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186 - Wächter der Stille

186 - Wächter der Stille

Titel: 186 - Wächter der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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würden wir alle sterben. Wenn wir die Schleuse nehmen, hat wenigstens einer von uns die Chance, lebend heimzukehren!«
    Er legte eine Hand auf Quart’ols Schulter. »Es ist wichtig, dass dein Volk von Gilam’esh’gad erfährt! So wirst du vor dem Geheimbund rehabilitiert, und wer weiß, vielleicht bringt es eines Tages die Quan’rill dazu, Matt Drax als den wahren Freund zu erkennen, der er ist!« Vogler lächelte. »Dann war diese Reise nicht umsonst. – Mach schon, fahr los!«, fügte er hinzu, weil der Hydrit sich nicht bewegte.
    Quart’ol wandte sich der Steuerung zu, gab einen Befehl ein. Vor dem letzten Kontaktfeld hielt er inne. »Hör mal, Vogler. Kann sein, dass wir keine Gelegenheit mehr haben werden, miteinander zu sprechen. Deshalb tue ich es jetzt. Ich möchte dir sagen, dass ich dich als einen Freund betrachte und dass es mir eine Ehre war, dich zu kennen.«
    Das Kinn des Marsianers bebte verräterisch. Er drehte sich schnell weg und raunzte: »Ach, beweg dich endlich, Fischmensch!«
    Im nächsten Moment schrie er erschrocken auf. Quart’ol fuhr herum, folgte Voglers Blick zum Schleuseneingang.
    Hornplatten verdunkelten ihn. Mittendrin schwebte ein Auge.
    Riesig, hell und kalt. Es ruckte hin und her, musterte die Transportqualle.
    Entschlossen drehte sich Quart’ol um und hieb auf das letzte Kontaktfeld.
    ***
    Agat’ol war gerade von den Waffentürmen der Kuppel zurückgekehrt und dabei, auf seinen Soord’finn zu steigen, als er eine Erschütterung wahrnahm. Sie schien aus dem Inneren des Plateaus zu kommen und sich durch Schichten, Höhlen und loses Gestein fortzupflanzen.
    Noch bevor er darüber nachdenken konnte, was der Auslöser gewesen sein könnte, vibrierte eine zweite Welle durch das Wasser – und diese kam eindeutig von der Waffenkuppel her! An ihrer Ostseite hatte einmal etwas Mächtiges eingeschlagen; die Gehäuseplatten waren zerbrochen, manche Geschütze verbogen.
    Agat’ol glaubte irgendwo ein Rumpeln zu hören. Dann sah er, wie sich eine alte, vorgeschädigte Abschussrampe aus der Fassung löste. Sie kippte über den Rand, sank an der großen Kuppel herunter, schlug zwei Mal auf. Wolken von Muschelkalk und Sand wirbelten hoch.
    Was war das?, fragte er sich.
    Neugierig geworden, beschloss der Mar’os-Krieger, das Ganze näher zu untersuchen. Als er die Kuppel erreichte, war das Wasser noch immer voller Wolken. Zermalmte Fische trieben darin, und ein kopfloser Riesenhummer. Agat’ol griff sich den Leckerbissen, ließ seinen Soord’finn zurück und tauchte kauend ins Trübe. Hier und da schimmerten Steine aus der Dunkelheit, von Leuchtmikroben besetzt. Er nahm einen mit, musste aber bald erkennen, dass es nichts nützte. Nicht in dieser undurchdringlichen Brühe.
    Auch gut. Agat’ol machte kehrt, wollte davonschwimmen.
    Um den nötigen Schwung zu bekommen, stieß er sich an einem der Teile ab, die hier überall aufragten. Er hatte noch nicht ganz zugetreten, da brach die Hölle los.
    Plötzlich schien alles, was sich unterhalb des Mar’os-Kriegers befand, zu wütendem Leben zu erwachen. Felsstücke flogen hoch, noch mehr Staub. Eine schwere verformte Gehäuseplatte der Waffenkuppel ruckte, fiel wieder zurück.
    Agat’ol ahnte mehr, als dass er es sah, dass unter den Trümmern ein riesiges Wesen feststeckte. Es tobte gegen die tonnenschweren Gewichte an – stärker als jeder Waal, wilder als jeder Kampffisch.
    Agat’ol machte, dass er fort kam.
    Erst als er die herunter gestürzte Abschussrampe erreichte, blickte er zurück. Einen Moment lang glaubte er eine große schwarze Schwinge zu sehen, doch das konnten auch Sandwolken sein.
    »Verflucht!« Agat’ol zuckte zusammen, als ihm etwas Kaltes über die Schulter strich. Schon hatte er den Blitzstab in der Hand, fuhr herum, wollte feuern. Aber es war nur eine Baumalge. Er ließ die Waffe sinken, riss das Grünzeug beiseite. Plötzlich stutzte er.
    Hier unten gab es keine Baumalgen!
    Stirnrunzelnd musterte Agat’ol den seltsamen Fund. Wo kommst du her?, dachte er, natürlich ohne eine Antwort zu erwarten. Er erhielt sie trotzdem; dann nämlich, als sein Blick zu der Abschussrampe wanderte. Rings um deren Ecken und Enden stiegen Luftbläschen auf, wie an Perlenschnüren.
    Agat’ol tauchte zu einer hin, betastete den Felsengrund, aus dem sie kam. Beim Aufschlag der Rampe hatten sich Risse gebildet, Gestein war abgesplittert, und da war ein nicht unerhebliches Loch im Boden. Schwach, ganz schwach leuchtete etwas

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