1851 - Dreizehn Seelen für den Satan
erst einmal, einen Blick durch die trüben Fenster zu werfen.
Die Idee war gut, aber Dunkelheit und Schmutz machten es unmöglich, etwas im Inneren des Hauses zu erkennen.
Es half nichts! Ich musste mich wohl oder übel ins Ungewisse stürzen.
Also atmete ich noch einmal tief durch und trat dann mit gezückter Waffe durch den Türrahmen. Sofort hüllte mich ein fauliger, abgestandener Gestank ein. Ich verkniff mir nur mit Mühe einen Hustenfall.
Jetzt erst knipste ich die Taschenlampe wieder ein. Der Mondschein drang nicht bis ins Innere des Hauses vor, sodass es ohne Licht unmöglich war, etwas zu erkennen.
Kaum, dass sich der breite Lichtkegel seinen Weg bahnte, konnte ich schon die rostrote eingetrocknete Lache auf dem Boden des Hauses erkennen.
Ich musste nicht erst in die Knie gehen, um zu sehen, dass es sich um Blut handelte. Ich war am Ziel!
Hier also hatte es Dawson erwischt.
Mit zusammengekniffenen Augen leuchtete ich in die einzelnen Winkel der Hütte. Auf den ersten Blick schien das Innere aus einem einzigen großen Raum zu bestehen. Nichts deutete daraufhin, dass sich hier noch jemand aufhielt. Ich steckte die Waffe wieder ein, um mich genauer umzusehen. Vielleicht fand ich ja noch etwas Interessantes.
Die abwesende Miss Atkins schien keinen allzu großen Wert auf Luxus gelegt zu haben. Der Eindruck drängte sich mir jedenfalls auf.
Auf einem nahen Tisch konnte ich verschmutztes Essgeschirr erkennen. Fliegen und Maden taten sich an verdorbenen Lebensmitteln gütlich.
Unwillkürlich verzog ich das Gesicht, um mich dann angeekelt abzuwenden.
Aber so schnell gab ich nicht auf. Das konnte schließlich nicht alles sein. Jemand hatte hier gelebt und diese Person war nicht sonderlich nett gewesen, wie Dawson schmerzhaft erfahren hatte.
Die Aura hing noch im Raum. Zwar reagierte mein Kreuz nicht, aber deutlich konnte ich eine zutiefst verdorbene Atmosphäre wahrnehmen. Kein Zweifel, hier hatte das Böse gehaust.
Doch wo war es nun? Vielleicht in Morley.
Das hätte erklärt, warum der alte Dorfpfarrer so eine Heidenangst gehabt hatte. Ich beschloss, ihn mir bei meiner Rückkehr noch einmal vorzuknöpfen. Mit einem Mal war ich mir nämlich ziemlich sicher, dass er mir genaueres darüber sagen konnte, was hier eigentlich vorging.
Nachdenklich brachte ich meine Untersuchung zum Abschluss, ohne auch nur einen Schritt weitergekommen zu sein. Die Hütte barg keine Überraschungen. Außer ein paar altertümlichen Kleidungsstücken, an denen sich schon die Motten gütlich getan hatten, war hier nichts zu finden.
Der Vogel war ausgeflogen.
Nachdenklich trat ich durch den Türrahmen zurück ins Freie. Es wurde Zeit, sich auf den Rückweg ins Dorf zu machen. Wenn ich etwas herausfinden wollte, dann dort!
Während ich vor der Hütte im Mondlicht stand, schlugen alle meine Sinne plötzlich Alarm. Das Gefühl herannahender Gefahr erwischte mich mit der Wucht eines Dampfhammers.
Instinktiv griff ich nach meiner Beretta, aber meine Reaktion kam zu langsam.
Ich wurde hinterrücks von einem Hieb getroffen, der mir fast den Kopf von den Schultern zu reißen drohte. Ein erstickter Schmerzlaut drang von meinen Lippen. Die Beretta fiel ins Gras, als ich einknickte. Hilflos kippte ich vornüber. Mein Bewusstsein verdunkelte sich.
***
Susan Blakely hatte das Gefühl, als sei sie bereits stundenlang durch die nächtlichen Wälder geirrt. Sie war abgekämpft und erschöpft. Alles in ihr drängte danach, sich einfach hinzusetzen und auszuruhen.
Doch sie wusste, sie durfte nicht schlafen. Nicht solange man ihr noch auf den Fersen war …
Immer wieder hatte sie während ihrer atemlosen Flucht Geräusche hinter sich gehört. Diese mochten vielleicht nur von Waldtieren stammen, aber darauf wollte sie sich besser nicht verlassen.
Irgendetwas war mit den Einwohnern von Morley geschehen und Susan wusste instinktiv, dass es besser war, ihnen nicht in die Hände zu fallen.
Beim Gedanken an Roberts teuflisches Grinsen wurde ihr immer noch eiskalt. Als er ihr verkündet hatte, dass sie als Satansopfer dienen sollte, war kaum noch etwas Menschliches an ihm gewesen. Seine Augen hatten gewirkt wie dunkle Kieselsteine. Jeder Gefühlsausdruck darin war erloschen gewesen.
Aber die übrigen Menschen in Morley waren nicht anders gewesen. Irgendetwas hatte in ihren Verstand gegriffen und sich daran zu schaffen gemacht. Irgendetwas oder irgendjemand.
Wieder hatte Susan die geheimnisvolle Nackte vor Augen. Plötzlich war sie davon
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