184 - Das Kreuz der blinden Göttin
wechselte die Standorte nach Belieben, und er konnte Vicky Bonney und Glynis Elcar überallhin mitnehmen.
Er verließ mit ihnen das Hotel. Sie überwanden die Distanz in einer kaum meßbaren Zeitspanne. Eben noch hatte Vicky Bonney vor der Wanne gekniet, jetzt kniete sie vor einem roten Felsen. Sie hatte vom »Weg« nichts wahrgenommen.
Glynis ließ sie los.
Immer noch benommen erhob sich Vicky - und erblickte das goldene Kreuz, das unweit von ihnen aus dem aufgebrochenen Boden ragte.
»Numas Kreuz«, sagte Glynis mit haßverzerrtem Gesicht. »Ihre weiße Regentschaft geht heute zu Ende. Mein Blut wird ihre Kraft umkehren.« Sie schien von der Aussicht, für die Hölle ihr Leben lassen zu dürfen, begeistert zu sein. »Das goldene Kreuz der blinden Guanchengöttin wird unvorstellbares Unheil über die Menschen bringen.«
Asmodis entfernte sich von ihnen.
Die große Schlange kroch auf das Kreuz zu. Glynis Elcar bewachte indessen Vicky Bonney, Grinsend sagte die pummelige Frau: »Asmodis fordert Numa heraus. Er braucht ihre weiße Kraft nicht zu fürchten, das wird er jetzt beweisen.«
Das Goldkreuz schien plötzlich transparent zu werden, und Vicky sah zum erstenmal das sanfte, Gesicht der blinden Göttin.
Glynis lachte. »Sie weiß, wer sich ihr in der Gestalt der Schlange nähert. Ich bin sicher, daß sie Angst vor Asmodis hat.«
Die Schlange erreichte das Kreuz und wand sich darum herum - und Numa setzte ihre Kräfte ein, um sich zu verteidigen.
***
Ich befand mich in einem seelischen Zwiespalt. Was sollte ich tun? Weiter nach dem Kreuz suchen oder umkehren? Ich wähnte Vicky in Gefahr.
Asmodis schien im Moment nicht hier zu sein. Mein Magen krampfte sich zusammen, als ich daran dachte, daß er sich in diesem Augenblick vielleicht gerade meiner Freundin näherte, um sie in seine Gewalt zu bringen.
Ich muß umkehren, kann nicht bleiben, sagte ich mir. Ich muß Vicky in Sicherheit bringen und mir Glynis Elcar vornehmen. Erst wenn diese Dinge geregelt sind, kann ich die Suche nach dem Kreuz fortsetzen.
Die Entscheidung wurde mir leicht gemacht…
Wie so oft, wenn man etwas sucht und zunächst nicht findet, fällt einem das Gesuchte gewissermaßen von selbst in den Schoß, sobald man die Suche aufgegeben hat.
So erging es mir mit dem Kreuz.
Ich fuhr plötzlich geradewegs darauf zu!
Eine Riesenfaust schien es in den harten Lavaboden gerammt zu haben. Mein Herz schlug schneller, als ich das Gesicht der blinden Guanchengöttin sah.
Ich bemerkte aber gleichzeitig noch einiges mehr!
Höchst Unerfreuliches!
Zum Beispiel Asmodis, der sich um den Fuß des Kreuzes geschlungen hatte, oder Glynis Elcar, in deren Gewalt sich Vicky Bonney befand!
Flammen schossen plötzlich in einer schnurgeraden Linie vor mir aus dem Boden. Da ich nicht wußte, was passierte, wenn ich diese - mit Sicherheit von Asmodis gezogene - Grenze überfuhr, stoppte ich lieber und sprang aus dem Wagen.
Das Feuer loderte so hoch, daß ich gerade noch darübersah.
Ich mußte Vicky beistehen. Erst wenn sie sich nicht mehr in Glynis Elcars Gewalt befand, konnte ich gegen die Frau und den Teufel etwas unternehmen.
Ich entfernte mich vom Landrover.
Jeden Felsen nützte ich als Deckung. Manchmal kletterte ich an einem hoch, um zu sehen, was geschah.
Asmodis »würgte« Numa, die sich im Kreuz befand. Bestimmt attackierte die Schlange die blinde Guanchengöttin in diesem Augenblick mit gefährlichen Höllenkräften.
Ich sah, wie sich Numas ebenmäßiges Gesicht verzog.
Sie mußte sich wehren, aber würde ihre Kraft reichen? Asmodis ließ sie seine Macht spüren. Er spielte gewissermaßen mit seinen schwarzmagischen Muskeln, um Numa zu peinigen und einzuschüchtern.
Ich wurde Zeuge einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse, wie ich sie noch nie erlebt hatte.
Aus den Querbalken des Goldkreuzes zuckten weiße Blitze. Sie sollten Asmodis treffen, doch er lenkte sie ab. Sie hieben mit großer Wucht gegen die umliegenden Felswände und sprengten Gestein heraus.
Dem Fürsten der Finsternis schien es darum zu gehen, das Kreuz zu erklimmen. Ich nahm an, daß er so davon Besitz ergreifen wollte.
Die Guanchengöttin wehrte sich mit unzähligen Blitzen, von denen jedoch kein einziger den Feind traf.
Mir fiel auf, daß die Blitzadern dünner und kürzer wurden. Numas Kraft ließ nach. Asmodis schien sie aus dem Kreuz herauszupressen.
Numa war verzweifelt.
Ihr Mund öffnete sich zu einem Schrei, den wir nicht hörten, ihre
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