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1866 - Am Ende einer Hoffnung

Titel: 1866 - Am Ende einer Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Im Helmdisplay konnte ich Einzelheiten erkennen, die mich glauben ließen, ich brauchte nur die Hand auszustrecken, um das gegnerische Schiff zu berühren.
    Ein blutrotes Lodern sprang mich an, ließ mich instinktiv zusammenzucken. Das war ein Fluchtreflex, den selbst der Extrasinn nicht unterdrücken konnte.
    Kein Beschuß. Der SERUN hat die Defensivvorrichtungen nicht aktiviert.
    Wie Nebelschwaden trieb das Lodern über die Sandwüste, unstet, flackernd, geheimnisvoll. Im einen Moment als filigraner Schemen, im nächsten schon massiv, alles erstickend wie eine Feuerwolke, die sich aus dem All herabsenkte.
    Die Sonnenpartikel! Auf seiner Bahn um das Doppelgestirn passierte Tolk-7 mehrfach den feinen Materieschleier, den die beiden Sonnen weit ins System hinauskatapultierten. Der verstärkte Strahlungsschauer wurde vom SERUN mühelos absorbiert.
    Ich spürte eine Sandwoge über mich hinwegfluten. Gleichzeitig wurde ich herumgewirbelt; ich überschlug mich und versuchte vergeblich, den Sturz abzufangen. Der Untergrund war in zuckende, unkontrollierte Bewegung geraten, und immer noch peitschten Unmengen von Sand heran, als sollte ich lebendigen Leibes begraben werden. Einzig der Lagestabilisation verdankte ich es, daß ich nicht völlig die Orientierung verlor, daß Oben und Unten in dem eine Ewigkeit währenden Chaos ihre Bedeutung behielten.
    Zehn Sekunden, Barbar, kommentierte der Extrasinn. Das ist keine Ewigkeit.
    Abermals eine Bebenwelle, schwächer jedoch als zuvor. Diesmal schaffte ich es, mich auf allen vieren abzufangen.
    Trotz der Beeinträchtigung durch den Sandsturm sah ich ein mächtiges Etwas aus dem Boden emporwachsen, ein Stamm, mehrfach mannsdick und in Segmente unterteilt, umgeben von peitschenden Triebenoder Nesselfäden?und immer noch größer werdend. Egal ob Pflanze oder Tier oder was auch immer, dieses Ding wuchs in den luftleeren Himmel über Tolk-7 ...
    Rostfarbene Energiestrahlen zuckten aus der Höhe herab, hüllten dieses Gebilde ein und verbrannten es in einem grellen Auflodern. Die Geschütze der Igelschiffe zeichneten glühende Muster in den Sand.
    Eine zweite Feuerlohe und zu meiner Rechten, kaum mehr als dreihundert Meter entfernt, die nächste.
    Ringsum wuchsen die seltsamen Gebilde aus dem Boden - und verglühten im Beschuß der Tolkander.
    Vor mir brach der Boden auf, Fangarme peitschten heran und wickelten sich um meine Beine. Ich wurde von einer unwiderstehlichen Kraft in die Höhe gezerrt, aber immer noch galt mein Befehl zur Desaktivierung des Paratronschirms, andernfalls hätte das Ding mich nicht so leicht erwischt.
    Das Vibratormesser gehörte zur Standardausrüstung des SERUNS. Ich spürte einen unglaublich massiven Widerstand, als ich mit der doppelschneidigen Klinge zustieß, und fast wäre mir die Waffe aus der Hand geprellt worden, aber ich hackte mit der Kraft der Verzweiflung drauflos.
    Ein mörderischer Hieb schleuderte mich zurück, ich überschlug mich, prallte auf und rollte mich instinktiv zur Seite. Was immer dieses Ding war, ich hatte es offensichtlich irritiert.
    Noch während ich das weiter wachsende Gebilde anstarrte, wurde es vom Rostfraß der Tolkander zerfetzt. Die Waffenstrahlen huschten durch den Sand, hinterließen glutflüssige, ineinander verlaufende Lachen.
    Viel zu spät für eine aussichtsreiche Flucht. Eines der rostfarbenen Energiebündel raste auf mich zu ...
    ... und erlosch, fünf Meter, bevor es mich erreicht hätte.
    Meine Kehle war wie zugeschnürt, ich rang nach Atem und hörte das Schimpfen des Extrasinns. Ich ließ mich in den Sand sinken und starrte hinauf zu dem Igelschiff, dessen Besatzung mich offensichtlich nicht bemerkt hatte. Es drehte ab, zum Glück nicht in die Richtung des Fragmentbeibootes, seine Waffenstrahlen schlugen weiter draußen in der Wüste ein.
    Erst kam nur ein dumpfes, heiseres Husten über meine Lippen, dann begann ich zulachen.
    Barbar. Drehst du völlig durch?
    Ich lachte, bis mir Tränen in die Augenwinkel traten. Es tat gut zu wissen, daß auch der ach so logisch denkende Extrasinn Angst haben konnte. Anders war sein Schimpfen nicht zu erklären.
    Sein anschließendes Schweigen verriet mir, daß ich recht hatte.
    Die Igelschiffe gerieten wieder in mein Blickfeld. Mit flammenden Triebwerken verschwanden sie zwischen den Sternen.
    Alles war wie zuvor. Tolk-7 hatte den Partikelstrom durchquert, denn der rote Nebel löste sich auf.
    Ein Wispern erklang in meinem Helmempfänger. Murgor war der Name des Posbis, der

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