1858 - Posbis weinen nicht
Daschmagan überhaupt nicht um die Eindringlinge kümmerten.
Sie bewegten sich in dem großen Büro, gingen von einer Bildwand zu= rück zu den hufeisenförmig angeordneten Arbeitstischen, setzten und unterhielten sich. Dann standen sie auf, gingen wieder zu der Wand, sprachen miteinander, aber ...
„Sie haben die Syntroniken überlistet", stellte Genswer sachlich fest. „Sie haben Holo-Aufnahmen von sich anfertigen lassen und lassen diese ununterbrochen abspielen. Dazu kommen ihre Wärmeemissionen und die Erschütterungen des Bodens beim Gehen, die ebenfalls aufgenommen und von Projektoren völlig synchron zu Bildern und Ton abgestrahlt werden, die nicht an das syntronische Tower-System angeschlossen sind. Gia de Moleon und Paola Daschmagan sind nicht mehr hier, Relebo."
„Aber wie konnten sie diesen Raum verlassen, ohne daß es bemerkt wurde?" fragte der Kommandant, dem Genswers Erklärung einleuchtete.
Es blieb allerdings die gerade von ihm gestellte Frage - nämlich wie es den beiden Terranerinnen gelungen war, die Überwachungssysteme durch ihre Holos so zu täuschen, daß sie sie noch immer für anwesend hielten, während die echten Frauen längst verschwunden waren. Ihre Flucht mußte doch beobachtet worden sein!
„Deflektorfelder hätten sie unsichtbar gemacht", funkte Dorinel, „aber nicht ihre Wärmeabstrahlung und die von ihnen hervorgerufenen Erschütterungen und die Luftverdrängung negiert, um nur einige Beispiele zu nennen."
„Gia de Moleon ist die Chefin des terranischen Geheimdienstes", sagte Relebo. „Sie kennt alle Möglichkeiten der Tarnung. Wir müssen akzeptieren, daß sie und Paola Daschmagan entkommen und auf der Flucht sind, auch wenn wir die Art ihres Verschwindens momentan nicht begreifen."
„Die Haluter haben den Virtuellbildner insgeheim weiterentwickelt", meinte Genswer. „Bei der großen Freundschaft beider Völker sollten wir davon ausgehen, daß jemand wie die Geheimdienstchefin in diese Forschungen eingeweiht war und auch die Möglichkeit hatte, sie in die Praxis umzusetzen. So hätte sie alle ihre Körperabstrahlungen zurück in ihr Büro projizieren lassen können, zu den beiden Phantomen."
„Es wäre eine Erklärung", meinte der Kommandant. „Doch sie hilft uns nicht weiter. Wir müssen die beiden Frauen über das syntronische Netz suchen lassen. Sicherlich sind sie noch auf Terra, denn sie werden sich nicht vom Philosophen entfernt haben wollen."
Dazu war als erstes nötig, die Projektoren für die Holos abzuschalten. Als dies geschehen war, schaltete Relebo sich mit dem Syntronnetz kurz und setzte die Jagd auf die Flüchtigen in Gang.
Die Posbis verließen den Tower, denn es war vollkommen unwahrscheinlich, daß sich die Frauen noch in ihm aufhielten. Sie stiegen in ihren Gleiter und hatten noch nicht abgehoben, als eine Alarmmeldung von Homer G. Adams eintraf.
„Ein weiteres Gliederschiff der Tolkander ist im Solsystem materialisiert und nähert sich Terra auf Kollisionskurs", teilte der Aktivatorträger mit.
Die Posbis erhielten ein Bild aus der GILGAMESCH. Sie sahen nun selbst, wie das gigantische, brockenförmige Raumfahrzeug der Erde entgegenraste und in den afrikanischen Kontinent einzuschlagen drohte. Es überraschte niemanden, daß die Katastrophe, falls es zu ihr kam, im Gebiet des Kilimandscharo stattfinden würde.
Doch dann verschwand das fremde Riesenschiff etliche Kilometer über der Erdoberfläche, noch bevor es in der Atmosphäre verheerende Stürme auslösen konnte, scheinbar im Nichts. Es war ganz plötzlich nicht mehr da, keine zwei Minuten vor dem möglichen Aufprall; verschwunden im Hyperraum oder einer anderen übergeordneten Dimension.
Relebo hörte die Stimme von Homer G. Adams. Er hörte, wie der Terraner aufatmete.
Doch ihm blieb nicht einmal die Zeit, seine Erleichterung zu artikulieren. Denn nun geschah etwas, .worauf die Posbis absolut unvorbereitet waren. Adams hingegen hatte gewußt, daß es dazu kommen würde - wenn auch nicht so früh.
Er hatte durch Atlan davon erfahren, und es war ein Teil, der erste, jener grauenhaften Zukunft, die er unter allen Umständen verhindern mußte.
Was jetzt kam, war allerdings nicht mehr aufzuhalten.
5.
6. Juli 1289 NGZ Das Flimmern Ymo und Galasch erlebten es in ihrem Haus am Rande der Stadt. Es kam wie ein Blitz über sie.
Plötzlich erfüllte sie ein furchtbarer Schmerz. Wie von starken Stromstößen geschüttelt, sprangen sie auf, gingen in die Beuge, taumelten mit dem
Weitere Kostenlose Bücher