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186 - Wächter der Stille

186 - Wächter der Stille

Titel: 186 - Wächter der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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herauf.
    Agat’ol hatte gehofft, dass unter diesem Plateau die verlorene Stadt Gilam’esh’gad liegen würde. Nun sah er seine Ahnung bestätigt. Unter dem Boden gab es einen Hohlraum, in dem Pflanzen wuchsen und in dem es irgendeine Art von Licht gab!
    Doch wie groß war die Höhle? Bot sie Platz für eine ganze Stadt?
    Erst schob er das lose Geröll nur zur Seite. Als er aber merkte, dass sich auch die großen Brocken unter der Splitterschicht bewegen ließen und das Licht mit jedem entfernten Teil weiter in die Tiefe zu gleiten schien, begann Agat’ol zu graben.
    ***
    »Schneller, schneller! Bei Phobos und Deimos und allen Göttern: Beeil dich, Quart’ol!«, rief Clarice erregt. Sie stand in der Transportqualle, dem Heck zugewandt, und verfolgte durch ein Netz elektrischer Entladungen den Angriff einer wütenden Kreatur.
    Das Weibchen des Aalmonsters war offensichtlich in der Nähe gewesen, als der Torpedo ihren Gefährten zerrissen hatte.
    Und nun folgte sie den Mördern, wild und begierig zu töten.
    Die riesige Fischechse passte nicht durch den Schleuseneingang. Sie versuchte es erst mit rücksichtslosem Hineinzwängen, doch das brachte nicht mehr als zerfetzte Haut und beißende Stromschläge. Inzwischen hatte sie ihre Strategie geändert.
    Hoch aufgerichtet stand sie vor der Schleuse, den Schwanz an einem Felsen unter Wasser verankert. Ihr Kopf war durch dicke Hornplatten geschützt, und sie nutzte ihn im Zusammenspiel mit dem gigantischen Körper als Rammbock, tödlich in seiner Wucht und von einem kalten, berechnenden Geist beseelt.
    Der erste Stoß zielte auf den Scheitelpunkt der Mauer am Schleuseneingang. Steine bröckelten, ein Riss entstand. Die schwarze Monsterechse schlug weiter zu, wieder und wieder.
    Sie blutete, doch es schien sie nicht zu kümmern.
    Erschütterungen liefen die Höhlenkuppel hoch, lösten weitere Felsplatten aus der Decke. Sie stürzten ins Meer.
    Dann, plötzlich, brach ein Stück Schleusenrand weg. Die Echse zögerte keinen Moment, glitt in den Tunnel und nahm die Verfolgung auf. Blitze zuckten, trafen ihren Körper auf seiner ganzen entsetzlichen Länge. Bald schmeckte das Wasser nach verbranntem Horn.
    Unterdessen litten Quart’ol und die Marsianer Höllenqualen.
    Das bionetische Material schirmte die Gefährten leidlich gegen die elektrischen Felder ab. Die quälend bange Frage allerdings lautete: Wie lange noch?
    An der Quallenhaut hatten sich riesige Brandpusteln gebildet. Sie schmorten vor sich hin, gelblich braun, und fraßen sich unablässig tiefer ins Gewebe hinein. Immer öfter fielen Teile der Steuerung aus. Quart’ol zog alle Register, um wenigstens den Kabinendruck halbwegs stabil zu halten. Er schaltete alle anderen Systeme auf Notversorgung und leitete die gewonnene Energie auf den Antrieb um.
    Trotzdem wurde die Qualle langsamer und langsamer.
    »Wenn dieser Tunnel nicht endlich ein Ende nimmt, schmort sie uns weg«, sagte Quart’ol gereizt. Irgendwie hatte er auf ein Wunder gehofft, das nicht kam. Es ärgerte ihn. Er wollte nicht sterben! Er wandte sich an Vogler, der ihm an der Steuerung assistierte. »Ich frage mich die ganze Zeit, wie die Hydree wohl durch die Schleuse gekommen sind!«
    Vogler zuckte die Schultern. »Schutzanzüge vielleicht?«
    »Hmm-m. Ich tippe eher auf irgendeine Automatik, mit der man diesen verdammten Strom abstellen kann!« Quart’ol schlug unbeherrscht gegen die Quallenwand. Genau dort hin, wo das züngelnde Ende eines Blitzes in einer Brandpustel stocherte.
    Er hätte es lassen sollen.
    Die Faust des Hydriten durchdrang das vorgeschädigte Gewebe, erzeugte ein Loch. Plötzlich hatte der niedrige Innendruck keinen Schutz mehr. Er löste sich auf im Druck der Tiefe, der durch die brandgeschwächten Stellen herein sprengte. Pluff, pluff, pluff ging es rundherum. Die Qualle kollabierte. Blitze zischten durch ihre Haut. Einer traf Quart’ol an der Brust, schleuderte ihn mit Macht gegen Vogler. Die beiden hörten Clarice noch aufschreien.
    Dann war das Weibchen des Monsteraals heran.
    Wie eine ins Gigantische mutierte schwarze Mamba flog die Monsterechse auf ihr Opfer los, riss das Maul auf – und krachte damit an die Tunnelwände. Sie versuchte es gleich noch einmal, doch das Ergebnis blieb das Gleiche. Sie bekam die Kiefer nicht auseinander. Ihr Schädel war einfach zu groß.
    Frust, Schmerzen und die quälenden, unablässigen Elektroschocks trieben die Echse zur Raserei. Sie wich ein Stück zurück, versteifte sich und flog

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