1856 - Shabazzas Gebote
herablassend.
„Ympalor will uns garantiert nur in Sicherheit wiegen."
„Wir nehmen die Einladung an", entschied der Arkonide. „Der Chaeroder wird sich wundern, wenn er denkt, daß wir es ihm einfach machen. Er hat es bisher nicht geschafft, uns gefangenzusetzen. Die Aussichten stehen auch für die Zukunft schlecht."
„Du solltest ihn nicht unterschätzen", warnte Myles. „Bestimmt läßt er überall Neutralisatoren in Positionbringen."
„Natürlich. Aber er rechnet nicht damit, daß wir auf direktem Weg bis ins Zentrum durchmarschieren."
„Du willst ..."
Atlan lachte leise in sich hinein.
„Erinnere dich einfach! Wir hatten es von Anfang an vor. Mit der Höhle des Löwen meinte ich nicht nur das Schiff, sondern auch das Steuerzentrum. Die Hinweise, die wir in Chlocks Speichern fanden, haben meinen Entschluß nur bestätigt."
Die Pikosyns meldeten, daß sie das Ende des Gliederschiffes erreichten. In Sichtweite voraus schloß ein Schott den Schacht ab. Es öffnete sich bei ihrer Annäherung, und sie entdeckten ein zweites, dessen Mechanismus sich ebenfalls in Gang setzte.
„Die Roboter bleiben weiter zurück. Voraus ist derzeit noch keine Bewegung festzustellen", kommentierte der Terraner das Ergebnis der Ortung. „Sie lassen uns tatsächlich durch. Und hinter uns machen sie die Festung zu. Wie siehst du das, Atlan?"
„Daß wir über Paratronschirme verfügen, scheint sich noch nicht bis zu Ympalor durchgesprochen zu haben", kommentierte der Arkonide. „Oder sollte Vergeßlichkeit zu ihren Handikaps in der Traumblase gehören?"
Sie rasten durch die Schleuse und beschleunigten. Das Schachtende befand sich achthundert Meter voraus.
Erst im letzten Augenblick bremsten die SERUNS ab und schlüpften in einen Korridor.
„Der Weg spielt keine Rolle, den wir jetzt zurücklegen", sagte er. „Wichtig sind die Zeit und das Ziel.
Wir dringen zu Ympalor und Avynshaya vor."
Avynshaya war ihnen vom Namen her kein Unbekannter. Es handelte sich um jenen Chaeroder, mit dem sie den ersten Kontakt am Rand des Solsystems gehabt hatten. Wenn man es so sehen wollte, dann hielt sich der oberste aller Lügner in ihrer unmittelbaren Nähe auf.
Die Ortung ergab, daß im Innern des Triebwerksblocks umfangreiche Verschiebungen von Metall stattfanden. Hochgerechnet auf die Masse eines einzelnen Roboters, hielten sich mindestens fünftausend der Maschinen dort auf.
Ein Zirpen in den Helmen ließ die drei Gefährten gleichzeitig aufmerksam werden.
„Was ist das?" fragte Myles Kantor aufgeregt. „Eine unbekannte Waffe?"
„Chlock", lautete die Antwort des Pikosyns. „Er hat ein Programm aktiviert. Es weist uns den Weg.
Mehr kann er nicht für uns tun. Ympalor wird ihn töten."
„Dafür sollten wir den Chaeroder über die Klinge springen lassen", fauchte Dao-Lin-H’ay. „Es wäre mir ein Vergnügen."
Atlan orientierte sich an dem Signal und flog in die Richtung, in der es intensiver wurde. Sie entfernten sich immer mehr von ihrem eigentlichen Ziel und fanden sich nach einem halben Kilometer und ein paar Flugsekunden in einem schmalen Tunnel wieder. Er führte in einen Raum mit annähernd fünfzig Meter Durchmesser und einer Anhäufung Schachteln. Auf den ersten Blick sah es aus, als habe hier jemand wahllos Metallkisten gestapelt. Erst bei näherem Hinsehen entpuppten sie sich als Konsolen und Schränke mit Steuermechanismen.
Ein letzter Impuls des Physanders wies darauf hin, daß sie sich in einer Anlage befanden, die unmittelbar mit der Leitstelle gekoppelt war. Dann schwieg die Botschaft. Der Cyborg meldete sich nicht mehr.
„Ympalor hat ihn eliminiert", sagte Myles leise. „Schade. Er wäre ein guter Begleiter für uns geworden."
„Aus Sicht der Tolkander ist er ein Verräter, ein Saboteur", schärfte Dao dem Terraner ein. „Und unser Feind ist er obendrein."
Atlan nickte.
„Er hat uns nicht geholfen, weil er von unseren Absichten überzeugt ist, sondern weil er Ympalor die Stirn bieten wollte. Im Prinzip hat er sich nur an das gehalten, was wir bereits wissen. Daß nichts dagegen unternommen werden darf, daß der Bund zum richtigen Zeitpunkt in Goedda aufgeht, also nach dem sechsten Flimmern." Er brach ab und wandte sich an den Terraner „Wir haben nicht viel Zeit."
Der Wissenschaftler hatte mit der Identifizierung der entsprechenden Konsolen und Eingabesysteme keine Probleme. Er benutzte Chlocks Kode und registrierte mit einem Schulterzucken, daß dieser noch immer Gültigkeit besaß,
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