1851 - Dreizehn Seelen für den Satan
Sie behandelte ihn wie ein kleines Hündchen. Das passte so gar nicht zu dem Mechaniker. Er führte sich auf, als sei er der willige Sklave der Unbekannten. So hatte sie ihn noch nie gesehen!
Immer heftiger brodelten Wut und Eifersucht in Susan, doch noch behielt ihr Verstand die Oberhand.
Die Fremde bedankte sich mit einem neckischen Zwinkern bei Robert für die Kleiderspende, dann wandte sie sich mit wiegenden Hüften ab und marschierte ins Freie.
Instinktiv drückte sich Susan enger an die Hauswand. Die hereinbrechende Dunkelheit gab ihr genügend Schutz. Dennoch stand ihr der kalte Schweiß auf der Stirn.
Wer immer die Fremde war, sie hatte instinktiv Angst vor ihr. Trotz ihrer Schönheit wirkte sie kalt und unnahbar. Es war besser, ihr nicht zu nahe zu kommen, das spürte sie ganz deutlich.
Susan atmete erleichtert auf, als die Unbekannte vorbeiging, ohne sie zu bermerken. Einen Moment lang blickte sie ihr noch hinterher und verfolgte, wie sie die Hauptstraße des Dorfes entlangging. Dabei bewegte sie sich wie eine würdevolle, finstere Königin.
Susan starrte ihr einen Moment lang fassungslos hinterher, dann wandte sie sich wieder der Garage zu.
Robert hatte sich mittlerweile erhoben. Reglos stand er da und starrte hinaus in die Dämmerung. Sein Blick war glasig. Er wirkte, als sähe er die nackte Schönheit immer noch vor sich.
Was war nur mit ihm geschehen? Hatte ihm die Fremde so den Kopf verdreht?
Susan beschloss, die Antworten herauszufinden, indem sie Robert einfach fragte.
Übergangslos setzte sie sich in Bewegung und marschierte mit weit ausgreifenden Schritten auf die Werkstatt zu. Robert schien sie zunächst gar nicht zur Kenntnis zu nehmen, als sie sich vor ihm aufbaute.
Jetzt versuchte sie nicht länger, sich zu beherrschen, sondern ließ ihrer Wut freien Lauf.
»Wer war die Schlampe?«, fragte sie mit zornesblitzenden Augen.
Ein klatschendes Geräusch wurde laut, als sie Robert eine schallende Ohrfeige verpasste.
Ihr Freund verzog keine Miene.
»Das war Dayna«, erklärte er in monotonem Tonfall. Seine Wange färbte sich rot.
Roberts Emotionslosigkeit stachelte ihre Wut nur noch mehr an. »Und weiter?«, fragte sie. »Mehr hast du mir nicht zu sagen?«
Der Glanz kehrte in seine Augen zurück. Ein abgründiges Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht.
»Sie hat neue Kleider gebraucht«, ließ er wissen. »Ihre alten Sachen haben nichts mehr hergemacht!«
Dabei deutete er mit dem Fuß auf ein Bündel abgerissener, schmutziger Kleidungsstücke, die ihre besten Zeiten lange hinter sich hatten.
»Und da hast du dir gesagt, du gibst ihr einfach meine?«, fragte Susan ungläubig. Sie konnte es nicht glauben.
»Natürlich«, bestätigte Robert strahlend. »Eine Königin muss angemessen gekleidet sein, aber bis sie etwas Besseres gefunden hat, werden deine Sachen sicher ausreichen.«
Nun, da er einmal redete, schien ihr Freund richtig in Fahrt zu kommen. Begeisterung leuchtete aus seinen Augen, als er Susan an den Schultern griff.
»Weißt du, sie hat große Pläne mit uns«, ließ er sie wissen.
Susan runzelte die Stirn. Sie fühlte sich von Minute zu Minute unbehaglicher. »Was für Pläne?«
Seine nächsten Worte ließen sie unwillkürlich zusammenzucken. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken.
»Sie wird uns dem Satan opfern«, antwortete Robert, ohne dass das Lächeln auf seinem Gesicht auch nur um einen Millimeter verrutschte. Er meinte den Satz todernst, das konnte Susan erkennen. Hastig versuchte sie, sich von ihm loszumachen, doch Roberts Hände lagen wie Stahlklammern auf ihren Schultern. »Durch unser Blut wird sie auf ewig jung und schön bleiben. Ist das nicht eine Ehre?«
»Dem Satan opfern?«, fragte Susan ungläubig. »Du hast sie doch nicht alle … und jetzt lass mich endlich los!«
Unendlich langsam schüttelte Robert den Kopf.
»Ich kann dich nicht gehen lassen«, sagte er sanft. »Warte nur ab, wenn du ihr erst einmal tief in die Augen gesehen hast, wirst du erkennen, was uns für eine Ehre zuteil wird!«
Darauf hatte Susan verständlicherweise keine allzu große Lust.
»Lass mich los!«, wiederholte sie, diesmal deutlich schärfer. Dennoch war das ängstliche Vibrieren in ihrer Stimme deutlich wahrnehmbar.
Robert antwortete nicht. Stattdessen lächelte er sie weiter an. Er musste verrückt geworden sein. Ja, da war es! Er hatte schlicht und einfach den Verstand verloren.
Noch einmal versuchte Susan, sich vergeblich loszureißen. Ihre Angst
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