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185 - Die drei Gesichter des Todes

185 - Die drei Gesichter des Todes

Titel: 185 - Die drei Gesichter des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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mehr wüßtest, ob du ein Männchen oder ein Weibchen bist. Er ist ein Meister im Kaputtmachen von Menschen.
    Die Schritte verhallten, und Jüan Avilas’ Gedanken kreisten wieder um die baldige Freiheit. 300 Kilometer waren die Kanarischen Inseln vom afrikanischen Festland entfernt. In der heutigen Zeit, wo die Jets spielend 1000 km/h erreichten, war das ein Katzensprung.
    Nur 300 Kilometer trennten ihn von einer neuen Identität und einem neuen (alten) Leben. Alt würde es deshalb sein, weil er seine gewohnten Tätigkeiten wieder aufnehmen würde.
    Er konnte sich nicht ändern, denn er hatte nichts gelernt. Es gab keinen ehrlichen Beruf, den er ausüben konnte. Er würde sich also eine Menge Straftaten zuschulden kommen lassen, aber er würde besser als bisher darauf achten, daß das Maß niemals voll wurde, denn einmal im Gefängnis zu sitzen war eine Erfahrung, die ihm für das ganze Leben reichte.
    Ein anderes Geräusch erreichte sein Ohr.
    Ein leises Flattern…!
    ***
    Cruv wußte nicht, wer sich von ihnen beiden verändert hatte. Ist es Tucker Peckinpah, oder bin ich es? fragte sich der sympathische Gnom. Sehe ich die Dinge mit anderen Augen, seit ich in diesem Ofen beinahe draufgegangen wäre?
    Er war noch nicht wieder auf der Höhe.
    Hatte das schlimme Erlebnis mit Amphibia sein Urteilsvermögen getrübt? Hatte er den klaren Blick für die nüchterne Realität verloren?
    Peckinpah war nervös geworden.
    Vielleicht hing das mit seinen ungewohnten Mißerfolgen zusammen. Jahrelang hatte alles reibungslos funktioniert. Der Industrielle hatte an bestimmten Fäden gezogen, und die entsprechenden Leute hatten sich für ihn verwendet.
    Es mußte ihn ärgern, daß mit diesen Fäden plötzlich nichts mehr anzufangen war. Waren sie - da er sich ihrer lange nicht bedient hatte - morsch geworden?
    Manchmal hörte Cruv den Industriellen telefonieren, und dabei war ihm zuletzt der - unsinnige - Verdacht gekommen, es könnte Tucker Peckinpah vielleicht gar nicht ernst mit all dem sein, was er für Tony Ballard tat.
    Ich muß mich irren, sagte sich der Gnom von der Prä-Welt Coor. Tucker Peckinpah und Tony Ballard sind seit jeher ein Herz und eine Seele. Peckinpah kann es nicht ertragen, daß Tony im Gefängnis sitzt. Das macht ihn leicht reizbar, und er braust sofort auf, wenn etwas nicht nach seinem Willen geht, ist ungeduldig und hart in seinen Forderungen.
    Aber es hätte wenig Sinn gehabt, mit Tucker Peckinpah darüber zu reden. Erstens stand Cruv keine Kritik an seinem Brötchengeber zu, und zweitens wäre der Industrielle einer solchen ohnedies nicht zugänglich gewesen.
    Blieb nur für Tony Ballard zu hoffen, daß Peckinpah bald den richtigen Faden in die Hand bekam.
    ***
    Das Flattern wurde lauter. Juan Avilas setzte sich auf und schaute zum vergitterten Fenster. Feuchtkühle Meeresluft strich herein.
    Der Spanier lauschte dem Schlagen der dünnen Flügel und dachte an eine Fledermaus, die vielleicht in die Zelle wollte. »Bleib lieber draußen«, flüsterte er, »und genieß deine Freiheit. Ich wollte, ich könnte mit dir tauschen.«
    Ein Horrorfilm fiel ihm ein, den er kürzlich gesehen hatte. In einer Szene hatte sich der grausame Blutsauger in eine häßliche Fledermaus verwandelt, um ein hochgelegenes, vergittertes Fenster zu erreichen.
    Er war zwischen den Stäben hindurchgeflattert und hatte sich auf sein schlafendes Opfer gestürzt. Lange, spitze Zähne hatten sich in die Halsschlagader des schönen Mädchens gegraben, und dann hatte der Vampir mit gierigem Schmatzen getrunken.
    Daß es so etwas wirklich gab, hielt Juan Avilas für ausgeschlossen, deshalb hatte er auch absolut keine Angst, als er das Flattern vernahm.
    Da èr ohnedies nicht schlafen konnte, stand er auf.
    Auf Zehenspitzen, um Tony Ballard nicht zu wecken, begab er sich zum Fenster und erblickte einen großen Schmetterling - einen Totenkopffalter.
    So ein riesiges Exemplar hatte er noch nie gesehen.
    Der Schmetterling stieß sich ab und flog auf ihn zu. Juan hatte keine Angst vor ihm, hob aber trotzdem abwehrend die Hände. Es war einfach ein Reflex.
    Der Totenkopffalter flog über Avilas’ Hände hinweg und setzte sich auf seine Stirn. Der Häftling hatte den Eindruck, in seinem Kopf würde sich eine pechschwarze Nacht ausbreiten.
    Er wankte zurück und legte sich aufs Bett, den riesigen Schmetterling - der ihn »programmierte« - noch immer auf der Stirn.
    Juan Avilas bekam einen Auftrag !
    Xematha erwartete etwas ganz Bestimmtes von ihm.

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