1846 - Lockvogel Larissa
gesagt?«
»Die Fachleute.«
»Ja, weil sie an etwas anderes nicht denken konnten.«
»Aber du tust das – oder?«
»Ja, ob du es nun glaubst oder nicht. Ich tue das. Ich habe einen anderen Verdacht.«
»Und welchen?«
»Ghouls, Tanner, einfach nur Ghouls. Du weißt, wovon ich spreche?«
»Ja, leider. Du meinst damit die Leichenfresser.«
»Genau.«
Tanner stöhnte. »Dazu kann ich dir beim besten Willen nichts sagen. Damit habe ich nie zu tun gehabt, auch nicht, als wir zusammenarbeiteten. Von dir weiß ich, was Ghouls sind, aber das ist auch alles.«
»Du musst dich da raushalten, aber ich denke, dass ich einsteigen werde.«
»Das ist deine Sache. Ich wundere mich nur, dass du mich angerufen hast, denn ich bearbeite die Fälle nicht.«
»Kennst du denn die Namen der Toten?«
»Ja. Der eine heißt Melvin Scott, der andere Ray Parker. Dieser Parker war ein Privatdetektiv. Deshalb kann es auch sein, dass er bei seinen beruflichen Aktivitäten über diese Person gestolpert ist. Also, möglich ist alles, denke ich mal.«
»Okay, da hast du mir schon einen großen Gefallen getan. Jetzt brauche ich nur den Namen des Kollegen, der den Fall übernommen hat.«
»Den kann ich dir geben, aber er wird dir kaum weiterhelfen können, das sage ich dir schon jetzt.«
»Schade.«
»Nun ja, mach dir nichts draus. Vielleicht stellt sich alles als ganz harmlos heraus. Und der Kollege, der die Fälle bearbeitet, der heißt Jason Fox.«
»Ist er neu?«
»Ja, ziemlich. Er kommt aus Manchester.«
»Gut, dann werde ich mich mit ihm in Verbindung setzen. Hat er denn schon von mir gehört?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Ist aber möglich.«
»Dann bedanke ich mich für die Auskünfte.«
»Bitte, bitte, keine Ursache.«
»Und noch schönen Gruß an deine Frau.«
»Werde ich machen.«
Suko hatte zugehört. Jetzt fragte er mich: »Bist du schlauer geworden? Oder hängst du zwischen Baum und Borke?«
»Nein, das will ich nicht so sagen. Ich bin schon schlauer geworden, aber nicht richtig.«
»Und deshalb fährst du los?«
»Genau.«
»Und wohin?«
»Zu einem Kollegen, der Jason Fox heißt.«
»Gut. Dann halte ich hier so lange die Stellung.«
»Tu das, Suko …«
***
Der Kollege Fox sah nicht aus wie ein Fuchs. Wenn man einen tierischen Vergleich heranziehen wollte, dann eher wie ein Kuschelbär. Er brachte einiges auf die Waage, und seine untere Gesichtshälfte wurde von einem braunen Bart eingenommen, das ließ ihn älter aussehen, als er war.
Ich hatte ihn zuvor angerufen, damit er sich auf meinen Besuch vorbereiten konnte. Als ich sein Büro betrat, in dem er allein saß, obwohl es noch einen zweiten Schreibtisch gab, stand er auf und kam mir mit der ausstreckten rechten Hand entgegen.
»Ich grüße Sie, Mister Sinclair.« Er schüttelte mir heftig die Hand. »So einiges habe ich von Ihnen schon gehört, und da kann man wirklich nur staunen.«
»Na ja, so schlimm ist es nicht.«
»Ha, ha, man kann nie wissen. Möchten Sie einen Kaffee? Zur Not kann ich auch mit Tee dienen.«
»Danke, nichts von beiden.«
»Okay.« Der Kollege ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen, der recht weit nach unten sackte. »Und jetzt bin ich gespannt, wie wir zurechtkommen. Sie haben mir ja schon erklärt, worum es im Prinzip bei Ihnen geht.«
»Um die beiden Morde.«
»Auch um den Täter?«
»Sicher.« Ich lächelte. »Der Täter ist wichtig. Und ich will herausfinden, ob ich mich da auf der richtigen Spur befinde, wenn ich das vergleiche, was ich alles gehört habe.«
»Was haben Sie denn gehört?«
»Dass Sie noch keine konkrete Spur haben.«
»Ist wohl wahr.«
»Und was haben Sie bisher herausgefunden?«
Jason Fox schaute mich länger an als gewöhnlich. Sein Blick kam mir sogar traurig vor.
»Wenig, Kollege Sinclair. Wir haben leider zu wenig herausgefunden.«
»Was ist das Wenige denn?«
Der Kollege nickte vor sich hin. »Es ist lächerlich, aber eine Tatsache. Wir haben herausgefunden, dass der letzte Tote ein Privatdetektiv war, der nicht eben den besten Leumund hatte.«
»Es ist manchmal so.«
»Ja, und wir haben auch seinen Computer beschlagnahmt und uns die Festplatte mal angesehen.« Fox setzte ein breites Grinsen auf. »Wir fanden heraus, dass dieser Parker einen besonderen Draht zum Sex hatte.«
»Ach? Wieso?«
»Ja, er saß vor dem Bildschirm und hatte dann Kontakt mit einer Frau, die genau das für ihn tat, was er wollte. Sie wissen, was ich meine?«
»Klar.« Ich hatte von dieser
Weitere Kostenlose Bücher