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1865 - Zeit des Terrors

Titel: 1865 - Zeit des Terrors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eine Qual.
    Und doch muß ich, inmitten dieses Chaos, einen kurzen lichten Moment gehabt haben. Anders kann ich es mir heute nicht mehr erklären.
    Ich hatte plötzlich gewußt, wie ich die energetische Verankerung unserer beiden Schutzanzüge herstellen konnte. Also muß ich doch für diesen kurzen Augenblick bei Verstand gewesen sein.
    Wir kannten das: Plötzlich gerieten wir in eine Zone, wo die AggressivStrahlung nicht oder kaum wirksam war; wie eine Insel im allgegenwärtigen Haß. Perry nannte es später das „Jekyllund-Hyde-Syndrom". Doktor Jekyll, der brave Gelehrte, und Mister Hyde, sein bestialisches zweites Ich.
    Und als Perry so vor mir stand, völlig hilflos, da wußte ich wie durch Eingebung, was ich zu tun hatte.
    Der „Sofortumschalter", wie er sich gerne nennen läßt, war diesmal ich.
    Ich merkte, daß er den mentalen Wall nicht aus eigener Kraft überwinden konnte und daß ich es auch nicht können würde. Deshalb stieß ich ihn in den Schacht und gab im gleichen Moment meinem Schutzanzug die entsprechenden Befehle.
    Die energetische Verankerung zog mich mit. Als Perry über den Rand gekippt war, riß mich die unsichtbare Leine wie eine Titanenfaust von den Beinen und ließ mich ihm in hohem Bogen in den Drachenschacht folgen.
    Gleichzeitig aktivierte ich mein Antigravaggregat, das ich ebenfalls in dieser einzigen Sekunde der geistigen Klarheit entsprechend programmiert hatte. Das verhinderte, daß wir beide am Grund des Schachts wie zwei Puppen aufschlugen und zerschmettert wurden, die irgend jemand achtlos hineingeworfen hatte.
    Sofort umfing mich wieder die Strahlung. Wir waren nicht nur in den Schacht gestürzt, sondern auch in die herausschießende Säule, und alles um uns herum war orangerot. Ganze Universen aus Haß und aus berstender Zerstörungswut explodierten in meinem Schädel, und mein Körper fühlte sich an wie ein unter starken Stromstößen zuckendes, verbrennendes Etwas.
    Ich hörte Perry schreien. Ich spürte, wie wir fielen, aber langsamer wurden, bis wir der unbekannten Tiefe nur noch entgegenschwebten. Das von unseren Monturen ausgesandte Licht verschwand fast gänzlich in den dichten Schwaden um uns herum. Wir waren zwei Inseln in der rot und orange strahlenden Glut der Hölle, hilflos dem ausgeliefert, in was ich uns hineingestürzt hatte.
    Ich schrie jetzt auch. Ich konnte nicht anders, niemand hätte anders überleben können. Ich frage mich, welche Rolle unsere Zellaktivatoren dabei gespielt hatten. Unsere Mentalstabilisierung schützte uns nicht.
    Doch hätten auch Normalsterbliche das überstanden, was in diesen Augenblicken an Zerstörerischem auf uns eindrang - durch die Schutzkleidung, durch die Haut, durch die Wand jeder einzelnen Zelle unseres Körpers?
    Aber da war noch etwas anderes!
    Auch hier frage ich mich, wie ich in diesen schrecklich langen Sekunden beides überhaupt unterscheiden konnte. Ich konnte es einfach. Ich spürte es.
    Ich merkte, daß es einen zweiten mentalen Einfluß gab, neben der Aggressionsinduktion, der versuchte, an meinem Geist zu rütteln. Es war wie ein Saugen daran. Für Momente glaubte ich, daß sich die Aggressivität zurückziehe und ich dies auf diese Art wahrnahm.
    Aber das war es nicht. Etwas tastete nach meinem Bewußtsein und versuchte, daran zu zerren. Ich weiß es genau. Es kam zu den Qualen, die ich bereits zu erleiden hatte. Um mich herum wirbelte alles immer schneller. Wir sanken in der nach oben aus dem Schacht herausschießenden Flamme. Das stellte ich mir bildlich vor, doch die Flamme war eins, war die wie von einem Vulkan nach oben geschleuderte Aggressivität, und das andere ...
    Wenn es der Drache war, der da nach uns griff, dann sollte er sich die Zähne ausbeißen. Das schwor ich und stellte ihn mir wieder wie einen wirklichen Drachen vor, ein Ungeheuer, das greifbar und daher auch angreifbar war. So hatte ich meinen Verstand schon einmal schützen können.
    Wie lange mußten wir noch in die Tiefe schweben? Wann endlich erreichten wir den Grund des Schachts?
     
    *
     
    Ich hatte Perry nicht mehr sehen können. Ich schätzte, daß er zwanzig Meter unter mir geschwebt war.
    Die Lichter seiner Schutzkombi waren nicht stark genug gewesen, um das wallende Orange bis zu mir zu durchdringen.
    Aber ich wußte, wenn es wieder so war, dann mußte er den Schachtgrund erreicht haben. Ich kämpfte gegen das Chaos in meinem Schädel und schrie mir die mentale Überladung aus dem gepeinigten Leib. Ich versuchte, einfach zu

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