1872 - Vermächtnis der Veego
Bis zur nächsten Teilung sind.es noch Jahre."
„Und doch ist es so", beharrte der Alte. „Wir spüren es."
Bejj zittert jetzt ebenso stark wie Danyon. Er entfernt sich von der Grube, in der sich die Kranken im letzten Kampf winden. Die Symptome der Teilung kommen zur falschen Zeit. Sie sind das Todesurteil für die geschwächten Veego. Einer nach dem anderen erlischt. Als sich die Sonne hinter den Horizont senkt, ist die Grube leer. Kein einziger ist zurückgeblieben.
„Voya soll kommen", verlangt Bejj. „Er wird uns helfen."
„Voya befindet sich auf der anderen Seite des Kontinents. Er sammelt die erfahrensten Aktiven um sich.
Gemeinsam beginnen sie, ihr Wissen an die Jugendlichen weiterzuvermitteln."
Bejj weiß nur zu gut, was das bedeutet. Der Nachwuchs aus der letzten Teilung vor sechsundvierzig Jahren darf in einer solchen Situation nicht sich selbst und dem eigenen Erkennen überlassen werden.
Bedeutsame Dinge bahnen sich auf Heimat an. Sie ziehen außergewöhnliche Handlungen nach sich. Es ist kein Wunder, daß ausgerechnet Voya derjenige ist, der diese Handlungen als erstes anordnet.
„Ich muß ihn finden." Bejj schaut ein letztes Mal hinab in die leere Grube, dann macht er sich auf den Weg.
Doch Voya ist längst weitergezogen. Als Bejj ihn endlich eingeholt hat, verschwindet er wieder einmal von der Welt seines Volkes und läßt die Veego innerlich aufgewühlt zurück.
Galet nimmt seine Stelle ein, aber er ist beschäftigt und hat keine Zeit für Bejj.
„Du meidest mich wie einen Aussätzigen", wirft der Aktive Galet vor. „Warum?"
„Sieh nach Süden an den Horizont. Was siehst du dort?"
„Einen Irrwisch, wie sie allen Umpolungen des planetaren Magnetfeldes vorausgehen."
„Du bist blind. Streng deine optische Erkennung stärker an, Bejj."
Verwundert folgt der Aktive der Aufforderung. Er beobachtet den Irrwisch eine Weile und vergleicht ihn mit dem, was er weiß und früher selbst gesehen hat. Endlich erkennt er den Unterschied.
Als sei die Gravitation einer ganzen Galaxis hinter ihm her, rast er davon. Jugendliche tummeln sich hinter einem Wald in der Nähe des Phänomens und scheinen nicht zu ahnen, in welcher Gefahr sie sich befinden. Durch hektisches Leuchten macht Bejj sie und alle anderen Veego darauf aufmerksam.
Die Jugendlichen sehen ihn und machen sich über ihn lustig. Sie halten es für einen Scherz. Niemand hat ihnen beigebracht, die feine Farbnuance zwischen Ironie und Ernst zu beachten. Und an seiner Gestalt erkennen sie höchstens, daß er sich in großer Aufregung befindet.
Bejj begreift schnell, daß er einen Fehler gemacht hat. Jetzt, da er sie „mit der Nase" auf das Phänomen gestoßen hat, lassen sie sich nicht mehr halten. Zwei, drei von ihnen wissen, daß die Erscheinungen vor einer Teilung keinen langen Bestand haben und daher keine Gefahr für Veego darstellen. Das unterscheidet diese von allen anderen Bewohnern des Planeten. Feste Körper sind verletzlicher.
Die Jungen stürzen sich auf den Irrwisch. Viel zu spät erkennen sie die Gefahr. Der Irrwisch ist stärker und dauerhafter als alles, was sie kennen. Und er greift sie an. Er zerrt an ihnen und läßt sie Lichter des Schmerzes und der Todesangst erzeugen. Die Jugendlichen sind vierzehn an der Zahl. Sie drängen sich aneinander, so gut es geht.
Der Irrwisch entwickelt eine Anziehungskraft, die alles übersteigt, was bei seiner Größe als normal angesehen werden könnte. Er zieht die jungen Veego in sich hinein und reißt sie auf einer spiralförmigen Bahn in sein Zentrum. Dort - verschlingt er sie.
Endlich ist Bejj heran.
„Haltet aus! Ich helfe euch."
Er spricht es ins Nichts. Die vierzehn sind verschwunden. Der Irrwisch fällt in sich zusammen und löst sich auf. Er verschwindet spurlos, als hätte es ihn nie gegeben.
Erschüttert kehrt Bejj zu Galet zurück.
„Es ist die Pyramide. Sie hat das Unglück nach Heimat gebracht." Seine Farben schwanken zwischen Tiefblau und Dunkelblau.
„Sie hat nicht das geringste damit zu tun", versucht Galet ihm begreiflich zu machen. „Die Pyramide ist ungefährlich. Der Irrwisch hingegen bedroht uns. Und er ist nicht allein. Seine Brüder und Schwestern sind an verschiedenen Stellen unserer Welt erschienen. Voya glaubt die Erscheinungen zu kennen. Er hat in der Pyramide ein Bild gesehen, das ihnen ähnlich ist."
„Voya kann die Bilder verstehen?"
„Ein paar wenige bisher. Er denkt, daß sie uns vor einer großen Gefahr warnen sollen."
Noch immer
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