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184 - Die Herren von Sydney

184 - Die Herren von Sydney

Titel: 184 - Die Herren von Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn und Stephanie Seidel
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einem Schwefelholz entflammte. In ihrem Schein hastete Roney ungefähr zweihundert Meter weit, bis er an die nächste Tür kam, die er mit einem filigranen Werkzeug öffnete.
    Auch diese Tür verriegelte er hinter sich. Dann hastete er durch eine andere Kellerebene und eilte schließlich eine Treppe hinauf, die in dem von wucherndem Dickicht bewachsenen, fensterlosen Ausstellungsraum eines deutsch-amerikanischen Autohauses mündete.
    Autos gab es hier schon lange nicht mehr: Als Kind hatte Roney gelernt, dass die Menschen in den Tagen vor der Eiszeit keinen Respekt mehr vor dem Eigentum anderer gehabt und Autos gestohlen hatten, um an Orte zu reisen, wo es sicherer war als hier.
    Die Wildnis hatte das Autohaus Daimler-Chrysler längst erobert. Der Parterreboden war aufgeplatzt.
    Überall wucherte es hellbraun und grün. Die neue Flora hatte nur selten etwas mit der zu tun, die man aus Bildbänden kannte. Am besten gediehen hier die Pilze.
    Sie waren fleischig, saftig und oft mannshoch. Viele waren zum Verzehr geeignet; andere wiederum fraßen angeblich Menschen.
    Roney schlich dorthin, wo früher Schaufenster Menschen von Karossen getrennt hatten. Hinter einem vom Wind angewehten Erdhügel hockte er sich hin und nahm die Richtung aufs Korn, aus der er gekommen war.
    Obwohl niemand ihn bis hierher verfolgt hatte, hatte sich die Aufregung nicht gelegt: Vor dem Hohen Haus eilten Bewaffnete hin und her. Der Panzer war zwar nicht zu sehen, doch Roney hörte das Zischen seines Motors und das Rasseln seiner Ketten.
    Was rechtfertigte diesen Aufwand? Die taten ja so, als jagten sie den Staatsfeind Nummer eins!
    Roney zweifelte plötzlich an der Richtigkeit seiner Erinnerungen. War Archer wirklich noch am Leben gewesen, als er das Büro verlassen hatte? Hatte ihn vielleicht jemand gefunden und die Gelegenheit genutzt?
    Es gab bestimmt noch ein paar andere Leute, die Captain Archer den Tod wünschten.
    Eins wurde Roney klar: Jemand wie er, der sich gestern Abend zum Narren gemacht hatte, gab einen verdammt guten Verdächtigen ab.
    Das Rasseln der Panzerketten kam näher. Roney legte sich auf den Bauch und spähte durch das Unterholz. Es so roch ätzend wie die Abgase des stählernen Ungetüms, das die Truppen des Hohen Hauses einst aus einem versunkenen Militärmuseum geborgen hatten.
    Aus dem Turmluk hinter der mehrere Meter langen Kanone ragte der Beobachter empor, der sich konzentriert umschaute. Roney presste seine Wange in den Schmutz und lauschte dem Pochen seines Herzens.
    Er wagte nicht zu atmen, obwohl der Panzer einen Höllenlärm machte.
    Als er vorbei war, atmete er auf. Er hatte Schwein gehabt, aber so konnte es nicht bis in alle Ewigkeit weitergehen. Er musste fort von hier. Abtauchen, so tief wie möglich.
    Roney fragte sich, ob er das Risiko eingehen konnte, sein Stadtquartier aufzusuchen, um ein paar Dinge zu holen, die ihm nützlich sein konnten. Doch es war zu gefährlich: Seine Kollegen kannten seinen Unterschlupf.
    Vermutlich hatten die Flieger sie längst alarmiert, sodass nun alle auf sein Auftauchen warteten.
    Nein, es war besser, wenn er vollständig in Deckung ging. Die Aufregung musste sich legen. Er musste Kontakt mit Kräften aufnehmen, die an seiner Beute interessiert waren. Langfristig musste er sich mit der Vorstellung anfreunden, Sidnee zu verlassen. Doch dazu brauchte er Dinge, an die er nur herankam, wenn er mit den entsprechenden Leuten redete.
    Roney durchquerte den Ausstellungsraum und ein halbes Dutzend Büros, dann schwang er sich durch ein scheibenloses Fenster in den Hinterhofdschungel und schaute zum Himmel auf.
    Es musste ungefähr Mittag sein. Die Sonne schien schon jetzt sehr hell. Es würde bestimmt wieder heiß werden. Bevor er überhaupt irgendwas tat, das ihn exponierte, musste er sich ein Quartier suchen.
    Und eine Flasche Feuerwasser auftreiben, damit das blöde Zittern in seinen Beinen aufhörte…
    ***
    Tara’nea war nicht gekommen, und das würde sie wohl auch nicht mehr. Agat’ol ging den Strand hinauf, sah sich um. Zwischen den Felsen am Rande der Bucht schimmerte ein Küstenpfad im Mondlicht. Vielleicht war es gut, ein Stück über Land zu wandern, um die Gedanken zu ordnen. Der Mar’os-Krieger zögerte, als er an seinen Waffen und der Kleidung vorbei kam, entschied aber letztlich, dass er sie nicht brauchte.
    Augustus Island war unbewohnt, das hatten die Mar’osianer erst vor einem Monat überprüft. Sie waren sehr vorsichtig bei der Auswahl ihrer wechselnden

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