.
    Ich hupte wie verrückt, und als das nichts half, fuhr ich über die Bürgersteige. Ein motorisierter Polizist wurde auf mich aufmerksam.
    Er stoppte mich, indem er seine Maschine vor dem Landrover querstellte. Ich schrie ihm zu, daß wir einen Schwerverletzten im Wagen hatten, den wir schnellstens nach Puerto de la Cruz bringen mußten, und der Uniformierte reagierte zum Glück sofort richtig.
    Er forderte mich auf, ihm zu folgen, sagte, es wäre nicht nötig, nach Puerto zu fahren, und zeigte uns den Weg zum Hospital de la Santisima Trinidad, einem ehemaligen Franziskanerkloster.
    Man holte eine Trage und brachte Paco in die Notaufnahme. Natürlich konnten die Ärzte zu diesem Zeitpunkt noch keine Prognose stellen.
    Ich sagte, wir würden wiederkommen.
    Wann - das hing von Asmodis ab.
    Als wir wieder im Wagen saßen -beide vom Schock des Erlebten gezeichnet -, sagte ich zu Vicky: »Hör zu, ich möchte nicht, daß du mich noch einmal nach Las Canadas begleitest, das ist zu gefährlich.«
    »Ich werde im Hotel auf deine Rückkehr warten.«
    Es wunderte mich, daß Vicky diesmal nicht einmal den Versuch unternahm, sich durchzusetzen. Was sie gesehen hatte, schien ihr tief in die Knochen gefahren zu sein.
    Sie wußte, daß sie mir dort oben in dieser wild zerklüfteten Mondlandschaft keine Hilfe, sondern eine Last gewesen wäre. Vicky war zwar eine mutige Kämpferin, aber Asmodis war ein zu gefährlicher Gegner, hinterlistig, durchtrieben und gemein.
    Ich mußte das Risiko so niedrig wie möglich halten.
    Wenn ich mich nur um mich selbst zu kümmern brauchte, erhöhten sich meine Chancen. Das wußte meine Freundin, deshalb bestand sie nicht darauf, mich zu

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