1872 - Vermächtnis der Veego
anderen heraus. An dem besonderen Merkmal, diesem winzigen Zeichen, das er ihm damals eingeritzt hatte. Es war noch vorhanden und glänzte auf der sonst stumpfen und altgewordenen Oberfläche.
„A-Zwölf Thean!" schrie Dor-Res. „Du bist zurückgekehrt."
„Es tut mir leid, daß es so lange gedauert hat. Sieh mich an. Ich kann mich kaum bewegen. Durch die Explosion bin ich zu fünfundneunzig Prozent mechanischer Schrott geworden."
„Deine Brüder werden dich reparieren, A-Zwölf-Vierhundertsechsundachtzig."
„Du - du hast dir meinen vollständigen Namen gemerkt, Dor-Res. Und mir ein Denkmal errichtet. Stolz erfüllt mich. Aber - nicht - reparieren. Das ist unter meiner Würde. Ich bin keine Maschine."
Dor-Res Thean sank am Fuß des Monuments zu Boden. Unverwandt blickte er den Androgynen an, dem der Hohe Rat einst den Ehrentitel eines Theans verliehen hatte.
„Wir haben alle Zeit des Universums", sagte der Leiter der Schule leise. „Erzähle von Anfang an."
A-Zwölf Thean berichtete von jenem denkwürdigen Zeitpunkt an, als er das Jahrzehnte-Schiff verlassen hatte. Das Attentat Mavvonzein-Mavveys hatte ihm nicht viel anhaben können. Einen Tag später war er aus der Senke gekrochen. Es verhielt sich so, wie er es vermutet hatte. Die Mavv wußten nichts von dem Attentat, und A-Zwölf Thean beschloß, sich auf die Suche nach dem Jahrzehnte-Schiff zu machen oder eine andere Gelegenheit zur Rückkehr nach Synkona zu finden.
Doch die Schergen Axo-Nochhis lauerten immer noch. Sie warteten, bis A-Zwölf Thean die Welt Dorlofat erreichte und in ein Fernschiff stieg. Dann schlugen sie zu. Sie hüllten ihn in ein Störfeld, das die meisten seiner Funktionen lahmlegte. Nach dem mehrfachen Wechsel des Schiffes schafften sie ihn auf die Methanwelt Ysklyrr im Territorium der Yllaxer. Dort vernichteten sie seinen Programmspeicher und ersetzten ihn durch einen eigenen.
„Natürlich können sie einen Androgynen nicht seines Selbst berauben, es sei denn, sie zerstören seinen gesamten Körper", berichtete der Androgyne. „Als ich die ersten Verrichtungen nach dem neuen Programm ausführte, kam mir der Gedanke, daß es sinnvoll wäre, jemanden in der Nähe von Axo-Nochhi Thean zu haben, der von seinen Schachzügen Kenntnis erhält. Jahr für Jahr rückte ich dem Palast Stück für Stück näher. Bis es endlich soweit war. Axo-Nochhi schaffte mich in sein Schiff und flog zur letzten, alles entscheidenden Schlacht. Er wußte nicht, daß sein schlimmster Feind an Bord war. Die Bombe verspürte Lust, endlich zu explodieren."
„Das ungelöste Rätsel des Sieges", zischelte Dor-Res Thean voller Bewunderung. „Langsam verstehe ich. Die Trümmer auf der Ortung, die mich an einen .Androgynen erinnerten ..."
„Das war ich. Mein Schutzschirm erlosch, als die Trümmer des explodierten Schiffes mir nicht mehr gefährlich werden konnten. Von den Insassen hat außer mir und den Insassen der Rettungskapsel keiner überlebt. Leider war das Schicksal gegen mich. Meine Funkanlage war mehrere Tage defekt. Fünfundzwanzig Jahre trieb ich durch das All, bis ein Prospektorenschiff der Mavv mich entdeckte und an Bord nahm. Sie brachten mich hierher."
„Das Prospektorenschiff - es ist vor drei Tagen gelandet, nicht wahr?"
Genausolang befleißigte sich Sen-Tool bereits der Geheimniskrämerei.
„Ja."
Der Thean ging nicht weiter darauf ein. Sein Körper unter der Robe bewegte sich ungeduldig.
„Kannst du denn noch schweben, A-Zwölf? Dann folge mir. Es wird Zeit, daß ich mich bei Sen-Tool entschuldige. Ich habe ihm unrecht getan."
„Bitte steig auf."
Dor-Res kletterte auf die Plattform, und der Androgyne hob sich die noch machbaren zehn Zentimeter über den Boden und schwankte davon.
„Da ist noch etwas", sagte A-Zwölf Thean. „Lange vor der Entscheidungsschlacht gelang es Axo-Nochhi, zwei Agenten auf Synkona einzuschleusen. Es war Tonigols Werk, der durch meinen Bolzen gestorben ist."
„Weißt du die Namen?"
„Ja." Der Androgyne nannte sie ihm. Sen-Tool gehörte nicht dazu. „Aber die Namen sind Nebensache.
Etwas anderes ist viel wichtiger. Der Gefangene ist nicht Axo-Nochhi, sondern einer seiner Offiziere, die du in das Bergwerk gesteckt hast. Und einer der Agenten hat die Urne vertauscht."
Dor-Res Thean begann vor Erregung innerlich zu glühen und hechelte Luft.
„Axo-Nochhi ist also tot. Und es ist seine Asche, die sich mit der von Kal-Deer vereinigt hat. Ein fürchterlicher Irrtum. Die Asche gewinnt beinahe
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