1864 - Vorabend der Apokalypse
in ihn eindrang.
Jeden Moment mußte es den ersten Toten geben.
Die Roboter, dachte Kaif. Natürlich, das Böse in ihr - war es von außen in sie gedrungen oder in ihr geweckt worden? - hatte mit ihnen andere Pläne gehabt, wollte sie zu Instrumenten der Vernichtung machen.
Aber sie waren tatsächlich das einzige Mittel, das jetzt noch eine viel größere Katastrophe verhindern konnte.
Kaif drehte sich um und lief zurück. Dabei spürte sie mit jedem Meter, wie sie wieder freier atmen konnte. Für galornische Verhältnisse rannte sie, eigentlich war es mehr ein sehr schnelles Watscheln, aber so kam sie zum Ring der Automaten und gab ihnen Befehle. Sie war außer Atem, konnte nur undeutlich und hastig sprechen. Aber endlich gelang es ihr, eine Kolonne von zehn Robotern in Marsch zu setzen. Sie erkannten ihre Identität und akzeptierten sie als Befehlsgeberin.
Kaif sah den Maschinen nach. Sie selbst wagte sich nicht mehr näher an den Schacht heran. Sie sah sie hinter der Ringmauer verschwinden und wartete mit heftig klopfendem Herzen, bis sie die Vollzugsmeldung erhielt.
Die zehn Roboter nahmen die gelähmten Drachenbauer, vielmehr deren Schutzanzüge, in Fernsteuerung und transportierten sie zum Transmitterkreis, wo sie einer nach dem anderen in ein medizinisches Zentrum abgestrahlt wurden; siebzehn Galornen unterschiedlichen Alters.
Siebzehn? fragte sich Kaif und wartete vergeblich darauf, daß noch einer folgte. Denn mit Duum Trelber waren es achtzehn gewesen.
*
„Du hast uns gerettet", sagte Pega Mrion. „Alle außer Duum Trelber. Es war ein Unglück, Kaif. Obwohl jeder von uns in diesen schrecklichen Minuten bereit gewesen wäre, ihn umzubringen, war es ein Unfall. Er verlor einfach den Halt, ohne gestoßen worden zu sein, und ..."
„... und stürzte in den Schacht", vollendete Kaif Chiriatha leise.
Mrion nickte. Er sah schlecht aus. Das Grauen hatte sich in seine Seele gefressen. Er war nicht mehr der, der er vor dem Versuch gewesen war, in den Drachen zu steigen. Keiner der Beteiligten war es.
Kaif Chiriatha auch nicht.
Sie saßen in ihrer Wohnung und tranken Säfte, denen beruhigende und wohltuende Wirkung auf Körper und Geist nachgesagt wurde. Beides brauchten sie jetzt. Die Drachenbauer waren in der Klinik einen Tag lang untersucht und behandelt worden. Die meisten von ihnen waren jetzt noch dort. Nur Mrion und wenige andere hatten darauf bestanden, auf eigenes Risiko entlassen zu werden.
„Kein Galorne kann mehr den Drachen betreten", wiederholte Pega, was er Kaif kurz nach der Begrüßung bereits gesagt hatte. „Ich habe es versucht, aber das, was aus ihm hervorquillt, ist wie eine Mauer.
Niemand kann sich gegen diesen Aggressionsdruck behaupten. Ohne den Einsatz der Roboter hätten wir uns alle gegenseitig umgebracht. Niemand darf mehr in die Nähe des Schachts, Kaif. Die Mitglieder unserer Gilde sind hilflos, und die Untersuchungen und Reparaturen, die am Boden des Schachts angestellt werden müßten, können Roboter nicht erledigen."
Er beugte sich vor und sah ihr in die Augen.
„Der Drache ist für uns verloren, Kaif Chiaratha", sagte er nachdrücklich. „Er ist zu unserem Feind geworden. Und es wird immer noch schlimmer, das Böse wächst. Die Stadt der Kinder ist schon verloren, und bald wird es ganz Baaken Bauu sein."
„Ganz ... Baaken Bauu?" fragte sie schockiert.
So deutlich hatte er es noch nicht gesagt, und auch sie hatte sich gegen den Gedanken gewehrt.
„Wenn es so weitergeht, ganz Helter Baaken", wiederholte er. „Der ganze Planet."
Kaif starrte ihn an und schwieg.
Noch vor ihrer Rückkehr hierher, als auch sie noch einige Stunden lang von Ärzten behandelt und schließlich auf eigene Verantwortung entlassen worden war, hatte sie endlich den Beginn der Evakuierung der Stadt der Kinder veranlaßt. Die Erzieher und Erzieherinnen, die noch bei gutem Verstand waren, hatten nur auf dieses Signal gewartet. Die Transmitter arbeiteten seither ununterbrochen.
Die ersten knapp 25.000 Kinderwaren unterwegs in den Weltraum, zu den Stationen. Wenn deren Aufnahmekapazität erschöpft war, ging es zu den Familien überall in Baaken Bauu, die sich bisher zur Aufnahme von Schülern bereit erklärt hatten - rund hunderttausend.
Das machte etwa die Hälfte aller Kinder aus.
Kaif Chiriatha sah sich zu etwas gezwungen, an das sie auch nie vorher gedacht hatte: die zwangsweise Zuteilung der restlichen 125.000 Kinder an Galornenfamilien.
Aber wenn sie auch dort nicht
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