185 - Die drei Gesichter des Todes
geladen war, riß er sie hoch, doch Xematha hinderte ihn daran, den Stecher durchzuziehen. Es war die tiefe Schwärze in ihren großen Augenhöhlen, die auf ihn einwirkte.
Er vermeinte zu sehen, wie sich ein Teil dieser Schwärze löste und auf ihn zuschwebte, und einen Herzschlag später befand sie sich in ihm.
Von diesem Moment an wußte er nicht mehr, was er tat.
Nach wie vor hielt er das Gewehr im Anschlag, aber er zielte nicht mehr auf Xematha, sondern drehte sich ganz langsam, wie in Zeitlupe, bis der Lauf auf Lisa gerichtet war.
»Schieß!« befahl ihm Xematha dann.
***
Mr. Silver kam enttäuscht und verstimmt nach Hause und erzählte Roxane von Tucker Peckinpahs Schwierigkeiten, Tony Ballard aus dem Gefängnis zu holen.
»Man hat fast den Eindruck, seine sagenhaften Beziehungen wären eingerostet«, brummte der Ex-Dämon im Beisein von Boram.
Der Nessel-Vampir - nur eine Dampfgestalt - stand reglos da und hörte zu. Reden war nicht Borams Stärke. Er war kein Freund vieler Worte, handelte lieber.
Schwarzblütler zu bekämpfen war für ihn nicht nur eine Aufgabe, sondern von existenzieller Wichtigkeit, denn er lebte von der Kraft der Feinde, die er vernichtete.
Sie wurde von ihm aufgenommen und in weiße Kraft umgewandelt. Allerdings kam er auch sehr lange ohne »Nahrung« aus.
»Sollten Peckinpahs Bemühungen nicht bald von Erfolg gekrönt sein, werde ich aktiv!« sagte der Hüne. »Tony hat ein Recht darauf, von mir zu erwarten, daß ich ihn da raushole.«
»Ich würde mit dir gehen«, sagte Roxane, die Hexe aus dem Jenseits, sofort.
»Ich auch«, meldete sich Boram mit seiner hohlen, rasselnden Stimme.
Mr. Silver nickte ernst. »Wir räumen Peckinpah noch eine kurze Frist ein. Danach nehmen wir die Sache in die Hand.«
***
Mago!
Als Lance Selby das verhaßte Gesicht des Schwarzmagiers erblickte, kam ein scharfer Fluch über seine Lippen. Mago war nicht nur für Chrysa eine tödliche Gefahr, auch er mußte sich vor dem Jäger der abtrünnigen Hexen in acht nehmen.
Schließlich war er vom Geist der weißen Hexe Oda »beseelt«. Damit stand auch er auf Magos Liste. Doch der Schwarzmagier ging stets sehr willkürlich vor.
Er mußte heute nicht unbedingt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollen. Vielleicht hatte er sich für diesmal nur Chrysa vorgenommen.
Oder nur mich? dachte der Parapsychologe und trat vom Fenster zurück. Mago war nicht mehr zu sehen. Aber Lance konnte sich auf seine Augen verlassen.
Er war vorhin garantiert keiner Täuschung erlegen.
Sollte er Chrysa informieren? Besser nicht, sagte er sich. Damit würdest du sie nur unnötig ängstigen. Er begab sich zum Telefon und wählte die Nummer des »Weißen Kreises«.
Daryl Crenna alias Pakka-dee, ein Mann aus der Welt des Guten, meldete sich fast augenblicklich. Als hätte er auf Lance Selbys Anruf gewartet.
Daryl hatte den »Weißen Kreis« gegründet.
Zwei weitere Männer aus der Welt des Guten - Mason Marchand alias Fystanat und Brian Colley alias Thar-pex -, waren nacheinander zu ihm gestoßen.
Heute gehörten diesem Bollwerk gegen die schwarze Macht noch der Hexenhenker Anthony Ballard und der weiße Werwolf Bruce O’Hara an.
»Ich möchte eure Hilfe in Anspruch nehmen«, sagte der Parapsychologe.
»Jederzeit«, erwiderte Daryl Crenna. »Was können wir für dich tun?«
»Drüben, auf dem Grundstück, das Tony Ballard gehörte, ist soeben Mago aufgetaucht, und ich habe Chrysa im Haus.«
»Verstehe«, sagte Pakka-dee. »Der ›Weiße Kreis‹ soll euch schützen.«
»Was dagegen, wenn ich mit Chrysa zu euch komme?«
»Absolut nichts. Ihr seid immer gern gesehen, wie du weißt«, antwortete der Manñ aus der Welt des Guten.
»Chrysa weiß nichts von Magos Auftauchen. Ich habe nicht vor, sie kopfscheu zu machen. Wir statten euch lediglich einen Besuch ab.«
»Geht klar«, sagte Daryl Crenna. »Wir erwarten euch.«
Professor Selby legte den Hörer in die Gabel. Als er sich umdrehte, sah er Chrysa in der Tür stehen. Ein Blick in ihr schönes Gesicht genügte, um ihn erkennen zu lassen, daß sie alles mit angehört hatte.
»Tut mir leid, Chrysa«, sagte Lance Selby seufzend. »Ich hätte dir die Aufregung gern erspart.«
***
»Schieß!« wiederholte Xematha. Barry Fielding zitterte, seine Augen schwammen in Tränen. In ihrer Grausamkeit ließ ihn Xematha begreifen, daß er seine Frau töten sollte.
Er hatte keine Möglichkeit, sich zu weigern, mußte tun, was das Skelett von ihm verlangte. Lisa war nur
Weitere Kostenlose Bücher