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1869 - Gesang der Kleinen Mütter

Titel: 1869 - Gesang der Kleinen Mütter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verplempern" war in der Schublade mit der Aufschrift später mal abgelegt worden. Sie erinnerte ihn an irgendwen, an einen einstigen Kristallprinzen beispielsweise.
    „Nur im Gespräch können wir darauf kommen", fuhr die Psychologin nach einer kurzen Pause fort, da Atlan nichts sagte. „Wir müssen alle Wahrscheinlichkeiten ausschließen und uns an das Unwahrscheinliche heranwagen."
    „Das hat Sherlock Holmes auch immer gesagt."
    „Wie bitte? Wer?"
    Er winkte ab. „Nur wieder ... ein Zitat."
    „Ach so." In dem tiefen Blau ihrer Augen blitzte plötzlich etwas auf, das er nicht recht deuten konnte.
    Ein wenig Belustigung über seine unweigerlich verschroben wirkende Art. Ein vergnügter Funke, aber auch Interessen Vielleicht ein winziger Anflug von Bedauern.
    Bedauern darüber, daß sie so vieles von dem, was er von sich gab, nicht verstehen und entsprechend kontern konnte. Zumindest stellte er sich das so vor.
    Sie war Empathin. Sie hatte gespürt, daß er abgeschweift war, daß er für einen Moment geträumt hatte.
    Er wußte nicht, ob sie nun reflektierte, aber auf einmal fühlte er sich ruhig und ausgeglichen.
    Wird auch Zeit, mahnte der Logiksektor. Du driftest in Gefilde ab, die dir derzeit versperrt sind.
    Das mochte sein. Aber auch Illusionen gehörten zum Leben - und Träume.
    „Werden wir zusammen essen, während wir arbeiten?" fragte er. „Ich habe heute noch gar nichts zu mir genommen."
    „Eine Kleinigkeit, gern. Ich füttere Jafko ab und gehe mit ihm spazieren. Sind dir eineinhalb Stunden zu lang?"
    „Von mir aus auch zwei. Ich will vorher ohnehin noch mal in die Zentrale."
     
    6.
     
    Eine schwere Entscheidung Jafko begrüßte seine Freundin ungewohnt kühl. Er lag auf seinem Platz und hob lediglich den Kopf, sich immerhin zu einem kurzen Mrrm herablassend.
    „Welcher Floh hat sich denn bei dir eingenistet?" fragte die Sabinnerin verwundert.
    Sie konnte natürlich nicht wissen, daß Jafko wieder mal spazieren gewesen war. Tom Clancy hatte ihn dabei erwischt, noch bevor der Husslar bei seinen speziellen Freunden ein Häppchen hatte ergaunern können.
    Das Tier hatte einen. ordentlichen Klaps auf den Hintern bekommen, bevor es in die Kabine zurückgejagt wurde. Eine Standpauke inbegriffen.
    Bré erfuhr es aber, als sie Toms Notiz fand, in der alles haarklein berichtet wurde. Sie hielt die Schreibfolie hoch und musterte den Husslar mit hochgezogenen Brauen, der sichtlich in sich zusammenschrumpfte.
    „Aha", sagte sie. „Den Beleidigten spielen, wie? Das haben wir gern. Hast du irgendwas zu deiner Verteidigung zu sagen?"
    „Miau!"
    „Also nichts. Na schön. Ich schätze, du hast deine Strafe schon erhalten. Böse bist du Tom nur deswegen, weil er dich verpetzt hat, stimmt’s? Aber so ist das eben. Irgendwann erwischt es jeden." Sie deutete zum Schott. „Und damit du’s weißt, diesmal ändere ich den Kode. Und überhaupt ab sofort jeden Tag. Du wirst dabei weggesperrt, damit du mir nicht über die Schulter gucken kannst."
    Während sie noch redete, begann sie sich auszukleiden und verstreute überall ihre Sachen, auf dem Boden, den Sitzmöbeln.
    „So! Ich gehe erst mal duschen. Danach gehen wir spazieren, und ich gebe dir dein Futter. Ich bin später wieder bei Atlan, wir müssen noch arbeiten. Er ist ja nicht mehr lange da. Ich wünsche mir sehr, daß wir endlich einen Weg finden, die Kleinen Mütter zu vernichten. Es ist allmählich Zeit, weißt du?"
    Sie verschwand in der Hygienezelle.
    Als sie wieder mit frischer Unterwäsche bekleidet und barfuß zurückkam, hockte Jafko inmitten ihrer feinsäuberlich in winzige Fetzen zerrissenen Sachen. Er hechelte, und von seinen Lefzen tropfte Speichel.
    Für einen Moment blieb Bré die Luft weg.
    „Spinnst du?" brach es dann aus ihr heraus. „Bist du völlig durchgeknallt oder was? Was hat das bitte zu bedeuten?" Sie deutete auf ihre ruinierten Sachen. „Diese Stoffe kosten ein Heidengeld, du dämliches Vieh!"
    Jafko maunzte leise und kroch in sich zusammen. Als er dabei einem Stoffetzen zu nahe kam, sträubte sich sein Fell, und er knurrte.
    Da begriff Bré endlich. Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen, und sie konnte sich nur über sich selbst wundern. Eine Empathin und ausgebildete Psychologinund nun diese Blamage.
    „Du bist eifersüchtig?" sagte sie. „Also das ist es? Darum die .ganze Aufregung? Du bist einfach eifersüchtig! So lächerlich einfach ist des Rätsels Lösung!"
    Die Sachen hatten nach Atlan gerochen, natürlich. Sie

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