1862 - Aufbruch der Herreach
empor; ihr Nas-Organ blähte sich leicht auf und bebte zufrieden.
„Sie werden diese Lektion niemals vergessen, Yai", fügte sie leise hinzu. „Das ist gut."
„Aber wie können wir ihnen helfen?" wollte Vej Ikorad wissen. „Gewiß, wir sind immun, aber dieses Wesen wird immer größer und mächtiger ..."
„Ich weiß", unterbrach Presto Go. „Ich weiß. Doch wir werden einen Weg finden."
Presto Gos Zuversicht übertrug sich auf Caljono Yai. Sie vertraute der Obersten Künderin, immerhin hatte sie die Herreach durch die Alpträume geführt und sie bei der Öffnung des Fensters angeleitet.
Tarad Sul kam ihnen entgegen, er wirkte aufgeregt. „Ich komme gerade von der Unterkunft der Terraner. Sie sind völlig verändert!"
Caljono Yai fragte ihn nicht, wieso er auf die Idee gekommen war, ausgerechnet jetzt nach den vom Kritzelwahn befallenen Menschen zu sehen. Tarad Sul schien immer genau dort zu sein, wo sich etwas von Bedeutung ereignete. Auch die anderen stellten keine Fragen, sondern folgten ihm zu dem großen Reihengebäude in der Nähe des Bethauses.
Und tatsächlich, die Terraner schienen zum Leben erwacht zu sein. Vorher waren sie vollkommen apathisch und träge gewesen, mußten zu regelmäßigen Mahlzeiten gezwungen werden, hatten kaum auf Fragen geantwortet und ständig Kreise gemalt. Nun bewegten sie sich, gingen mit großen Augen aus dem Haus und durch die Straßen von Moond.
Sie wirkten nach wie vor verklärt, aber auf vollkommen neue Weise. Ihr Blick war weiterhin in weite Ferne gerichtet, jedoch schienen sie nun auch ihre Umgebung wieder zu erkennen. Sie standen in kleinen Grüppchen zusammen und unterhielten sich. Auf die Fragen der Herreach antworteten sie freundlich und bereitwillig, wenngleich auch ein wenig rätselhaft beziehungsweise wirr.
Caljono Yai verstand von alldem, daß der seltsame Wahn vorüber war. Sie hatten kein Verlangen mehr, Kreise zu zeichnen. Sie waren in eine höhere Bewußtseinsebene übergetreten und beschäftigten sich nun mit einem ganz anderen Thema: der höchsten Erfüllung, der größten Glückseligkeit, die ihnen versprochen worden war. Diese würde sich in verschiedenen Stufen offenbaren, von denen sie die erste gerade überwunden hatten.
Und die Mahnerin verstand noch etwas, das zentrale Thema, um das sich alle Unterhaltungen zwischen den Terranern nun unaufhörlich drehten: den Tod ...
„Ich versteh’s nicht", sagte sie zu Presto Go.
„Nun, der Tod hat bei den Menschen oder ihren Freunden eine ganz andere Bedeutung, das wissen wir doch schon lange", meinte die Oberste Künderin.
„Aber trotzdem ... normalerweise sind sie doch immer so voller Lebensfreude. Jetzt scheinen sie wieder normal zu sein, aber sie haben ihre ganze Lebendigkeit und Fröhlichkeit verloren."
„Auf mich machen sie keinen unglücklichen Eindruck."
„Nein, überhaupt nicht. Trotzdem stimmt da etwas ganz und gar nicht, Go. Ich glaube, wir sollten uns lieber beeilen, Atlan und die anderen zu befreien."
Presto Go legte nachdenklich das Nas-Organ in Falten.
„Damit könntest du recht haben", sagte sie schließlich. „Die Dinge beschleunigen sich. Du kennst das Verhalten der Terraner besser als ich, und wenn dich ihre Veränderung beunruhigt, dann werden wir wohl handeln müssen. Nicht, daß sich das am Ende noch auf uns überträgt."
Dieser Gedanke behagte auch Caljono Yai nicht.
5. 14. Juli 1289 NGZ Trokan: Die Entscheidung In den Tagen nach Goeddas Wachstumsschub machten die Herreach weiter wie bisher: die fanden sich zu Gebetsrunden zusammen und versuchten, das Tor zu stabilisieren.
Die Terraner brauchten nun nicht mehr versorgt zu werden. Sie machten allerdings keinerlei Anstalten, in ihr Lager zurückzukehren und mit Homer G. Adams Kontakt aufzunehmen. Sie blieben weiterhin in dem Gebäude, das Presto Go ihnen überlassen hatte, unterstützten sich gegenseitig und füllten die Zeit vor allem mit endlosen Gesprächen über den Tod oder stundenlangen Meditationen aus.
Sie versicherten den Herreach unaufhörlich, keine Hilfe mehr zu benötigen; dennoch blieben einige zur Beobachtung. Wenn schon ein Halbwesen wie ein Posbi einfach Selbstmord beging, war das bei den emotionalen Menschen sicherlich ebenso möglich.
Presto Gos Sorge war unbegründet; trotz des Wachstums und der stärkeren Beeinflussung, wie deutlich bei den Terranern zu sehen war, konnten die Herreach weiterhin einen Strukturriß schaffen. Jedoch wie bisher .nur kurz, ohne Stabilisierung, und es raubte
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