1850 - Traumtod
Erzählung: Yamo Dormat kam immer wieder gerne in die Andromeda-Galaxis, um Halpat aufzusuchen, den dritten Planeten des Halpora-Systems.
Hier hatten die Haluter damals nach der Emigration aus der Milchstraße und einer jahrhundertelangen Odyssee im Jahre 906 NGZ eine neue Heimat gefunden. Da sich auf dem zweiten Planeten Dongan das Zentralplasma mit den 90 Millionen Posbis - und deren MattenWillys - niedergelassen hatte, ergab sich eine innige Zusammenarbeit von selbst.
Die Haluter bauten damals viele umfangreiche Forschungsstationen, um Waffen im Kampf gegen die Cantaro zu entwickeln, die die Milchstraße in einen undurchdringlichen Wall gehüllt hatten und die Galaxis beherrschten.
Und diese alten Forschungsanlagen waren es, die Yamo Dormat anlockten. Sein Volk war inzwischen längst wieder in die Milchstraße und zur alten Heimat Halut zurückgekehrt und hatte ihr mittels Planetenforming ihr altes Gesicht wiedergegeben. Aber wie Yamo Dormat, so zog es auch andere seiner Artgenossen nach Halpat, wo sie ideale Bedingungen vorfanden, um in aller Ruhe ihre Forschungen zu betreiben.
Man traf im Halpora-System immer wieder auf Posbis und deren Matten-Willys. Diese kamen allerdings nicht zu Zwecken der Forschung hierher, sondern aus nostalgischen Gründen. Man hätte sie geradezu Pilger nennen können. Es war bezeichnend, daß Roboter mit Plasmazusätzen, die nicht Kinder einer natürlichen Evolution waren, in vielen Belangen gefühlsbezogener waren als die so nüchtern denkenden Haluter.
Dieser Unterschied war es auch, der die Posbis und ihre Matten-Willys für Haluter manchmal so lästig erscheinen ließ. Aber im großen und ganzen kamen beide Zivilisationen und ihre Angehörigen recht gut miteinander aus.
Das Forschungszentrum auf dem Kontinent Merop erstreckte sich über nahezu 400 Quadratkilometer, und Yamo Dormat hatte es fast für sich alleine. Er teilte es lediglich mit dem uralten Kosmologen und Philosophen Thorn Jelen, der sich hier für immer niedergelassen hatte und sein Ende erwarten wollte. Wann immer Thorn Jelen danach war, stellte sich Yamo Dormat ihm für philosophische Diskussionen zur Verfügung.
Sie drehten sich zumeist um die höheren Entitäten wie Superintelligenzen und Kosmokraten sowie deren Einfluß auf die Bewohner des Universums.
Es gab aber noch jemanden, der sich in diesen Forschungsanlagen eingenistet hatte und sich manchmal zu einem unangenehmen Störfaktor entwickelte. Es handelte sich um einen Posbi und einen Matten-Willy. Der Posbi Elebor verhielt sich im großen und ganzen gesittet und zurückhaltend; er war sogar bemüht, Thorn Jelen zu unterstützen. Darum wurde er von dem Kosmologen geduldet.
Sein Matten-Willy Samba war solcher vornehmer Zurückhaltung jedoch nicht fähig und erwies sich mitunter als Quälgeist. Besonders dann, wenn er völlig unmotiviert in ernsthafte Diskussionen der Haluter hineinplatzte und seine unqualifizierte Meinung zu Themen abgab, zu denen er nicht befragt wurde.
Matten-Willys waren zwar intelligent, galten aber als über die Maßen vorlaut. Elebor hatte viel damit zu tun, sich für das Fehlverhalten seines Matten-Willys Samba zu entschuldigen. Thorn Jelen nahm diese Störungen mit der Geduld des Alters hin.
Seit die Tolkander vor über einem Jahr in die Milchstraße eingefallen waren, waren die höheren kosmischen Entitäten vergessen und die Invasoren das nahezu einzige Gesprächsthema der Haluter. Thorn Jelen prophezeite schon damals, als die Tolkander ihre Brutplaneten einrichteten, ohne daß die Galaktiker etwas dagegen tun konnten, daß sich diese Invasoren als schlimmste Plage erweisen würden, die die Milchstraße seit langem heimgesucht hatte.
„Sie sind eine viel schlimmere Plage als es unsere wilden Vorfahren, die Bestien, vor 50.000 Jahren gewesen waren", behauptete er.
Yamo Dornrat hielt das damals für die apokalyptische Übertreibung eines alten Mannes, dem die Freude am Leben und der Glaube an die Zukunft abhanden gekommen waren.
Als er diesmal nach Halpora kam, mußte er Thorn Jelen jedoch die traurige Nachricht überbringen, daß die Tolkander im September vergangenen Jahres in einer mehrere tausend Lichtjahre durchmessenden Region alles Leben ausgelöscht hatten. Unter anderem waren das Solsystem und viele weitere Hochburgen galaktischer Zivilisation betroffen. Damit bestätigte er die pessimistischen Prognosen des weisen Alten.
Thorn Jelen zeigte sich über diese Katastrophe längst informiert. Darum hatte er auch Zeit
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