Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1852 - Die Galornin

Titel: 1852 - Die Galornin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
finden von den Sorgen um Kaif und die Zukunft.
    Das Leuchten war heute besonders heftig. In
     
    *
     
    der Nacht würde es bis nach Baaken Baau hinein zu sehen sein. Der Drache schien hungrig zu sein.
     
    *
     
    Kaif Chiriatha hatte ihre Strafarbeit unverzüglich gemacht, nachdem sie in ihr Kinderhaus zurückgekehrt war, das sie sich mit 49 anderen Jungen und Mädchen teilte. Jedes Kinderhaus besaß zehn große Zimmer für je fünf junge Bewohner, von denen jeder seine eigene „Ecke" besaß. In einem elften Raum hatten die Kinder Gelegenheit, zu lernen, sich Filme anzusehen oder Informationen anderer Art abzurufen, die instruktiv für sie waren. Dort wurden zudem Feiern und andere Gemeinschaftsunternehmungen veranstaltet.
    Das siebte Zimmer schließlich teilten sich die beiden Erzieher, die in jedem Kinderhaus lebten und ihre Schutzbefohlenen rund um die Uhr betreuten.
    Es handelte sich durch die Bank um eingeschossige, flache helle Gebäude mit abgerundeten Ecken und Winkeln und viel Natur in der Umgebung. Die Bäume, Büsche, Wege und Häuser bildeten wie in Baaken Bauu weitestgehend eine Einheit. Es gab kaum irgendwo Ecken und Kanten oder sonstige Formen, die in der Natur nicht auch vorkamen.
    Kaif Chiriatha hatte für die Strafarbeit nicht einmal zwei Stunden gebraucht. Natürlich wußte sie, weshalb Seda Golaer sie ausgerechnet über das Thema „Raumfahrt" einen Datenaufsatz schreiben ließ. Die Erzieherin bildete sich tatsächlich ein, Kaif damit überrascht und beeindruckt zu haben, daß sie den Zugang zu einer imitierten Raumschiffszentrale geöffnet hatte. Jetzt wollte sie ihr beibringen, wie wichtig und nützlich das Reisen durch das Universum sei.
    Als ob sie das nicht selbst wüßte!
    Doch die Raumfahrt und der Weltraum, die Galaxis Plantagoo mit ihren Millionen von Welten jenseits der Grenzen der Dunkelwolke - das alles war nichts, was Kaif noch in Begeisterung versetzen konnte. Im Gegenteil, es langweilte sie, jedenfalls in der heutigen Form.
    „Was habe ich davon?" fragte sie Dauw Cballah, ihre einzige wirkliche Freundin in der Stadt der Kinder.
    Dauw wohnte im gleichen Zimmer und hatte auf sie gewartet; hatte neugierig gefragt, weshalb sie so spät gekommen sei. Beide hockten nun auf Kaifs Bett und starrten aus dem nach Süden gerichteten Fenster - dorthin, wo der orangefarbene Schein über dem Schacht und der ihn weitläufig umgebenden Mauer leuchtete.
    „Weltraumfahrt, wenn es nichts mehr zu entdecken gibt", lamentierte Kaif. „Plantagoo ist eine langweilige Galaxis, eine lahme Sternenwüste ohne Abenteuer. Und die Erwachsenen tun nichts, um das zu ändern."
    „Was sollten sie ändern?" fragte Dauw und hob beide Arme.
    Die rechte Hand war künstlich. Als sie gerade erst vierzehn Jahre alt und noch bei ihren Eltern gewesen war, draußen in Baaken Bauu, hatte sie beim Spielen einen schlimmen Unfall gehabt. Ein bislang unbekannter Erreger war ihre aufgeplatzten Finger und weiter an der Hand hinaufgewandert, bis der Körperteil in der Hoffnung amputiert werden mußte, daß sich das Gift nicht noch weiter in sie ausbreitete. Dauw trug stets einen den halben Arm hinaufreichenden Handschuh.
    „Andere Galaxien anfliegen", antwortete Kaif wie aus der Pistole geschossen. „Entdecken, erobern, so, wie es früher einmal war."
    „Das werden sie nie tun", sagte Dauw. „Davor haben sie Angst. Und außerdem sind das doch bestimt alles nur Geschichten - ich meine, das von früher ..."
    „Es sind nur Geschichten, ja, aber trotzdem wahr. Oder warum sind sie verboten und werden nur von den Älteren erzählt, wenn sie niemand hören kann? Warum belügen uns die Erzieher und sagen, daß immer Friede in Plantagoo war? Nur mit guten Worten hätten unsere Vorfahren Plantagoo nicht erobern können."
    „Vielleicht ist es ja so", meinte Dauw. „Trotzdem werden die Erwachsenen nie etwas ändern."
    „Dann müssen wir es eben tun, wenn wir die Erwachsenen sind und die Macht haben", sagte Kaif heftig, aber deutlich leiser.
    Die drei anderen in ihren Nischen brauchten es nicht zu hören. Niemand mußte dies hören, am allerwenigsten die Erzieher. Kaif war davon überzeugt, daß es Beobachtungs- und Abhöranlagen gab - was natürlich nie ein Erzieher zugegeben hätte.
    „Dann", flüsterte Dauw ebenfalls, „müssen wir erst mit dem Drachen spielen."
    Kaif lachte bitter und schüttelte die kleine Faust in die Richtung des Leuchtens.
    Mit denn Drachen spielen ...
    Es war das einzige, was die Kinder in Kaifs Alter

Weitere Kostenlose Bücher