1860 - Goedda
zufrieden -, und Cor Ilyur antwortete mit gebrochener Stimme.
Aber das nahm Irra’Anvete nur nebenbei wahr. Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die Kleine Mutter Lyeina selbst. Sie produzierte keine Larven mehr, sondern verwandte alles Bourree, das ihr zufloß, nur noch für sich selbst. Der Genetiker fühlte es instinktiv, daß der Azzamus kurz bevorstand. Aber Lyeina begann einfach nicht zu wachsen, obwohl ein kontinuierlicher Wachstumsprozeß vorgesehen war.
Ejy’Dogar kam zum Hypersender und füllte das ganze Bild.
„Irra, du mußt einschreiten!" beschwor er den Genetiker. „Du mußt diesem Irrsinn ein Ende machen.
Sprich endlich ein Machtwort!"
„Aus dem Weg, Ejy, du verstellst mir die Sicht auf die Kleine Mutter!" schrie Irra’Anvete zurück.
Als sein Assistent zur Seite wich, passierte es: Die Kleine Mutter explodierte förmlich, sie füllte in einem einzigen gewaltigen Wachstumsschub mit einem Schlag die gesamte Hyperraumstation aus. Sie erdrückte alles unter sich, quoll über die Geräte, drang durch alle Öffnungen.
Irra’Anvete sah mit den letzten Bildern, wie sie den Admiral, seinen Assistenten, Cor Ilyur und ihre beiden Helfer absorbierte. Dann brachten die freiwerdenden Energien die gesamte Station zur Explosion ... beziehungsweise wurde der Stützpunkt vom Hyperraum verschlungen, als der schützende Energiemantel zusammenbrach.
Was für ein sinnloses Opfer! dachte der Genetiker.
Das war ein großer Rückschlag für das gesamte Projekt Gullangoja. Wenn Irra’Anvete ein tröstliches Fazit ziehen konnte, dann dieses, daß Admiral Vel Tombass ihm nichts mehr anhaben konnte, was auch immer er ihm anzutun vorgehabt hatte.
*
Es fielen noch zwei weitere Stationen aus, KM-8 und KM-43. Die Ursachen dafür waren ähnlich wie bei KM19. Die Kleinen Mütter gerieten außer Kontrolle, begannen zu wuchern und verwandelten sich in alles verschlingende Organklumpen.
In dieser Phase war Irra’Anvete geneigt, an eine überhöhte Aggressionskonstante zu glauben, die die Galaxis Suuvar im Griff hielt.
Nun waren es nur noch 47 Stationen im Hyperraum, in denen die genetischen Experimente zur Schaffung von multifunktionellen Gebärorganismen vorgenommen wurden. Aber Irra’Anvete hatte aus diesen Rückschlägen gelernt. Er wußte jetzt zumindest, wie sie nicht vorgehen durften. Und es kam der Augenblick der Wahrheit, in dem Irra’Anvete erkennen mußte, daß keine der verbliebenen Kleinen Mütter den gewünschten Anforderungen entsprach.
Keine - bis auf Goedda!
Seine Kleine Mutter war die einzige, die jenen Maßstäben gerecht wurde, die er an einen Gebärorganismus stellteoder eigentlich: die das Kriegskommando von einem solchen erwartete.
Goedda war jedoch klein und noch nicht reif für die Serienproduktion von Kriegern. Und Goedda war zudem noch außerstande, eine Palette von sechs Kriegertypen zu gebären, dafür fehlten ihr die genetischen Voraussetzungen. Aber immerhin, Goedda zeigte den Weg, den Irra’Anvete gehen mußte, um einen Gebärorganismus mit omnipotenten Eigenschaften zu erschaffen.
Er ging mit seinen Mitarbeitern aus den anderen Stationen alle bisherigen Forschungsergebnisse durch, filterte jene Fakten und schied sie aus, die Mitschuld an den Fehlschlägen hatten. So ergab sich allmählich ein Bild, das aufzeigte, daß sie bisher fast alles falsch gemacht hatten. Sie hatten in geradezu kindlichem Ungestüm an Gebärorganismen herumgedoktert, einzig mit dem Ziel, einen solchen zu erschaffen, ohne sich jedoch weiterführende Gedanken über dessen Effektivität zu machen.
Die erschütterndste Erkenntnis war die, daß eine multifunktionelle Gebär-Mutter von erforderlicher Größe nicht machbar war. Man konnte nur spezialisierte Kleine Mütter klonen. Eine Mutter für Garraner-Krieger, eine Kleine Mutter, die für das Gebären von Ayrrisaer-Ablegern konzipiert war, und so weiter. Es stellte sich am Beispiel von Goedda nämlich heraus, daß die Gebärorganismen so etwas wie einen „Mutterinstinkt" entwickelten, obwohl keine Denk- oder Nervenapparate in sie eingepflanzt worden waren, die die Voraussetzungen für den Aufbau einer Gefühlswelt gewesen wären.
Aber so war die Situation in Suuvar nun mal: Die besondere Hyperkonstante sorgte nicht nur für einen höheren Aggressionspegel, sondern schlug wohl auch Kapriolen in emotionalen Bereichen. Jedenfalls entwickelte eine Kleine Mutter Instinkte, die sie dagegen in Aufruhr versetzte, „Bastarde" verschiedener Kategorien
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