1867 - Der TraumtÀnzer
schien es sehr einfach. Der Terraner entwickelte nicht den Schimmer eines Verdachtes. Als Saedelaere es dann spürte, war es im Grunde zu spät. Zu diesem Zeitpunkt war Jenseitsdreur für ihn schon nicht mehr zu besiegen.
Aber das ahnte der Terraner nicht, er würde in seinen Untergang laufen.
Die Kleine Mutter von Arkon stand kurz vor ihrer Geburt.
Dreur fragte sich, was aus den anderen Philosophen geworden war; er ging davon aus, daß sie sich nun überall in dieser Galaxis namens Milchstraße entwickelten. Indem die Galaktiker Goedda töteten, hatten sie einen zweifelhaften Sieg errungen. Keiner wußte das besser als Dreur.
Goedda war zwar stark gewesen, aber allein, auf sich gestellt, wenn man die Neezer und die Gazkar und den Rest ihrer Armeen nicht rechnete. 52 von derselben Sorte - für die Milchstraße bedeutete das nur, daß der Untergang mit sehr viel größerer Geschwindigkeit vonstatten ging.
6.
In der Polizeistation Als Benjameen von Jacinta aufwachte, hatte er wieder geträumt. Er hatte eine zwanzig Kilometer durchmessende Blase gesehen, einen kugelförmigen Hohlraum, dessen Inneres aus Vulkangestein bestand, und darin zwei sehr verschiedenartige Personen, die sich unabhängig voneinander durch die Blase bewegten.
Er konnte sich gut an den Traum erinnern. Einige der Bilder schienen ihm so lebhaft, daß die weißen Wände seines Zimmers dagegen verblaßten. Er drehte sich im Bett auf die linke Seite. Sein Blick fiel durch das Fenster nach draußen, auf einen sonnenüberfluteten Garten und auf die Herrschaftsgebäude mittendrin, hundert Meter entfernt vom Gärtnerhaus. Großvater von Jacinta, der das alles erbaut hatte, war ein Mann von Stilgefühl und Kultur gewesen.
Es war ein schöner Anblick, aber das konnte Benjameen nicht trösten.
Sein Gesicht war verklebt. Er mußte im Schlaf geweint haben. Das war nun der Tag, an dem er sterben würde. Entweder durch ein Medikament oder indem er die Augen zumachte und vom Dach eines Trichterturms sprang. Die Sache mit dem Todessprung ging schon in Ordnung, er konnte sich nur mit dem Gedanken nicht anfreunden, daß sein Körper in einem Beet lag und alles mit Blut und Innereien gesprenkelt war. Dafür dauerte es mit Medikamenten sehr viel länger, wenn er nicht das richtige fand. In dem Fall hatte er vielleicht noch Zeit, über Manjanr’es nachzudenken, und das wollte er natürlich nicht.
Aber vielleicht, überlegte er, vielleicht hatten sich die Dinge ja auch verändert. Vielleicht existierte das Kritzelphänomen gar nicht. Oder es hatte über Nacht wieder aufgehört.
Seit langer Zeit hatte er sich daran gewöhnt, daß seine Träume Realität wurden, daß das Unglück der Welt aus seinem Kopf entsprang.
In diesem Fall lagen die Dinge jedoch anders.
Die Hohlwelt war sicherlich so etwas wie ein Traumgespinst, aber eines, das sich materialisiert hatte. Im Traum hatte er mit dieser Realität lediglich Kontakt aufgenommen. Er war sicher, daß die Blase völlig unabhängig von seinen Träumen existierte. Das Gespinst gehörte nicht ihm, sondern war das Produkt eines fremden Wesens.
Mit anderen Worten, sie existierte auch jetzt noch, da er aufgewacht war, sich in seinem Bett von einer Seite auf die andere wälzte und Löcher in die Luft starrte.
Wenn er Selbstmord beging, dann existierte sie immer noch. Das war ein wichtiger Gedanke.
Benjameen richtete sich in seinem Bett kerzengerade auf.
Es hatte also keinen Sinn, wenn er sich umbrachte. Wenn er nicht mehr da war, mußte Manjanr’es trotzdem sterben.
Das Kritzelphänomen über Arkon hatte mit ihm nichts zu tun. Es beruhte auf einer Strahlung, die aus dem Inneren der Hohlwelt kam. Die einzige Möglichkeit, Manjanr’es zu retten, bestand also darin, daß er in die Blase eindrang und die Strahlung zum Erliegen brachte.
Benjameen schöpfte mit einemmal neue Hoffnung.
400 Kilometer entfernt von hier, in der Wüste Khoukar.
Er besaß keine konkrete Vorstellung, was er unternehmen sollte. Nur eines war ihm klar: daß er irgendwie die 400 Kilometer überwinden und den Standort der Blase erreichen mußte. Zu Fuß ging das ganz sicher nicht, auch nicht mit einem öffentlichen Verkehrsmittel.
Zuerst mußte er feststellen, wie es in der Stadt aussah. Vielleicht gab es dort Leute, die ihm helfen konnten.
Benjameen stand auf, duschte sich und zog bequeme Freizeitkleidung an.
Er rief nach Bogs und Mutter Galonka, doch keiner von beiden gab Antwort. Am Ende fand er sie in ihrem Schlafzimmer, auf dem
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