1869 - Gesang der Kleinen Mütter
mächtigen Körper langsam um sie herum und schmeichelte. Irgendwie verstand er sich ja selbst nicht. Vielleicht roch Atlan einfach zu sehr nach Mann und Überlegenheit, und das machte den Husslar fuchsteufelswild.
„Dann geht ihr euch eben weiterhin aus dem Weg. Aber wenn eine Begegnung unausweichlich ist, wirst du dich benehmen, ja? Ich verspreche dir auch, daß er nicht versuchen wird, sich bei dir einzuschmeicheln oder dich zu streicheln." Bré spürte Jafkos Friedensbereitschaft.
Er wollte nicht, daß sie böse auf ihn war. Ihr zuliebe würde er alles tun. Oder wenigstens fast alles.
Bré war sicher, daß dieses Gespräch etwas geholfen hatte. Durch die empathische Affinität verstanden sie sich sehr gut, und Jafko war ein intelligentes Tier. Er konnte die Gefühle anderer nicht nur empfangen, sondern sie auch auswerten. Er hatte gelernt, auf diese Weise mit Bré zu kommunizieren. Auch wenn es ihm schwerfallen mochte, hatte er nun sicher verstanden, worum es ging. Er würde sich an den verhaßten Geruch gewöhnen und sich im Zaum halten.
Vermutlich handelte es sich ohnehin nur noch um wenige Stunden, bis Atlan von Bord ging und sich um andere Dinge kümmerte, mit denen Brés Arbeit nichts zu tun hatte ...
*
Mit einer halben Stunde Verspätung traf die Psychologin bei dem Arkoniden ein. Sie wollte sich entschuldigen, aber er war selbst kaum eine Minute vor ihr eingetroffen, und so paßte es gut.
Der Servo brachte ein Tablett mit Getränken und verschiedenen leicht angewärmten Vorspeisen.
Gegen ihren Willen war Bré Tsinga nervös und verunsichert, versuchte es jedoch vor dem Arkoniden zu verbergen. Erstens kam ihr die ganze Sache lächerlich vor, und zweitens gab es viel wichtigere Dinge.
Er, schien dennoch ihre seltsame Stimmung zu bemerken und fragte freundlich: „Ist etwas vorgefallen?"
„Wie?" Sie sah beinahe ertappt auf, konzentrierte sich dann wieder auf ihr Essen und sagte leichthin: „Ach was, gar nichts. Die letzten Tage waren ein bißchen hektisch, das bin ich wahrscheinlich nicht gewohnt."
Er zog die rechte Braue in die Höhe. „Nun, wenn du nicht darüber reden willst, ist es in Ordnung."
„Nein, es ist wirklich gar nichts, ich meine nur, ach ...", stammelte sie verwirrt. Ihr gläserner Teint wurde um eine winzige Nuance dunkler. „Er ist eifersüchtig!" platzte es dann aus ihr heraus.
Atlan stutzte, und sie erwartete, daß er jeden Moment loslachen würde. Aber er fragte nur ruhig: „Wer?"
„Na ja, Jafko", antwortete sie wütend. „Er hat mir meine schweineteure Kombination ruiniert! Das war privat! Alles Fetzen sind’s jetzt, wirklich, nur noch lächerliche Fäden ... total zerstört." Sie stellte den Teller ab und bestellte sich beim Servo einen alkoholhaltigen Drink. „Jetzt ist schon alles gleich. Vergiß es einfach. Ist doch albern, so was."
Unsicher schielte sie zu dem Arkoniden und haßte sich selbst dafür. Warum benahm sie sich so dumm?
Weil ihr zum ersten Mal so richtig der Altersunterschied bewußt wurde? Dieser Mann hatte den Kopf voll damit, die Galaxis zu retten und den Tod von Millarden zu verhindern, und sie ärgerte sich über ihr Haustier.
„Ich verstehe", sagte er langsam.
Sie forschte in seinen Gesichtszügen. Kein Lachen darin. Auch seine Haltung drückte nichts aus. Sie spürte seine Nähe wie immer, Gelassenheit und Ruhe wie zumeist.
Dann lächelte er. „Das ist doch ein ganz natürliches Verhalten."
Sie verschluckte sich an ihrem Drink und starrte ihn an. „Bitte?"
„Ja, sicher. Als ich auf der Erde lebte, hatte ich hin und wieder einen Hund als Gefährten. Was glaubst du, wie eifersüchtig er sich benommen hat! Niemand durfte mir zu nahe kommen, und ich hatte mich ausschließlich um ihn zu kümmern und niemand anderen, sei es Mensch oder Tier, interessant zu finden. Ist das bei euch auf Sabine denn nicht so?"
„Wir haben dort eine ganz andere Beziehung zu Tieren. Jafko ist eigentlich eine Ausnahme; normalerweise gehen wir da eher ... Wie soll ich sagen ...lockere Freundschaften ein. Man trifft sich gelegentlich, tauscht Futter und Streicheleinheiten aus und trennt sich wieder. Und Jafko benimmt sich auch nur dir gegenüber so."
„Nun, wir sind in letzter Zeit ständig zusammen", versuchte er eine Erklärung zu finden. „Und er hat mich eben von Anfang an als Rivalen klassifiziert, durch irgend etwas an mir, das ihn stört. Er kann mich nicht riechen, akzeptiere das doch."
„Mir bleibt wohl keine Wahl." Bré sagte das jedoch
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