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1858 - Posbis weinen nicht

Titel: 1858 - Posbis weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„auszubreiten", als habe es die bionische Verriegelung niemals gegeben.
    Relebo forderte sofort einen Statusbericht an und registrierte, daß er sich mit seinen beiden Begleitern nach wie vor auf dem Landeplatz ihres Gleiters vor dem TLD-Turm befand. Der Plasmazusatz schenkte den Posbis zwar Gefühle und die Fähigkeit zu eigenständigem Handeln und war, insbesondere bei der Kommunikation mit den organischen Intelligenzen, ein überaus wertvoller Berater, aber er konnte nie gegen den Willen des Robotgehirns die Kontrolle über den Körper übernehmen. Er konnte ihn, indem er das syntronische Gehirn beeinflußte, zwar in ‘gewissem Sinne indirekt manipulieren, doch niemals selbst steuern, wenn ein Posbi dies nicht wollte.
    Sonst wäre es wahrscheinlich bereits zur Katastrophe gekommen.
    Relebo drängte den Biozusatz ohne große Mühen in den Hintergrund zurück, bis der Status von vor dem Ausfall der Syntronik wiederhergestellt war. Davor hatte er jedoch genügend Gelegenheit gehabt zu erfahren, was das Plasma dachte und empfand.
    Von Dorinel kam die Meldung, daß er wiederhergestellt sei, dann auch von Genswer.
    Die Mitglieder der zweiten Suchgruppe funkten ebenfalls, daß sie unbeschädigt waren. In keinem Fall hatte es einen Eingriff in die souveräne Struktur der Posbi-Gehirne gegeben: keinen Datenverlust etwa, oder sonstigen Hardware- oder Programmierungsschäden. Relebo und sein Trupp waren in jeder Hinsicht funktionstüchtig, solange es nicht wieder zu größeren Irritationen durch das Plasma kam.
    Das Bioplasma war genauso plötzlich und unvorbereitet von dem mentalen Schlag überrascht worden, wie die Syntronik abgestürzt war, in derselben Nanosekunde. Es hatte alles das erdulden und erleiden müssen, was auch die Menschen in den ersten Minuten des Flimmerns durchgemacht hatten; diesen Begriff benutzten die Posbis allerdings nicht.
    Dann aber, als es vorbei war, hatte dem Plasma für rund sechs Minuten der Weg zurück ins Bewußtsein der Roboter freigestanden, denn mit dem Ausfall der Syntrons gab es auch keine bionische Verriegelung mehr.
    Es konnte allerdings dadurch nichts gewinnen. Solange die Syntron-Gehirne desaktiviert waren, hätten die Plasmazusätze auch bei Tolerierung durch die Roboter keine eigenen Aktionen ausführen können. Der einzige wirklich kritische Augenblick war jener gewesen, als Relebo und seine Begleiter wieder „erwachten" und in ihrem technischen Sinn kurzzeitig „benommen" waren.
    Der Kommandant funkte das Beiboot und Illgen an. Er hoffte, daß sich seine Befürchtung nicht bewahrheiten würde.
    Illgen maßte zugeben, unter dem Einfluß seines Plasmazusatzes das Fesselfeld um die vier Terraner abgeschaltet zu haben. Bevor diese aber in ihrer Verwirrung begriffen hatten, welche Chance sich ihnen bot, hatte der Robot das Feld und die Kontrolle wiederhergestellt.
    Es war nichts geschehen - bis auf die Veränderung, die mit dem Plasma und folglich auch mit den Menschen vorgegangen war. Und diese war überaus besorgniserregend.
    Das Plasma dachte nicht mehr in Kreisen. Dies war vollkommen verschwunden, als habe es seinen Zweck erfüllt. Das Plasma „dachte" im strengen Sinn überhaupt nicht mehr, sondern ertrank in einer Woge von Gefühlen, die um einen zentralen Wunsch kreisten: zu sterben, sich der großen Sehnsucht hinzugeben, als winzige Einheit Teil eines Ganzen zu werden und damit die Erfüllung zu finden.
    Es hatte durchaus eine Entsprechung in dem vorher registrierten Wunsch, als kleiner Kreis Teil eines Großkreises zu werden, aber sonst hatte es damit jetzt nichts mehr zu tun. Das Wunschziel des posbischen Bioplasmas war ganz klar: Es wollte sterben.
    Alles drehte sich für es nur noch um den Tod, und wenn man doch noch von einem Denken reden wollte, dann höchstens von einem Philosophieren über alle Facetten und Fragen der jetzigen und der späteren, heißersehnten Existenz als Teil eines Bauwerks, einer übermächtigen Entität, die den Namen Goedda trug.
    Es war dem Plasma egal, wie es starb, ob durch eine plötzliche Auslöschung oder durch die Vernichtung des Robotkörpers, in dem es steckte. Es schrie nach dem Tod und danach, zu Goedda befördert zu werden.
    Nichts auf dieser Welt und in diesem Leben schien mehr zu zählen. Das Plasma wallte und griff die Syntronikgehirne seiner posbischen Partner an.
    Vernichte dich!
    Relebo und seine Begleiter hatten einen Kampf zu bestehen, auf den sie nicht vorbereitet waren. Es .war viel schlimmer als vorher, wenn das

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