1867 - Der TraumtÀnzer
mündlichen Befehl.
Doch der Gleiter reagierte nicht. So ohne weiteres war die Maschine nicht zu benutzen, man brauchte einen Impulsschlüssel für die Tür. Es war jedoch die einzige Kampfmaschine, über die der Stützpunkt von Khoukarest verfügte.
In seinem Gürtel steckte immer noch der Strahler. Was, wenn er das Schloß einfach zerstörte?
Benjameen zog die Waffe und richtete sie gegen die Tür. Mit ungeschickten Fingern justierte er die Strahldicke auf „fein" und die Intensität auf „gering". Er wollte nicht das ganze Fahrzeug zerstören, sondern sich lediglich Zutritt verschaffen.
Er blickte sich verstohlen um. Nichts, niemand, keine Seele in Sicht. Selbst wenn irgendwo eine automatische Kamera lief, er konnte im nachhinein leicht begründen, was ihn zu seiner Tat veranlaßt hatte und daß er kein Plünderer war.
Als er gerade schießen wollte, schnarrte eine Stimme hinter ihm: „Du bist verhaftet. Leg die Waffe nieder und ergib dich. Du wirst hier warten, bis ein Polizist kommt und dir neue Weisungen erteilt."
*
Benjameen von Jacinta drehte sich langsam um. Es war die Stimme eines Roboters, die er da hörte.
Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf, keiner sonderlich ausgegoren, und sein Herz fing wie ein Hammerwerk zu klopfen an.
Die möglichen Konsequenzen wurden ihm bewußt, bevor er die Drehung noch beendet hatte. Schaffte es der Roboter, ihn gefangenzusetzen, war es vorbei. Er konnte die Wüste Khoukar in dem Fall nicht mehr erreichen. Dann mußte er in einem Gefängnis auf einen Prozeß warten, der niemals kommen würde. Die Bewohner des ArkonSystems interessierten sich nicht für Diebe; es sei denn, überlegte er, man hätte einen Kreis gestohlen.
Vor ihm schwebte eine kleine kuppelförmige Maschine. Es handelte sich weder um einen Kampfroboter noch um einen bewaffneten Rob-Polizisten. Einheiten dieser Art wurden für Überwachungszwecke eingesetzt.
„Was willst du von mir?" fragte er.
Die Maschine wiederholte stereotyp: „Du bist verhaftet. Leg die Waffe nieder und ergib dich. Du wirst hier warten, bis ..."
„Ja ja, das weiß ich alles", sagte Benjameen. „Welches Vergehen legst du mir zur Last?"
„Bewaffneten Raub", antwortete der kuppelförmige Schweberobot.
„Bist du bewaffnet?"
- Darauf gab die Maschine keine Antwort.
Benjameen beschloß, es darauf ankommen zu lassen. Er hob langsam die Waffe. Hätte sein maschinelles Gegenüber einen Strahler besessen eingebaut irgendwo im Rumpf, vorzugsweise unsichtbar -, hätte er ihn spätestens jetzt zu Gesicht gekriegt.
„Du bist verhaftet. Leg die Waffe nieder und ..."
Benjameen zielte auf die Maschine und drückte ab. Der Rob besaß nicht einmal einen Schutzschirm. Es gab eine dumpfe Explosion, ein heißer Luftzug versengte Benjameens Gesicht, dann war er wieder allein. Er wunderte sich, daß es so einfach gegangen war.
Von jetzt an mußte er sich beeilen. Im Augenblick gab es niemanden, der ihn zur Rechenschaft ziehen konnte; allerdings würde irgendeine Polizeisyntronik weitere Maschinen schicken. Je schneller er wegkam, desto besser.
Benjameen richtete seinen Strahler erneut auf die Gleitertür. Er feuerte einen Schuß auf die Stelle ab, an der er das Schloß vermutete. Zuerst passierte scheinbar gar nichts, nach ein paar weiteren Feuerstößen klaffte im Panzermaterial eine kleine Lücke. Er wartete ungedudig ab, bis das Material erkaltet war. Dann griff er in das Loch und zog die Tür mit reiner Muskelkraft auf. Zwei Minuten später saß er drinnen. Das Fahrzeug bot genügend Platz für einen Greiftrupp, er fühlte sich verloren im riesigen Pilotensitz.
Es erwies sich anfangs als unmöglich, den Gleiter in Betrieb zu nehmen. Der Steuersyntron verlangte eine Legitimation, die Benjameen natürlich nicht besaß, und verweigerte jede Mitarbeit.
Er hatte keine Wahl, als den Syntron zu beschädigen, weil er nicht wußte, wie man das Ding desaktivierte. Auch dafür benutzte er den Strahler. Anschließend nahm er das Fahrzeug in Handsteuerung.
Daß sich der Gleiter nicht mehr im Kampfmodus betreiben ließ, nahm Benjameen in Kauf. Was sollte er auch machen?
„So ... wollen doch mal sehen, ob ..."
Er ließ den Gleiter steigen, einfach mit dem Antigrau Mit zugeschaltetem Gravojet setzte sich das Fahrzeug in Bewegung.
Benjameen hatte soeben die Garage verlassen, als aus dem Hauptgebäude ein Schwarm kleiner Roboter auftauchte, alle von derselben Bauart wie der kleine Rob, den er eben zerstört hatte. Diesmal
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