1861 - Bomben für den Brutkosmos
nach Hirdobaan Tausende von Terranern und anderen Galaktikern elend ums Leben gekommen?
Und eben dieser Homer G. Adams maßte sich an ...
Meine Lider wurden schwerer und schlossen sich; ich dämmerte halb weg, bekam aber noch mit, was mit mir geschah. Ich war nur unfähig, in irgendeiner Form darauf zu reagieren.
Zusammen mit den anderen wurde ich in ein Beiboot von BOX-7443 geschafft und dann hinübergeflogen zur GILGAMESCH, dem legendären Flaggschiff von Camelot. Die GILGAMESCH war angeblich das beste, stärkste und modernste Schiff, das die Milchstraße derzeit aufweisen konnte; es sollte gespickt sein mit technischen Neuerungen aller Art. Aber erstens interessierte ich mich schon allgemein nicht für Technik, und zweitens war ich viel zu benommen, um mehr mitzukriegen als den Transport.
Man war so rücksichtsvoll, uns zur GILGAMESCH zu fliegen und nicht etwa per Transmitter an Bord zu bringen; aus Sorge um den Gesundheitszustand, konnte ich aus den Gesprächen aufschnappen.
An Bord der GILGAMESCH wurde ich in die Medo-Sektion geschafft; man packte mich in ein Bett, und kurz danach muß ich eingeschlafen sein.
Durch meine Träume geisterten Nachtmahre aller Art; entsetzliche Schreckgestalten, aber im Hintergrund war die Anwesenheit des Philosophen zu spüren, und so bekam ich die Alpträume vom Weiterleben allmählich in den Griff.
Ich erwachte, als eine warme Hand nach meinem linken Unterarm faßte. Ich öffnete die Augen und erkannte einen Mann, der sich über mich gebeugt hatte. Er lächelte freundlich und wirkte sehr zufrieden. Er mußte ziemlich groß sein, über einhundertachtzig Zentimeter, gut proportioniert, aber dabei nicht sonderlich athletisch wirkend. Er hatte ein kantiges, markant wirkendes Gesicht mit dunklen Augen. Der ebenfalls recht dunkle Teint stach kraß gegen die weißen Haare ab, die wahrscheinlich gebleicht waren; auf mich wirkte das ziemlich eitel und selbstverliebt.
„Guten Morgen", sagte der Mann. „Ich bin Doktor Julio Mangana, der Leiter des Medocenters der GILGAMESCH. Du weißt, wer du bist und wo du bist?"
Ich hätte diesem Fatzke am liebsten ein paar gescheuert, aber meine Kräfte reichten dazu leider nicht aus. Es reichte nur, um ihn wütend anzufunkeln und scharf zu antworten.
„Natürlich weiß ich, wer ich bin", zischte ich ihn an. „Und ich weiß auch, wo ich bin - in den Händen von gewissenlosen Schurken, von Verbrechern, Kidnappern ..."
„Mag sein, daß du das im Augenblick so siehst", entgegnete Mangana.
Der Kerl lächelte wieder. Wenigstens einen Menschen gab es, der außerordentliche Stücke auf ihn hielt ihn selbst nämlich.
„Und ich sehe keine Veranlassung, meine Meinung zu ändern", sagte ich scharf. „Es sei denn, du läßt mich sofort zur Erde zurückschaffen. Wenn du das tust, will ich alles andere vergessen." Ich lächelte in phantasierter Vorfreude. „Es ist dann nicht mehr wichtig."
„Wie fühlst du dich?" wollte Julio Mangana wissen. „Zuerst körperlich, dann seelisch. Ich möchte es möglichst genau wissen."
„Wozu?" fauchte ich ihn an. „Sag nicht, daß du mir helfen willst. Ich will keine Hilfe. Ich will nur zurück nach Terra."
„Um dort zu sterben, nicht wahr?" Er setzte sich auf einen Stuhl neben meinem Bett; nach wie vor lag seine rechte Hand auf meinem linken Unterarm. Sie fühlte sich warm und trocken an.
„Richtig", bestätigte ich. „Und das ist meine Sache, nicht deine. Ich weiß, wo ich sterben will, auf Terra und nicht in dem Raumschiff einer Verräterclique, in den Händen von Menschenräubern."
Mangana lächelte wieder. Er lächelte offenbar gern, weil er nett sein wollte - und damit man seine bemerkenswert schönen und weißen Zähne ausgiebig bewundern konnte.
„Nun, wo man stirbt, ist die eine Sache", sagte er; eigentlich hatte er eine ganz angenehme Stimme.
„Viel entscheidender scheint mir die Frage zu sein, wann?"
„Das mag für dich wichtig sein ..."
Ich drehte mich im Bett halb herum, damit ich ihm ins Gesicht sehen konnte. Es fiel mir ziemlich schwer. Meine Muskeln funktionierten einwandfrei, denn ich war körperlich vollkommen gesund - so gesund, wie eine Frau von 77 Jahren nur sein kann. Aber irgendwie fehlte mir zu fast allem, was ich hätte tun können, die Energie, sowohl die seelische als auch die körperliche Kraft.
„Das ist es für fast alle Menschen, die ich kenne", meinte der Arzt. „Die meisten wollen so alt werden, wie es nur geht!"
„Ich bin nicht die meisten", antwortete ich.
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