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1849 - Der Unheilbringer

1849 - Der Unheilbringer

Titel: 1849 - Der Unheilbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fragte Lilly. Sie war die Kleine mit den gefärbten Haaren. Vorne rot und an der hinteren Seite giftgrün.
    »Wieso das denn?«
    »Du bist später gekommen.«
    Timmy winkte ab. »Das stimmt, aber nicht viel.«
    »Und jetzt?«
    »Gehen wir zu den anderen.«
    Lilly schaute Timmy von der Seite her an. Sie kannte ihn recht gut. Beide gingen in dieselbe Klasse. Es war alles okay zwischen ihnen, doch jetzt war sie schon skeptisch geworden und schüttelte den Kopf.
    »Du bist komisch geworden, ehrlich.«
    »Ha, ha, wie denn?«
    »So ruhig. So nachdenklich. Oder hast du Angst vor Halloween?«
    »Unsinn.«
    Lilly bewegte ihren Kopf. »Ich glaube doch. Ja, das kann ich mir gut vorstellen.«
    »Warum das denn?«
    Sie ging jetzt langsamer und sah dabei zu Boden. »Es gibt ja so ein Gerücht …«
    »Welches?«
    Lilly hob die Schultern. »So genau weiß ich das auch nicht«, sagte sie, »aber man hat gesagt, dass es ein Killer oder ein Monster ist, das die Gegend unsicher macht.«
    »Und das glaubst du?«
    »Weiß ich nicht. Aber es hat auch keiner dagegen gesprochen. So kann man davon ausgehen.«
    Timmy trat gegen einen Stein. »Das weiß ich nicht.« Er wollte nicht darüber reden. Es wäre fatal gewesen, seiner jungen Begleiterin etwas von dem aufgewühlten Grab zu erzählen. Die wäre unter Umständen durchgedreht. Nein, da war es schon besser, wenn er gewisse Dinge für sich behielt.
    Lilly hatte sich verkleidet. Sie trug ein weißgraues Totenhemd mit Aufdrucken wie Schädel, die entweder eingeschlagen waren oder auch bluteten. Sie war so etwas wie der bleiche Tod, denn auch ihr Gesicht hatte sie so geschminkt.
    Mit den anderen Freunden waren sie auf der großen Wiese vor dem Wald verabredet. Der Treffpunkt war nicht schlecht, denn so konnten sie sich entscheiden, ob sie erst zu den Hochhäusern gehen wollten oder zunächst noch in den nahen Wald. Sich für etwas entschieden hatten sie sich noch nicht, das würde kommen.
    Der Himmel zeigte sich grau. Zudem war Wind aufgekommen und trieb die ebenfalls grauen Wolken wie eine nie abreißende Wand vor sich her. Zum Glück regnete es nicht, und der Wetterbericht hatte auch keinen Sturm und Regen angesagt.
    Timmy Burke war recht still. Er blicke sich hin und wieder um, ohne allerdings etwas zu entdecken, es sei denn, er meinte die beiden Hochhäuser, die sich wie Fremdkörper in den grauen Himmel reckten. Die Häuser standen noch nicht lange auf der grünen Wiese. Knapp zehn Jahre. Sie hatten gebaut werden müssen, weil es viele Menschen aus anderen Ländern gab, die in das Vereinigte Königreich gekommen waren, um hier ihren neuen Lebensmittelpunkt zu finden.
    Es hatte zuvor einigen Ärger gegeben. Der Rassismus war überall, aber der Streit hatte sich nach einiger Zeit gelegt. Hier lebte man friedlich beisammen. Anders als im nicht weit entfernten London. In den Häusern lebten die Familien mit den Kindern, auch ältere waren darunter. Viele gingen mit Lilly und Timmy in eine Schule.
    Die beiden Häuser standen etwas erhöht. Wer sich in den oberen Etagen aufhielt, der schaute bis nach London, dessen Kulisse sich in der Ferne abhob.
    Der Beginn des lichten Waldes lag den Häusern gegenüber. Es war nur ein Platz zu überqueren, um das Ziel zu erreichen. Die Bäume standen nicht zu dicht zusammen. Es gab Lücken zwischen ihnen, aber die Kronen waren bereits zum Teil kahl geworden. So hatte das Laub eine Schicht auf dem Boden gebildet.
    Verabredet waren sie vor den Häusern. Auf dem freien Platz selbst gab es noch einen Spielplatz. Die Schaukeln und das Klettergerüst lagen verlassen da. Der Wind hatte die Blätter hingeschaufelt. Sie bedeckten den Sand. Kinder waren keine mehr zu sehen.
    Die beiden an dem Gestänge hängenden Schaukeln waren als Treffpunkt ausgesucht worden. Keiner von den Freunden wartete auf sie. Das wunderte die beiden.
    Lilly setzte sich auf eine Schaukel und bewegte sie leicht hin und her. Dabei fragte sie: »Warum sind wir hier alleine?«
    »Weiß ich auch nicht.«
    »Oder haben wir uns mit der Zeit vertan?«
    »Das kann auch sein.«
    »Würde mich schon wundern.« Lilly rutschte wieder von der Schaukel. »Jetzt sind wir zu zweit. Wir sollten zu fünft sein. Ich frage mich, wo die anderen drei geblieben sind.«
    »Keine Lust.«
    Lilly winkte heftig ab. »Quatsch. Das gibt es nicht. Sie hatten bestimmt Lust. Wie oft haben wir vom heutigen Tag gesprochen …«
    »Hast du denn dein Handy mit?«
    »Klar.«
    »Dann ruf doch mal an.« Timmy hätte es auch

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