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184 - Das Kreuz der blinden Göttin

184 - Das Kreuz der blinden Göttin

Titel: 184 - Das Kreuz der blinden Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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sagte Vicky.
    Wir verließen Punkt neun Uhr das Hotel. Paco Fuegas kam uns entgegen. Dunkle Schatten lagen um seine Augen.
    »Sehr viel scheinen Sie nicht geschlafen zu haben«, stellte ich lächelnd fest.
    »Überhaupt nicht. Ich war viel zu aufgeregt«, gab der Spanier zu. »Nachdem wir uns trennten, schaute ich auf dem Heimweg noch bei einem sehr, sehr alten Mann vorbei. Miguel Cepa, er sieht kaum noch, hört sehr schlecht, liegt den ganzen Tag im Bett, weil er zu schwach zum Aufstehen ist, tut sich mit dem Reden schwer, aber sein Gedächtnis funktioniert noch einwandfrei. Ich sprach mit ihm über Numa. Auch ihm fiel das eigenartige Beben auf. Auch er glaubt, daß Numa zurückgekommen ist. Er sagte mir, wo ich das Kreuz suchen soll. Und er erwähnte einen Namen. Ich bin allerdings nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden habe. Gandura, Gannoda, Garotta…«
    »In welchem Zusammenhang nannte Miguel Cepa diesen Namen?« wollte ich wissen.
    »Wir sprachen von Numa, und der Alte sagte, daß die blinde Guanchengöttin mit… Guradas Hilfe rechnen könne, falls das Böse sie daran zu hindern versuche, Wunder zu wirken«, meinte Paco. »Soll ein adlerähnlicher Vogel sein…«
    Jetzt fiel bei mir der Groschen. »Sie meinen Garuda, den König der Vögel, Wischnus Reittier. Er entstammt der indischen Mythologie. Er will mit Numa gemeinsame Sache machen?«
    Das erstaunte mich.
    Gleichzeitig erkannte ich zum erstenmal das »überregionale Gute«, diesen Bogen, der sich über alle Religionen hinweg spannte, den »Kleinkram« unter sich ließ und sich auf das Wesentliche konzentrierte, nämlich auf das, was allen, die dem Guten zugetan waren, wichtig war.
    Katholiken, Buddhisten, Schiiten, Sunniten, Protestanten, Juden, Moslems… Alle sind davon überzeugt, daß ihre Religion die richtige ist, und bestimmt ist keine davon »falsch«, aber es gibt noch etwas »darüber«. Vielleicht kann man es als »Dach des Guten« bezeichnen, dem die Hölle gegenübersteht, und wenn die Bedrohung einmal zu groß wird, können Wesen aus anderen Mythologien eingreifen, um dem Guten, das auch sie repräsentieren, zu helfen.
    Paco nickte. »Garuda, ja, das war der Name, Sollte Gefahr für Numa aufziehen, wird er ihr beistehen.«
    Wir begaben uns zu unserem Landrover.
    Ich hielt es für angebracht, Paco Fuegas reinen Wein einzuschenken. Nachdem ich ihm erklärt hatte, welcher außergewöhnlichen Beschäftigung ich nachging, sprach ich von Asmodis, der sich auf der Insel befand, um höchstpersönlich gegen Numa vorzugehen.
    »Das werden wir nicht zulassen, Tony!« sagte Paco mit leidenschaftlich funkelnden Augen.
    Ich lächelte. »Eigentlich wollte ich von Ihnen etwas anderes hören.«
    »So? Was denn?«
    »Daß Sie lieber aussteigen. Ich würde Ihnen das nicht als Feigheit auslegen.«
    »Aussteigen?« Er sah mich an, als würde er an meinem Verstand zweifeln. »Das kommt bei Paco Fuegas überhaupt nicht in Frage. Sie brauchen oben in Las Canadas einen ortskundigen Führer. Ich kenne das Gebiet wie meine Westentasche.«
    »Ich habe Sie gewarnt, Paco. Nun wissen Sie, worauf Sie sich einlassen.«
    Er zeigte auf den offenen Wagen. »Ich schlage vor, wir steigen ein, Tony. Vielleicht halten Sie mich für verrückt oder für besonders mutig. Ich bin weder das eine noch das andere. Es gibt einfach Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt. Herausforderungen, vor denen ein Mann nicht weglaufen darf, will er nicht die Achtung vor sich selbst verlieren.« Wir verließen Puerto.
    20 Minuten später durchfuhren wir das Orotava-Tal, das Alexander von Humboldt als einzigartig in der Reichhaltigkeit seiner Vegetation gepriesen hatte.
    Das Lavagestein des Teide befand sich in einer Höhe von 2300 Metern - Las Canadas!
    Um meine Brust schien sich ein breiter Eisenring zu legen. Ich mißtraute dem Frieden. Asmodis hatte bis jetzt nicht das geringste gegen uns unternommen.
    Das beunruhigte mich, denn mit jeder Minute, die verging, wurde die Wahrscheinlichkeit größer, daß er uns die erste Hürde in den Weg stellte.
    Ein steilwandiger, halbkreisförmiger Felsring ließ im Osten und im Süden die riesigen Ausmaße des einstigen Urvulkans erkennen, dessen Mittelstück nach einer gewaltigen Eruption eingebrochen war, wodurch ein gewaltiger Kessel entstand.
    »Man könnte meinen, auf dem Mond zu sein«, sagte Vicky fasziniert von der Andersartigkeit dieser Landschaft.
    Paco, der hinter uns saß, beugte sich vor. Hier wurden schon viele utopische Filme und

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