1843 - Zwischen zwei Herren
planen, aber womöglich nicht in die Tat umsetzen. Wir müssen flexibel bleiben. Außerdem haben wir noch Zeit bis dahin. Du kannst es wohl nicht mehr erwarten, R-Bull?"
Er verwendet diese Anrede vermutlich scherzhaft, denn er hat sich längst unserer Namensgebung angepaßt. Sein Gesicht ist jedoch so ernst wie in den ganzen Tagen.
Die Nachwirkungen des Shiftings zehren immer noch an ihm. Ich schätze zudem, daß er im Augenblick zuviel Zeit zum Nachdenken hat.
„Stimmt", brummt Bully. „Mir ist todlangweilig. Ich habe mir außerdem von Fen-Qast mehr erwartet."
„Du kannst von ihm keine Eigeninitiative erwarten", verteidige ich den morschen Baumstumpf. „Er wird sich nicht von selbst Informationen besorgen, sondern nur das an uns weitergeben, was ihm selbst mitgeteilt wird. Schließlich hängt sein Leben davon ab, vergiß das nicht."
Er betrachtet die roten Härchen auf seinem Handrücken. Ich kann ihn verstehen, mir geht es nicht besser. Aber wir haben keine Wahl.
Wenigstens haben wir ein wenig Ablenkung durch die Schaltzehtrale, aber weder die Bildschirme noch die Ortung reichen weit - außerdem wollen wir uns nicht zu oft dort aufhalten, damit es nicht auffällt.
Wir können gar nichts tun, nur warten. Wie haben sich wohl die blinden Passagiere der frühen Erde einst verhalten? Die hatten es zumeist noch stockdunkel, zumindest auf den Schiffen, und bestimmt nicht so viele Vorräte. Man kann doch nicht die ganze Zeit schlafen!
„Glücklicherweise sind die Zentrifaal so ruhig, sonst wären wir uns längst an die Gurgel gegangen", wispert Bully, zu mir gebeugt.
„Reiß dich gefälligst am Riemen", murre ich.
Meine Nerven sind auch nicht mehr die besten; ich möchte nicht zusätzlich gereizt werden.
„Perry, was meinst du ...", fährt er gleich darauf zögernd fort, „dieser ... Ogondor hat nicht zufällig was mit Foremon zu tun?"
Daran habe ich auch schon gedacht. Nach Fen-Qasts Beschreibung sind diese beiden Wesen äußerlich identisch.
„Er fungiert wohl nur als Kommandant, als eine dieser >zerbrechlichen Gottheiten"<, versuche ich ihn zu beruhigen. „Ich glaube nicht, daß er von Foremon weiß oder ihn gar persönlich kennt."
„Du meinst also, selbst wenn dieses Segelohr uns noch auf den Fersen ist, daß sie nicht miteinander in Kontakt stehen?"
„Ich hoffe, sagen wir mal so. Wissen kann ich es natürlich nicht."
„Kurz gesagt, wir wissen einfach gar nichts."
„Stimmt."
„Es geht mir auf den Wecker!"
„Das immerhin weiß ich. Hilft uns das weiter?"
„Nein. Ich habe gehofft, du würdest wenigstens ein wenig mit mir streiten."
Er grinst mich unverschämt an, und ich muß lachen. Ich weiß nicht, wie Bully das immer schafft, aber es tut gut.
Fen-Qast Der Tasch-Ter-Man war erleichtert, als er an seine Arbeit zurückkehren konnte. Niemand schien seine vorübergehende Abwesenheit bemerkt zu haben, und er konnte so tun, als wäre alles wie bisher.
In der nächsten Zeit schlich er sich ‘noch ein paarmal zu den blinden Passagieren, aber es gab nichts entscheidend Neues zu berichten. In der Folge wurden die Abstände der Besuche immer länger.
Die Reise neigte sich allmählich dem Ende zu - und Fen-Qast wurde nachlässig in seiner Aufmerksamkeit.
Er fühlte sich jetzt weitgehend heimisch und sicher. Da er die meiste Zeit allein arbeitete und von Ogondor direkt eingesetzt wurde, glaubte ei seine Position sicher.
Um so schockierender war es deshalb für ihn, als Gersch-Ner sich plötzlich während einer Dienstpause bei ihm einfand.
„Ogondor will dich sprechen", eröffnete er Fen-Qast.
„Mich?" fragte der Techniker erstaunt. „Nun gut, ich möchte nur noch ein wenig ruhen, dann ..."
„Nein, jetzt gleich", unterbrach ihn Gersch-Ner.
„Ist es so wichtig?"
„Außerst brisant. Ich soll dich gleich abholen."
„Und weißt du, worum es geht?"
„Keine Schliere."
Fen-Qast war verwirrt, aber noch nicht beunruhigt. Möglicherweise war ein wichtiges System außer Kontrolle geraten, und Ogondor wollte ihm den Auftrag persönlich, ohne Mittler, erteilen, damit keine Fehler passierten.
Aber was, bei allen Sümpfen, konnte das sein, wenn er sofort zu erscheinen hatte?
„Ich hoffe, es ist nichts Ernstes mit dem Schiff", spekulierte er auf dem Weg zur Kommandozentrale.
„Glaube ich nicht", entgegnete Gersch-Ner. „Das müßte mir bekannt sein. Ich denke, es handelt sich eher um dich."
„Um mich?"
Jetzt war Fen-Qast alarmiert.
Natürlich bestand die Möglichkeit, daß
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