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186 - Wächter der Stille

186 - Wächter der Stille

Titel: 186 - Wächter der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Opfer von oben anpeilte, wie das grässliche Maul immer weiter klaffte. Reißzähne so groß wie Vogler stellten sich auf, ein ganzes Bataillon, und die tückischen hellen Riesenaugen glitzerten vor Mordlust. Den heran schießenden Torpedo bemerkte das Monster nicht.
    Der Countdown war fast zu Ende.
    Drei Sekunden noch. Quart’ols Augen wurden schmal.
    »Make my day!«, rief er und schlug die Hand herunter.
    (Clint Eastwood in »Dirty Harry«; Quart’ol liebt alte Filmzitate, die er durch Matt Drax kennt) Ein Inferno brach los, als der Sprengkopf explodierte. Das Monster zerriss in zwei Stücke. Eines davon wurde hoch in die Luft katapultiert. Blutiges Gedärm markierte seinen Weg.
    Rings um den Explosionsherd wuchsen Wellenberge empor, brachen und donnerten schäumend davon. Das ganze Meer war in Aufruhr. Und auch die Decke wurde in Mitleidenschaft gezogen. Gestein knackte, Risse verästelten sich, leuchtende Felsplatten mit Mikroorganismen regneten herab.
    Quart’ol zeigte Nervenstärke in dieser Situation. Während Vogler vor lauter Schreien in Atemnot geriet und panisch versuchte, seinen Schutzhelm zu öffnen, steuerte der Hydrit die Transportqualle auf den Kuppelrand zu. Es regnete Steine und Saurierteile. Das Meiste davon versank in den Fluten, doch auch die Transportqualle wurde getroffen, und bis Quart’ol die Schleuse erreichte, sah sie aus wie Frankensteins Nadelkissen.
    Ihr Rücken war gespickt mit Fleischfetzen, Splittern und Echsenzähnen.
    »Mach schon! Fahr da rein! Worauf wartest du denn?«, schrie Vogler verzweifelt, als Quart’ol die Transportqualle unvermittelt anhielt.
    »Da müssten Sperren sein, wegen der Saurier«, sagte der Hydrit nachdenklich. »Ich sehe aber keine, und das gefällt mir nicht!«
    »Willst du warten, bis das Blut im Wasser noch weitere dieser Monster anlockt?!«, blaffte Vogler. »Das war unser letzter Torpedo, schon vergessen? Wir sind wehrlos!«
    Er hatte Recht. Sie hatten keine Muße, lange zu warten, also aktivierte Quart’ol vorsichtig den Antrieb. Langsam glitten sie in den Schacht hinein.
    Blitze zuckten von den Wänden, tanzten wie suchend herum, schlugen in die Fleischstücke und Echsenzähne ein, mit denen der Quallenrücken übersät war, und wurden in Sekunden schwarz verkohlt.
    Der Beschuss hörte auf, als Quart’ol die Transportqualle zum Stehen brachte.
    Vogler rappelte sich auf. Er war über Clarice gestolpert, die ohnmächtig am Boden lag. Der Marsianer war aschfahl, sein Pigmentmuster sah aus wie Totenflecken, seine Stimme klang dünn. »Warum fährst du nicht weiter? Wir haben die Sperre doch passiert, oder?«
    Der Hydrit antwortete nicht gleich. Er stand mit gesenktem Kopf an der Steuerung, strich mit den Fingerkuppen über den Rand.
    »Siehst du die kleinen muschelförmigen Apparaturen an den Wänden rechts und links?«, fragte er dann. »Das sind Bewegungsmelder.«
    »Soll heißen?«
    »Die Schleuse ist unpassierbar! Jede Bewegung löst Stromschläge aus, dadurch werden eingedrungene Saurier zurück ins Meer getrieben. Einen Schlag oder zwei kann man überleben, aber durch einen kompletten Tunnel schwimmen, der unter Strom steht? Das funktioniert nicht.«
    Vogler atmete tief durch und dachte nach. Man konnte sehen, wie Panik und Anspannung aus seinen Gesichtszügen verschwanden, Platz machten für eine seltsame Ruhe. Der Tod schien unausweichlich, und jetzt, am Ende, bewies Vogler, dass er doch ein mutiger Mann war.
    »Welche Möglichkeiten haben wir?«, fragte er.
    Quart’ol seufzte. »Wir können umkehren und nach einem anderen Weg suchen, dieses Meer zu verlassen. Allerdings haben wir keine Waffen mehr, und wenn uns noch ein weiterer Saurier angreift, sind wir geliefert.«
    Vogler wies ins Dunkel der Schleuse. »Dann bleibt uns nur dieser Weg.«
    Quart’ol war irritiert. »Hast du nicht zugehört? Die Entladungen –«
    »– werden die Qualle vernichten, ja«, unterbrach ihn Vogler. »Wenn wir aber Glück haben und der Tunnel nicht zu lang ist, könnten wir in ihrem Inneren durchkommen.«
    »Was das für unsere Rückkehr bedeutet, brauche ich dir nicht zu erklären«, sagte Quart’ol düster. »Im Inneren des Plateaus mag der Wasserdruck für eure Anzüge erträglich sein. Draußen im Ozean werdet ihr zerquetscht.«
    »Vielleicht finden wir ein anderes Transportmittel in Gilam’esh’gad«, meinte Vogler. »Wir sollten es versuchen.«
    Quart’ol sah ihn zweifelnd an. »Ja, aber…«
    Der Marsianer winkte ab. »Bei einem Saurierangriff

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