1846 - Lockvogel Larissa
Gesicht, mir stieg auch ein widerlicher Verwesungsgeruch in die Nase.
»Müssen wir da unbedingt runter, John?«
»Ich denke schon.«
»Gut.« Suko holte seine Leuchte hervor, und ich tat es ihm nach. Nur so konnten wir herausfinden, wie tief das Loch war. Es konnte weit nach unten gehen, musste aber nicht.
»Sehr gut«, sagte Suko und nickte. »Schau dir das an.«
Ich sah ebenfalls hin und entdeckte, dass der Strahl von Sukos Lampe ein Ziel getroffen hatte. Es lag nicht weit unter uns. Man hätte springen können, ohne sich zu verletzen. Der Untergrund glänzte etwas feucht, aber das war okay.
»Hier ist sie nicht«, murmelte Suko. »Allerdings frage ich mich, wo sie ist.«
»Sie wird ein Versteck haben und nicht nur einen Fluchtweg«, sagte ich. »Als Ghoul muss diese Person sich verstecken können. Sie kann nicht immer sichtbar bleiben.«
»Dann sollten wir ihr Versteck finden und sie ausschalten.« Suko hatte es gesagt und lächelte mir zu.
Ich grinste nur zurück und machte mich an den Einstieg.
***
Als Hilfe stand mir eine kleine Leiter zur Verfügung, die an der Wand angebracht war. Das Metall war feucht, und ich musste achtgeben, nicht abzurutschen.
Während ich ging, drehten sich meine Gedanken weiter. Ich konnte mir vorstellen, in der Unterwelt zu landen, wo die Abwässer durch die Kanäle sprudelten. Auch darin hatte ich Erfahrung, aber so weit war es nicht, bis wir den Boden erreichten. Er bestand aus Beton und war sogar recht sauber. Fußabdrücke entdeckte ich keine. Dafür kam Suko und blieb neben mir stehen.
»Und?«
Ich leuchtete in die Umgebung. »Dann lass uns mal schauen, wie es weitergeht.«
»Einverstanden.«
Es gab einen Weg, aber der war uns noch versperrt, denn der Lichtkegel traf eine Tür, die aus Metall bestand. Das war der Weg, den wir gehen mussten, und wir glaubten nicht, dass die Tür abgeschlossen war. Ich drückte die leicht angerostete Klinke nach unten und zog die Tür auf. Durch einen Kontakt erhellten sich zwei Lampen an der Decke, die ihr Licht in einen Gang abgaben.
Ich schaute Suko an. »Der führt nicht in die Unterwelt.«
»Stimmt. Um die Abwasserkanäle zu betreten, müssten wir tiefer gehen.«
Wir gingen trotzdem weiter, und wir schnüffelten auch. Der Geruch war schwach, aber er war vorhanden, und beide empfanden wir ihn alles andere als angenehm.
Wir mussten nicht lange gehen, denn abermals stoppte uns eine Tür.
Diesmal zog Suko sie auf. Er ging dabei recht umsichtig zu Werke. Die Geräusche hielten sich in Grenzen, aber was wir sahen, das versetzte uns in leichtes Staunen.
Wir waren nicht in der Welt der Abwässer gelandet, sondern schauten in eine große Tiefgarage. Sie gehörte zum Haus, hatte eine niedrige Decke und nicht eben die beste Luft. Aber einen Ghoulgestank nahmen wir nicht wahr.
Suko sah mich an, ich ihn. Dann schüttelte er den Kopf und sagte: »Das war wohl nichts.«
»Stimmt.«
»Und jetzt?«
Ich hätte sagen können, dass wir anfangen sollten, die Garage zu durchsuchen, aber das brachte sicher nichts, denn keiner von uns glaubte daran, dass sich Larissa hier aufhielt. Wir hätten sie auch nicht riechen können, denn hier verflüchtigte sich der Gestank schnell.
Ich drehte mich wieder um. »Sollen wir den gleichen Weg zurück nehmen? Oder durch die Garage gehen?«
»Die Garage, denke ich.«
»Auch gut.«
Ich ärgerte mich. Wir hatten es oft genug mit Ghouls zu tun gehabt, und dann nicht nur mit einem. Ich konnte mich nur nicht daran erinnern, so an der Nase herumgeführt worden zu sein. Diese Larissa war ein raffiniertes Luder. Sie ließ uns an der langen Leine laufen und lachte sich ins Fäustchen.
Nicht jede Parktasche in der Garage war besetzt. Es gab genügend freie Flächen, und wir waren auch nicht allein hier unten. Immer wieder kamen Bewohner, um in ihre Autos zu steigen.
Ich wollte noch mal mit dem Hausmeister sprechen und ihn fragen, ob er etwas von dem Fluchtweg gewusst hatte. Durch eine andere Tür gelangten wir in ein Treppenhaus, das schnell hinter uns lag. Nur wenige Stufen ging es hoch, dann hatten wir wieder den normalen Wohnbereich erreicht und fanden den Hausmeister in seiner Wohnung, wo er am Tisch saß, telefonierte und sich dabei Notizen machte.
Vor ihm blieben wir stehen und warteten darauf, dass er das Gespräch beendete. Das geschah sehr bald. Er legte den Kopf zurück, nickte uns zu und fragte: »Na, haben Sie gefunden, was Sie suchten?«
»Wir haben etwas gefunden«, sagte Suko.
»Das hört
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