Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1849 - Der Unheilbringer

1849 - Der Unheilbringer

Titel: 1849 - Der Unheilbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatte. Ob das bei mir der Fall war, wusste ich auch nicht. Jedenfalls musste ich reden.
    »Du hast also deinen Schutzegel getroffen?«
    »Ja.«
    »Und wo ist das passiert?«
    »Hier.«
    »In diesem Zimmer?«
    »Klar.«
    »Und wie ist es dazu gekommen?«
    Jetzt gab er die Antwort nicht mehr so spontan. Er grübelte. Er zog auch die Nase hoch, er senkte den Kopf und dachte über seine Antwort nach, denn er wollte keine falsche geben. »Der Traum war so schlimm.«
    Mit der Antwort konnte ich nicht viel anfangen und auch der Pfarrer nicht, denn er schüttelte den Kopf.
    Ich fragte: »Kannst du uns das genauer erklären? Ich meine, den Traum beschreiben.«
    »Das ist schwer.«
    »Versuche es trotzdem. Es kann sehr wichtig sein.«
    Timmy nickte. Dann sortierte er noch seine Gedanken und fing an zu reden.
    Wir erfuhren von der pechschwarzen Wolke, die ihm wie ein Alb begegnet war. Sie hatte ihm Angst eingejagt. Sie war zu ihm gekommen. Sie hatte sich vor ihm aufgebaut, und sie war ohne sichtlichen Grund auseinandergeplatzt.
    »Was passierte dann?«, fragte ich.
    Der junge Mann holte erst mal tief Atem.
    »Ich sah, was drin war. In der schwarzen Wolke, meine ich, sie hat etwas verborgen.«
    »Und was war das?«
    Jetzt schloss er die Augen. »Ihn. Ja, ihn habe ich gesehen. Den verdammten Schädel, der sein Maul so weit aufgerissen hatte. Das ist sehr schlimm gewesen.«
    »Was war besonders schlimm?«, fragte ich.
    Die Antwort erfolgte prompt. »Die Zähne«, zischte er. »Ja, verflucht, es waren die Zähne. So lang und auch so spitz.«
    »Wie bei einem Vampir?«
    Da riss Timmy die Augen weit auf. »Wie bei einem Vampir«, flüsterte er. »Ja, er ist ein Blutsauger gewesen. Das habe ich genau erkennen können. Seine Zähne waren lang und auch leicht gebogen. Sie waren wie – wie – gefährliche Messer.«
    Er sagte nichts mehr und schüttelte den Kopf. Dafür hatte sich sein Vater wieder gefasst. Seine Erklärung klang kompromisslos.
    »Das ist er gewesen, John. Mein Sohn hat die Fratze des Vampirs gesehen, der hier begraben wurde und jetzt wieder frei ist, um das Unheil über die Menschen zu bringen.«
    Darüber musste ich erst mal nachdenken. Auch für mich, der ich meine Erfahrungen hatte, war es nicht einfach, das so hinzunehmen. Diese Aussage ging schon ein weites Stück an der Realität vorbei, aber ich hatte im Laufe meines Lebens schon die verrücktesten Dinge erlebt.
    »Warum sagen Sie nichts?«
    »Weil ich nachdenke.«
    Der Pfarrer beugte seinen Oberkörper leicht nach vorn. »Und? Was denken Sie?«
    »Ich bin bei Ihrem Sohn.«
    »Sie glauben ihm?«
    »Ja.«
    Burke stöhnte auf. »Dann wissen Sie auch, wen er gesehen hat. Der hat die Gestalt gesehen, die eigentlich im Grab hätte liegen müssen, die aber wohl rausgeholt worden ist, falls sie sich nicht selbst befreit hat. So muss man das sehen.«
    »Das denke ich auch.«
    »Dann bin ich ja zufrieden.« Burke stöhnte leise, dann wandte er sich an seinen Sohn. »Aber das ist nicht alles gewesen«, meinte er, »da muss noch was folgen.«
    »Ähm – was denn?«
    »Denke nach, Junge, denke nach.«
    Das tat Timmy. Plötzlich entspannte sich sein Gesichtsausdruck, er fing an zu lächeln.
    »Du meinst ihn, den Schutzengel?«
    »Genau den. Kannst du uns darüber mehr erzählen? Er war doch hier. Hast du ihn so echt gesehen wie den Vampir?«
    »Nein. Oder ja. Ich kann das nicht sagen, denn ich habe keine Erfahrungen mit Engeln.«
    Die hatte der Pfarrer auch nicht, und er suchte Hilfe bei mir, das sah ich seinem Blick an.
    Ich traf mit meiner Bemerkung genau das, was auch Timmy dachte. »Er war feinstofflich – oder?«
    Timmy überlegte einen Moment. »Das kann sein. Ich hatte schon vor seinem Erscheinen einen kühlen Hauch gespürt, und als ich nach ihm fasste, war diese Kühle wieder da.«
    Jetzt wurde Alan Burke aufmerksam, und er sprach mich dabei an. »Sie kennen sich aus, was – ähm – Engel angeht?«
    »Sagen wir so, Mister Burke. Ich weiß, dass es sie gibt.«
    »Daran glauben viele und …«, er lachte und schüttelte den Kopf. »Sie kommen mir vor, als hätten Sie die Engel schon gesehen oder einen näheren Kontakt mit ihnen gehabt.«
    »Das möchte ich nicht bestreiten.«
    Der Pfarrer konnte nur noch staunen. Dann wollte er eine Erklärung haben, aber die gab ich ihm nicht. Ich sagte nur: »Denken Sie an mein Kreuz, und denken Sie daran, was Sie gesehen haben. An den Enden waren Buchstaben eingraviert worden. Vier insgesamt. Und diese vier sind die

Weitere Kostenlose Bücher