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186 - Wächter der Stille

186 - Wächter der Stille

Titel: 186 - Wächter der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Außenwand verbog.
    Bionetisches Material war reißfest und haltbar, allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. Über einen Saurierangriff hatte man in hydritischen Zuchtlabors natürlich nie nachgedacht.
    Quart’ol und die Marsianer waren der Fischechse hilflos ausgeliefert. Sie hielten sich verzweifelt umklammert, schrien ihre Todesangst heraus – als das brutale Geschüttel unvermittelt aufhörte. Alles wurde still; es gab nur noch keuchenden Atem und rasenden Herzschlag.
    Zögernd ließen die Gefährten die Arme sinken. Quart’ol löste sich von den anderen, wandte sich der Steuerung zu. Er aktivierte den Antrieb. Weg, bloß weg hier! Da war noch der zweite Torpedo; er konnte ihn abfeuern, wenn er nur genug Abstand zwischen die Transportqualle und den Saurier bekam.
    Doch das war gar nicht nötig.
    Quart’ol stand noch konzentriert über die Kontaktfelder gebeugt, da merkte er aus den Augenwinkeln, dass etwas von unten ins Licht der Scheinwerfer trieb. Gleichzeitig begann Clarice zu kreischen. Quart’ol sah auf. Vor dem Bug kam der Shonisaurus hoch.
    Ohne Kopf.
    »Festhalten!«, befahl der Hydrit und schaltete auf vollen Schub.
    ***
    Brandung! Rauschende Wellen mit weißen Schaumkronen, darüber nichts als Luft gefüllte Weite. Elftausend Meter unter dem Meeresspiegel! Die Gefährten konnten es nicht fassen. Es machte nichts, dass der Himmel grün war und die Form einer Kuppel hatte. Hauptsache, er war da und verbreitete Hoffnung.
    Das tat er auch.
    Quart’ol hatte bei der Flucht Schwierigkeiten gehabt, die Transportqualle auf Kurs zu halten. Sie war nahe der seitlichen Meeresbegrenzung aufgestiegen, und im oberen Bereich gab es Schächte, durch die das Wasser abgepumpt wurde. Es mussten sehr leistungsstarke Maschinen sein, die dort am Werk waren, denn die Qualle schaffte es nur knapp, dem Sog zu entkommen.
    Inzwischen dümpelte sie auf den Wellen. Eine Oberflächenströmung trug sie in weitem Kreis dem Kuppelrand entgegen. Am unteren Ende, wo die Leuchtfläche in raues Gestein überging, befand sich eine Aufbereitungsanlage, die das Meer und seine Bewohner am Leben hielt. Da waren bizarr geformte Apparaturen, groß wie Waale. Weiter westlich ragte das Ende einer riesigen Pipeline aus den Felsen. Donnernd und schäumend stürzte dort gefiltertes Wasser zurück ins Meer. Hin und wieder kam der lange Hals eines Plesiosauriers aus der Gischt. Einmal schossen mehrere Fischechsen hoch und jagten in weiten Sprüngen über die Wellen. Sie erinnerten an eine Schule Delfiine mit ihren gebogenen Körpern und der Rückenfinne.
    Doch den Ichthyosauriern fehlten die Leichtigkeit und Lebenslust ihrer Nachfahren. Sie tauchten nur zum Atmen auf, nicht zum Spielen.
    »Wie kommen wir hier raus, Quart’ol?«, fragte Clarice. Sie zitterte noch immer. Jemand, oder eher: etwas hatte den mächtigen Shonisaurus mit einem Biss halbiert, und wer immer das gewesen war, für den konnte die vergleichsweise kleine Transportqualle nicht mehr als ein Appetithäppchen sein.
    Nicht erst jetzt fragte sich Quart’ol, ob ihm Einauge die Gefährlichkeit dieses unterseeischen Meeres nicht bewusst verschwiegen hatte. Es war offensichtlich, dass dieser Zugang zu Gilam’esh’gad eine einzige riesige Todesfalle war.
    Entweder hatten die Hydree über ein Transportmittel verfügt, mit dem sie gefahrlos dieses… Bestiarium durchqueren und zum tatsächlichen Eingang zur Stadt gelangen konnten – oder das Ganze entpuppte sich als Friedhof für alle Glücksritter, die glaubten, Gilam’esh’gad gefunden zu haben. Aber diese Gedanken behielt er für sich; zwei panische Marsianer waren jetzt so ziemlich das Letzte, was er gebrauchen konnte.
    »Wir finden schon einen Weg.« Quart’ol behielt die Steuerung im Blick, während er mit bewusst optimistischer Stimme antwortete. »Diese Aufbereitungsanlage da draußen hat sich ja nicht von selbst installiert! Es muss also irgendwo eine Schleuse geben. Die suchen wir jetzt, und dann…«
    Quart’ol brach ab, runzelte die Stirn. »Hmm-m! Merkwürdig…«
    »Was ist los?«, fragte Clarice alarmiert.
    Der Hydrit winkte sie zu sich. »Schau mal auf den Druckmesser! Entweder gibt das Ding gerade den Geist auf, oder hier herrscht tatsächlich ein geringerer Druck als im Meer.«
    »Wir sind im Meer«, meinte Vogler. Er klang etwas säuerlich.
    Quart’ol drehte sich um und lächelte mitfühlend. Während der Schüttelattacke des Sauriers war Vogler gegen den eigenen Schutzhelm geknallt. An seiner Innenseite klebte

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