1851 - Dreizehn Seelen für den Satan
zurückgekehrt. »Wenn er schon seine Nase in unsere Angelegenheiten steckt, dann soll er auch hautnah daran teilhaben!«
Als die Hexe weiterredete, schien sie zu sich selbst zu sprechen.
»Es müssen dreizehn Seelen sein, die dem Teufel geopfert werden«, erklärte sie. »Nicht mehr und auch nicht weniger. Nein, genau dreizehn, denn dreizehn sind des Teufels Dutzend …«
Am Tonfall der Unheimlichen erkannte Susan plötzlich, dass es sich bei ihr mitnichten um eine bösartige Verrückte handelte, sondern dass der Teufel eine sehr reale, greifbare Bedrohung war.
Und noch etwas wurde Susan klar.
Wenn nicht bald ein Wunder geschah, dann würde sie diese Nacht nicht überleben …
***
London.
Es war spät geworden, doch immer noch saß Suko im Büro und starrte auf den Computermonitor. Schon vor einiger Zeit hatte er seine Frau angerufen, damit sie nicht auf ihn wartete. Der Chinese hatte diversen, längst überfälligen Papierkram zu erledigen. Alle anderen Mitarbeiter waren bereits nach Hause gegangen. Nur er hielt noch die Stellung.
Suko warf einen Blick auf die Uhr. Dass John sich noch nicht gemeldet hatte, beruhigte ihn ein wenig. Er war am frühen Nachmittag aufgebrochen und hätte normalerweise längst ein Lebenszeichen von sich geben müssen. Immerhin hatte er nur dem schwerverletzten Dawson auf den Zahn fühlen wollen.
Bis zum Justizkrankenhaus, in dem dieser Dawson lag, war es von London aus vielleicht eine Stunde Fahrzeit. Jetzt war es bereits nach Neun. John hätte also längst zurück sein müssen.
Suko kannte seinen langjährigen Partner. Wenn John auf irgendetwas Wichtiges gestoßen wäre, hätte er sich sofort gemeldet.
Je länger der Chinese auf den Monitor starrte, desto stärker wurde das ungute Gefühl. Kurz entschlossen erhob er sich vom Stuhl, ging um den Schreibtisch herum und nahm die Unterlagen an sich, mit denen sich John vor seinem Aufbruch beschäftigt hatte.
Nachdenklich begann Suko darin zu blättern.
John hatte ihm zwar in Kurzform berichtet, worum es ging. Den detaillierten Bericht hatte sich der Chinese jedoch noch nicht zu Gemüte geführt. Dies holte er nun nach.
Als er nach einer Weile die Papiere von sich schob, war ihm kein bisschen wohler zumute. Suko konnte es nicht begründen, doch er hatte das Gefühl, das John in einen ziemlichen Schlamassel hineingeraten war.
Suko wandte sich wieder dem Computer zu und rief ein Straßenkartenprogramm auf, um die Gegend zu studieren, in der man Dawson gefunden hatte. Er hielt es durchaus für möglich, dass sich John auf direktem Weg dorthin begeben hatte, um vor Ort weiter zu ermitteln. Warum er seinem Kollegen allerdings nicht Bescheid gegeben hatte, war ihm ein Rätsel.
Suko überlegte noch einen Moment, dann traf er eine Entscheidung und begann hektisch zu telefonieren. Zunächst versuchte er, seinen Freund über dessen Mobiltelefon zu erreichen. Vergeblich, was sein Unbehagen nur noch mehr steigerte. Dann versuchte er es im Justizvollzugskrankenhaus in Standford Hill. Hier hatte er schon mehr Erfolg. Die Neuigkeiten von dort waren allerdings auch nicht sonderlich erfreulich.
John war tatsächlich am Nachmittag dort gewesen. Nachdem Dawson offenbar seinen Verletzungen erlegen war, hatte er dem verantwortlichen Arzt gesagt, nach Morley weiterreisen zu wollen.
Wie Suko nach einem Blick auf die Straßenkarte feststellte, handelte es sich um ein kleines, verschlafenes Nest, das nicht einmal eine Stunde von Standford Hill entfernt lag.
Aus reiner Neugier tippte der Chinese den Namen des Dorfs in eine Internetsuchmaschine ein. Als er die ausgeworfenen Ergebnisse betrachtete, begann er zu frösteln.
Der Ort hatte offenbar eine bewegte Geschichte hinter sich. Im Jahr 1857, also vor 156 Jahren, war es dort zu einem Massaker an dreizehn Personen gekommen. Die Berichte aus jener Zeit drückten sich äußerst vage aus. Suko musste jedoch unwillkürlich an Ritualmorde denken.
Der Chinese verzog das Gesicht und ging die nächsten Treffer durch. Ein weiterer Bericht verwies auf die Ähnlichkeit der Bluttaten zu gewissen Ereignissen im Jahre 1701, also abermals 156 Jahre zuvor.
Aber dabei blieb es nicht. Suko spürte, wie sich ihm unwillkürlich die Nackenhaare aufstellten, als er lesen musste, dass sich entsprechende Vorgänge bis ins Jahr 1233 zurückverfolgen ließen.
Offenbar kam es in Morley in regelmäßigen Abständen zu einer Reihe außergewöhnlicher Bluttaten und so, wie Suko seinen Kollegen kannte, hatte sich John
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