1860 - Goedda
zu gebären und das machte sie erst recht zur Mutter von Monstren.
Man durfte jeder Kleinen Mutter zuerst nur die Gene einer einzigen Spezies implantieren, damit ihre Mutterinstinkte nicht rebellierten.
Das widersprach .allerdings den Wünschen des Kriegskommados, das einen einzigen Gebärorganismus verlangte, der imstande war, sechs verschiedene Kriegertypen zu werfen. Obwohl das praktisch unmöglich schien, fand Irra’Anvete auch dafür eine praktikable Lösung.
Die Kleinen Mütter waren nämlich auszutricksen. Die Rezept hieß: omnipotentes Gen- und totipotentes Zellmaterial!
Aber unter den verbliebenen 47 Kleinen Müttern war nur Goedda imstande, solche Genmanipulationen zu verkraften. Irra’Anvete kam schweren Herzens mit seinen Mitarbeitern überein, die anderen 46 Kleinen Mütter zu eliminieren und auf der Basis von Goedda neu zu erschaffen. Da Goedda jedoch auf Dunglo-Larven spezialisiert war, mußte man bei den anderen Müttern entsprechende genetische Manipulationen vornehmen, damit sie Larven anderer Spezies hervorbrachten. Das war kein Problem, das man nicht leicht in den Griff bekommen konnte.
Nachdem die 46 Kleinen Mütter eliminiert waren, mußten die sechsundvierzig Teams wieder von vorne anfangen. Aber alle waren überzeugt, daß sie sich damit auf Erfolgskurs begaben.
„Ich wußte von Anfang an, daß du etwas Besonderes bist, Goedda. Nun sehe ich deine Zukunft noch strahlender. Eines Tages wirst du zur Gullangoja erblühen, zur Mutter aller Krieger. Du bist die Ur-Mutter.
Zeige mir, wozu du imstande bist, Goedda. Schenke mir eine Dunglo-Larve."
Da Irra’Anvete überzeugt war, daß Goedda ihn verstehen, zumindest aber seine innere Einstellung empathisch wahrnehmen konnte, hütete er sich, sich über seine wahren Absichten zu äußern, um Goeddas „Mutterinstinkte" nicht zu verletzen.
Seit dem Tode von Ejy’Dogar arbeitete Irra’Anvete ohne Assistenten, und er entdeckte, daß er allein viel besser zurecht- und rascher vorankam. Er wußte selbst am besten, welche Schrittfolge bei den Experimenten einzuhalten war, so daß es zu keinen Verzögerungen und Rückschlägen durch falsche Manipulationen anderer kommen konnte.
Er arbeitete wie ein Besessener, Tag und Nacht hindurch, wiewohl es in der Station keine Zeitenwechsel gab. Und je tiefer er in seinen heiligen Eifer versank, desto rascher ging ihm die Arbeit von der Hand.
Es dünkte ihm selbst wie Aberglaube, aber bei allem Eifer war er darum bemüht, nicht über seine Arbeitsschritte nachzudenken, keine Gefühle dabei zu empfinden. Denn Goedda sollte nichts von dem erfahren, was er mit ihr vorhatte, was er ihr antun wollte. Er wollte ihr die Totipotenz geben. Aber er wußte nicht, ob sie damit einverstanden war. Also mußte er seine Vorbereitungen heimlich treffen. Er kam sich dabei ein wenig wie ein Verschwörer - vor. Und er vertraute sich diesbezüglich,nicht einmal seinen Mitarbeitern an, denn die hätten seine Einstellung gewiß nicht verstanden.
Und dann war es endlich soweit. Irra’Anvete holte Goedda langsam aus ihrem Dämmerschlaf, dem Zustand der Scheinschwangerschaft, und führte ihr in einer kleinen Dosis stark verdünntes Bourree zu.
„Schenk mir eine Larve, Goedda!" bat er mit feierlichem Ernst.
Und Goedda gebar ihm eine solche, nicht größer als das unterste, siebte Glied seines Armes.
„Was wohl aus dir werden wird?" fragte Irra’Anvete die Larve. „Wenn ich mich als Brüter zur Verfügung stelle, dann wirst du wohl ein prächtiger Ayrrisa."
Da erreichte ihn der Befehl, sich ins Kriegskommando zum Rapport zu begeben. Für Irra’Anvete brach eine Welt zusammen. Er dachte an die Fehlschläge vergangener Tage zurück, an den Tod von Admiral Vel Tombass und befürchtete nun, daß man dem Projekt Gullangoja den Todesstoß versetzen wollte.
Gumbul-Tren war nicht glücklich darüber, daß man ihm einen General nach Antscheid schickte. Aber er sah ein, daß die festgefahrene Lage einen guten Strategen erforderte, der endlich eine Entscheidung herbeiführte. So konnte es wirklich nicht weitergehen, das war Gumbul-Tren klar.
Was ihn als Ornasso wirklich störte, war die Tatsache, daß der General ein Garraner war. Garraner behandelten seinesgleichen zumeist wie den letzten Dreck.
Aber General Noo Asmurin verschaffte sich einen guten Einstand. Für Gumbul-Tren und seine Offiziere brachte er einige Happen Bourree als Aufputschmittel mit, für die gemeinen Soldaten gab es immerhin mit Bourree versetzten Sirup. Alle
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