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1867 - Der TraumtÀnzer

Titel: 1867 - Der TraumtÀnzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ehebett; die ganzen Wände waren mit Farbe vollgeschmiert. Er rüttelte Bogs an der Schulter. Sein Ziehvater nahm ihn zwar wahr, schien sich aber nur nicht für Benjameen zu interessieren. Die wirklich wundervollen Dinge passierten in seiner Phantasie. Worum seine Gedanken auch immer kreisen mochten - kreisen im wahrsten Sinn des Wortes -, es hatte mit dem Kritzelphänomen zu tun.
    Benjameen frühstückte schludrig, dann verließ er das Haus. Im Trichtergebäude derer von Molatt ließ sich keine Seele blicken. Er benutzte den Haustransmitter und kam in der Stadt heraus. Der öffentliche Transmitterpunkt, sonst ein Ort der Geschäftigkeit und drangvoller Enge, lag verwaist im Zentrum von Khoukarest.
    Hilfe würde er hier nicht finden, das wurde ihm klar.
    Benjameen besaß keine konkrete Vorstellung, auf welche Weise er das Kritzelphänomen beenden sollte.
    Seine Aufgabe würde sein, entweder die ganze Hohlwelt zu zerstören oder in die Blase einzudringen und nach dem flaschengrünen Wesen zu suchen, von dem er geträumt hatte. Die Schwierigkeiten, vor denen er stand, ließen sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht überschauen. Es schien ihm jedoch am besten, wenn er auf möglichst viele Fälle vorbereitet war. Er brauchte nicht nur einen leistungsfähigen Gleiter, um die vierhundert Kilometer zu überbrücken, der Gleiter mußte außerdem so. schwer wie möglich bewaffnet sein.
    Vom Transmitterknoten aus wanderte Benjameen durch die Stadt Khoukarest. Überall bot sich ihm das gleiche Bild: Dösende Arkoniden saßen in der Sonne, im Mittelpunkt von handgemalten Kreisen, die meisten hatten sich allerdings in ihre Wohnungen begeben und ließen nicht mal die Nasenspitzen sehen.
    Er betrat ein Geschäft, in dem Souvenirs verkauft wurden, und zerstörte ein paar Sachen. Es machte ihm sogar Spaß. Die Besitzerin hockte in einem Sessel und reagierte nicht, höchstens wenn eine Vase platze und lästiges Gepolter entstand.
    Das Ergebnis schien ihm eindeutig: Er konnte tun und lassen, was er wollte. Es würde nicht so schwer sein, einen Gleiter und ein paar Waffen zu stehlen.
    Benjameen überlegte, ob er nicht einfach einen Taxigleiter nehmen sollte. Aber Taxis wurden von einer zentralen Stelle gesteuert. Die Automaten flogen nicht ins Wüstengebiet, sondern nur innerhalb von Khoukarest.
    Sein nächster Gedanke war, es mit einem Polizeigleiter zu versuchen. Polizeifahrzeuge waren oft stark bewaffnet, wegen der IPRASA und der Angst vor demokratischen Aufständen, und sie verfügten über einen Schutzschirm. Beides schien ihm nicht unerheblich, wenn er die Blase zerstören wollte.
    Khoukarest war keine sehr große Stadt. Es gab nur eine Polizeikaserne. Benjameen ließ sich mit einem Taxi bis vor das Portal bringen.
    Er betrat das Haus mit einem unguten Gefühl. Polizisten waren keine Helden für ihn, sondern staatlich gelenkte Killer, ohne die seine Eltern nicht gestorben wären. Gefährliches Gedankengut. Er hatte sich öffentlich nie so geäußert, besonders bei Bogs und Mutter Galonka nicht.
    Benjameen sah sich einige Büros an, einfach nur um festzustellen, ob die Polizisten genauso Kreise malten wie alle anderen Leute. Die meisten Räume waren verlassen. Er fand nicht mehr als eine Handvoll Arkoniden vor; die wenigen Leute dämmerten in ihren Büros vor sich hin. Eine junge Polizistin, die mit offenem Mund in einem übergroßen Sessel döste, fett wie eine aufgedunsene Kröte, hatte ihren Gürtel abgeschnallt und vor sich auf den Tisch gelegt; für Benjameen die ideale Gelegenheit, sich einen Thermostrahler anzueignen.
    Bewaffnet trat er in den Innenhof. Die Kaserne war im Grunde ein vergrößertes Atriumhaus, mit Gleitergaragen und extern gelegenem Waffenlager. Die Garagentore standen offen, damit man im Ernstfall weniger Zeit verlor. An das Waffenlager konnte er nicht heran, er war Schüler und kein IPRASA-Agent.
    Benjameen suchte sich den breitesten Gleiter von allen aus. Es handelte sich um eine Kampfeinheit, einzusetzen in den Kolonien, wo die arkonidische Hegemonialmacht nicht immer gut gelitten war. Was ein solcher Gleiter in Khoukarest zu suchen hatte, in der verschlafenen Provinz, wußte Benjameen nicht. Hatte Bostich kein Vertrauen zur Bevölkerung? Hieß es nicht immer, das Kristallimperium empfinde mit einer Seele?
    Benjameen stellte sich vor die Pilotentür und versuchte, das Schloß zu öffnen. Er legte zuerst seine Hand auf den Verschlußkontakt - ohne daß etwas passierte -, dann versuchte er es mit einem

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