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1856 - Shabazzas Gebote

Titel: 1856 - Shabazzas Gebote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einen Blick in die enge Kammer und erstarrte.
    „Das ist ein Irrtum", sagte er mit Nachdruck. „Was soll ich hier? Meine Aufgabe ist die Koordination von umfangreichen Einsatzkontingenten."
    „Da bist du hier richtig", schnatterte der Führer in Physandergestalt. „Dies ist deine Steuerzentrale."
    Zögernd trat Chlock ein und richtete das linke Facettenauge mit dem Mikroskopaufsatz auf den kleinen Tisch am hinteren Ende der Kammer.
    „Ein bißchen klein, die Steuereinheit", beharrte er. „Damit lassen sich ein paar Türen öffnen und schließen, mehr nicht."
    „Du befindest dich im Segment 4618-1212-457889", dozierte der Roboter umständlich. „Ympalor hat es dir in Absprache mit Avynshaya anweisen lassen."
    Ympalor also! Er hatte sofort geahnt, daß nur dieser Chaeroder dahinterstecken konnte.
    „Du kannst gehen", sagte Chlock ärgerlich und bewegte sich weiter in die Kammer hinein.
    Hinter ihm schloß sich die Tür. Der Physander war allein. Er trat an den Tisch und nannte seinen Namen.
    „Chlock, du bist soeben autorisiert worden, das Steuersegment zu benutzen."
    Er machte eine manuelle Eingabe und fragte die Zuständigkeit ab.
    „Nur vierzig Roboter", sirrte er empört. „Vierzig!"
    Er sank zu Boden und stieß mit dem Rücken an die Verkleidung des Tisches.
    „Es ist dir nicht erlaubt, den Tisch zu öffnen und Veränderungen vorzunehmen", meldete sich die Automatik.
    „Ich sitze auf dem Boden", entgegnete er. „Das ist alles."
    Eine Weile blieb es ruhig, dann meldete sich die Stimme erneut.
    „Goedda erwartet deinen Einsatz, Chlock. Es gibt keinen Grund, die Arbeit zu verweigern. Soll ich dich ablösen lassen?"
    Ablösen! Es klang harmlos, doch meist steckte die komplette Eliminierung dahinter. Ein einziges Mal in seinem Leben hatte er eine solche Eliminierung miterlebt.
    Die Roboter hatten dem Physander Poivres die Implantate einzeln aus dem Leib gerissen und keine Rücksicht darauf genommen, ob sie ihm Schmerzen bereiteten oder nicht. Zuletzt hatten sie seinen Kopf gespalten und sorgfältig jedes Metallplättchen und jeden Aufsatz entfernt. Danach waren sie mit den Überresten des Körpers zum nächsten Konverter geflogen.
    Seit jener Zeit betrachtete Chlock die Roboter unter völlig anderen Aspekten. Sie waren Befehlsempfänger und Vollzugsorgane zugleich. Sie führten die Befehle der Physander aus und kontrollierten diese gleichzeitig. In Wahrheit gehorchten sie einzig und allein dem Koordinator, nicht aber den Wahren Ingenieuren.
    Chlock wußte nur wenig über die Problematik seiner eigenen Herkunft. Er begriff immer stärker, daß seine Gedanken nicht mit derselben Gleichmäßigkeit abliefen wie bei den meisten seiner Artgenossen. Früher hatte er zu Grallra eine gewisse Affinität verspürt, doch seit ihrer letzten Begegnung war dieses Gespür dahin.
    Chlock wußte jetzt, daß er im Ernstfall mit derselben Unerbittlichkeit handelte wie die Roboter und der Chaeroder.
    „Ich brauche keine Ablösung", sagte er endlich. „Gib mir die genauen Positionen aller Roboter! Ich möchte mir einen Überblick verschaffen."
    Eine Wandfläche begann Wärme abzustrahlen. Chlock musterte sie mit dem Filter seines rechten Auges, der unter anderem Wärmebilder aufnahm und an das Gehirn weiterleitete. Die Maschinen waren in einem Umkreis von zehn Kammern um sein Steuersegment verteilt. Befehlsimpulse existierten derzeit keine. Zum Entsetzen des Physanders reagierten die Roboter ohne Ausnahme auf seine Kontrollabfrage und forderten ihn auf, ihnen Aufgaben zuzuweisen.
    Hastig rief Chlock eine Übersicht aller möglichen Einsatzgebiete auf. Es gab sie zu Hunderten und Tausenden, doch bis auf ein paar kümmerliche Ausnahmen deckten bereits andere Physander sie ab. Nicht einmal zur Steuerung der Nahrungsmasse für das Bauwerk konnten sie ihn gebrauchen.
    Entmutigt sank Chlock ganz zu Boden. Das hatte er allein Ympalor zu verdanken. Noch nie zuvor hatte ein Physander beim Wechsel des Schiffes eine andere Aufgabe zugeteilt bekommen.
    „Jeder steht an dem Platz, der für ihn bestimmt ist", sagte Chlock fast lautlos.
    Es war ein Fehler gewesen, Ockonea darum zu bitten, er solle mit ihm tauschen. Seither mißtraute Ympalor Chlock.
    Und Chlock begriff endgültig, daß er nie mehr aus der Rolle des Geächteten würde ausbrechen können.
    Wenn es dem Chaeroder paßte, schickte er ihn in einen Konverter oder ließ ihn irgendwo im Triebwerksbereich verglühen.
    Spurlos. Ein einzelner Physander besaß keine Bedeutung für

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