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1866 - Am Ende einer Hoffnung

Titel: 1866 - Am Ende einer Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Toten."
    Schnurrende Laute ausstoßend, drehte sie den Kopf schräg zur Seite, daß der Regen ihr Gesicht durchnäßte. Die Fellhaare begannen zusammenzukleben.
    Minuten später schwebten wir in die unterirdischen Anlagen hinab. Was die Arbeitsroboter innerhalb eines Tages geschaffen hatten, war in seiner Gesamtheit ergreifend - ein schlichtes, aber dennoch erhabenes Werk, das dem Opfergang der Spiegelgeborenen gerecht wurde.
    Das eigentliche Mausoleum war eine kuppelförmige Halle von nur zehn Metern Durchmesser und gleicher Höhe. Die Wände schienen das Licht von Milliarden Sternen widerzuspiegeln, ein atemberaubender Einblick in die Unendlichkeit. Modernste Holotechnik, eingefroren in einem Standbild, dessen Energiebedarf lächerlich gering war. Die eingegossenen Akkus würden ihre Tätigkeit noch in Jahrhunderttausenden versehen, ohne daß die Emissionen aus einer Entfernung von mehr als zehn Metern angemessen werden konnten.
    Im Zentrum des Raumes fand der energetische Schrein mit den sterblichen Überresten Platz. Über den Schwestern prangte ein Abbild des Solsystems.
    Homer sprach ein kurzes Gebet. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, das Vibrieren seiner Stimme zu verbergen.
    „... wir glauben, euch den letzten Wunsch erfüllt zu haben, Mila, Nadja", schloß er seine ebenso kurze Ansprache. „Saira wurde auf dieser Welt begraben und nun auch ihr. Ruht in Frieden.
    „Es war eine unruhige Zeit, in die ihr hineingeboren wurdet, und es war von Anfang an eure Aufgabe, anderen zu helfen." Dao-Lin-H’ay hatte die Arme vor der Brust überkreuzt und erwies den Verstorbenen die letzte Ehre. „Euch war nie die Möglichkeit gegeben, ein freies und unabhängiges Leben zu führen, selbst die Unsterblichkeit hat euch nicht mehr gegeben als nur das Gefühl, Auserwählte zu sein. Ich wünsche euch Frieden."
    Myles Kantor nickte nur knapp. Sein Blick fixierte die kristallenen Gesichter, dann wandte er sich wortlos um.
    Was sollte ich noch sagen? Die Vandemars hatten gekämpft bis zum Schluß, und sie hatten einen Kampf verloren, der nicht zu gewinnen gewesen war. Ich schlug mit der zur Faust geballten Rechten gegen meine linke Brust.
    „Nadja ... Mila ... mögt ihr für immer vereint sein, so, wie eure Körper einander umschlingen. Lebt wohl!"
    Die Roboter versiegelten das Mausoleum.
    Zurück an Bord der Space-Jet, löschten wir die Gedächtnisspeicher der Maschinen. Sie sollten niemandem preisgeben können, wo die Zwillingsschwestern ihre letzte Ruhe gefunden hatten.
    „Jeder Abschied ist ein klein wenig wie Sterben", sagte Homer, als die Jet startete. „Ich habe mich in fast drei Jahrtausenden nicht daran gewöhnt, und ich werde es wohl auch nie."
     
    5.
     
    Zweieinhalb Stunden hatten die Unsterblichen auf der Welt verbracht, auf der die Vandemars aufgewachsen waren. Sie hatten jede Störung von vornherein untersagt und nur für den äußersten Notfall einen Funkkanal offengehalten, für den Fall, daß Igelschiffe den Hyperraum innerhalb des Systems verließen und die GILGAMESCH angriffen.
    So kam es, daß Atlan, Homer G. Adams, Myles Kantor und die Kartanin erst nach ihrer Rückkehr an Bord mit den neuesten Nachrichten konfrontiert wurden. Es waren Daten, die sich auf Anhieb schwer einordnen und verstehen ließen, die aber zum Glück alle Befürchtungen als überflüssig darstellten.
    „Die Tolkander denken nicht daran, die Milchstraße mit ihren Flotten zu überschwemmen und Rache zu nehmen", meldete Kalle Esprot von Bord des Zentralmoduls MERLIN. „Uns liegen nicht nur Beobachtungen eigener Einheiten vor, sondern nahezu identische Aussagen von LFT-Schiffen und Patrouillenflügen anderer Völker."
    „Wir haben uns geirrt", sagte Sevia. „Egal ob Alazar oder Gazkar, ob Neezer, Eloundar oder wie sie auch heißen, sie schwärmen nicht aus wie Ameisen in einem zerstörten Haufen, sondern reagieren eher mit lähmendem Entsetzen. Möglich, daß wir sie in ein paar Tagen endgültig los sind."
    Kalle - Esprots Konferenzholo schüttelte energisch den Kopf. Demonstrativ fuhr der Ertruser sich mit einer Hand über den grauen Sichelkamm.
    „Hüten wir uns davor, einem Trugschluß zum Opfer zu fallen", warnte er. „Ich habe hier eine aktuelle Übertragung, allerdings vor mehr als drei Stunden abgeschickt."
    Für einen Ertruser galt Kalle Esprot als überaus ruhig und besonnen. Auch seine wortkarge Art wollte nicht so recht zu seinem Äußeren passen. Doch gerade diese Eigenschaften, gepaart mit blitzschneller

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