1874 - Die Stunde der Zentrifaal
Wer immer sich in ihrer Nähe befand, wurde von dem unstillbaren Drang erfaßt, seine Angriffslust auszuleben.
An Hilferufen herrschte kein Mangel. Ich nahm an, daß die meisten Raumschiffe in Not sich selbst helfen mußten.
Im .Normalfall hieß das, es war zu Ende. So auch bei uns.
Wenn uns nicht der Erstickungstod erwischte, dann eben die gelbe Sonne. Die PEGOOM - beziehungsweise das, was von ihr übrig war - würde in kürzester Zeit verglühen. Vielleicht noch bevor die Luft zu Ende ging.
Aus dem Grund nützte es wenig, wenn wir unser Leben mit komprimierter Luft aus den Schutzanzügen verlängerten. Wir schwebten im Schwerkraftfeld des Sterns. Mit Schutzanzügen konnten wir dem Sog nicht entkommen. Auch nicht, wenn sie Flugaggregate besaßen.
Hinzu kam eine kleine, ebenfalls unerquickliche Tatsache: Unser Begleiter an Bord der PEGOOM war ein Fremdlebewesen namens Ton-Gabbeth. Gabbeth gehörte zum Volk der Tasch-Ter-Man. Das bedeutete, er besaß einen Körper wie ein morscher Baumstumpf, gelagert auf einem kreuzförmigen Geflecht aus Muskeln.
Für TonGabbeth gab es an Bord der PEGOOM keinen passenden Raumanzug. Sein Körper war zu ungewöhnlich geformt.
Reginald Bull schaute mich fragend an. Dann warf er dem Tasch-Ter-Man einen bedeutsamen Blick zu.
„Können wir nicht irgendwas für den Kleinen tun, Perry?"
„Tja, Dicker. Darüber denke ich gerade nach."
In dem Augenblick, da es mit der Atemluft vorbei war, erstickte der Tasch-Ter-Man als erster.
Es lag nicht in meiner Art, Freunde sehenden Auges sterben zu lassen. Außer- dem stellte Ton-Gabbeth den Grund unserer Mission dar. Ohne ihn hätten wir die Reise ins Gronen-System niemals angetreten.
Er war der einzige, der auf dem Planeten Tasch-Term, seiner Heimatwelt, die Position der mysteriösen Sumpfstation kannte.
Von Ton-Gabbeth hing möglicherweise das Überleben der Plantagoo-Völker ab. Man konnte seine Bedeutung gar nicht hoch genug einschätzen.
Ich stieß eine Verwünschung aus, die den Dicken neben mir erblassen ließ.
„He, Perry ..." Kurz darauf mußte er finster grinsen, und er sagte: „Wenn du schon so anfängst, dann sieht es wirklich trübe aus."
„Stimmt. Wie lange haben wir noch?"
Bull blickte auf seine provisorische Uhr, die zwar keine terranische Standardzeit zeigte, aber zur groben Orientierung nützlich war.
„Achtzehn Minuten."
„Wir werden um jede Sekunde kämpfen. Die Notrufe gehen permanent hinaus. Vielleicht können wir die verbleibende Zeit um eine Viertelstunde strecken."
„Kämpfen ist gut", meinte er. „Und wie wollen Herr Rhodan das anstellen?" Reginald Bull trat heftig gegen ein Armaturenpult; was die Plastikverkleidung mit einem scharfen Laut zerbrechen ließ. Es war alles zerstört in der PEGOOM. .
„Achtzehn Minuten Atemluft ...", überlegte ich laut. „Das gilt aber nur, wenn wir alle permanent Luft holen. Wenn wir uns hinlegen oder schlafen, sparen wir Sauerstoff."
„Kannst du mir verrraten", fragte der Dicke sarkastisch, „wer von den Leuten hier bereit wäre, sich hinzulegen?"
Drüben an der Wand standen die Zentrifaal aus A-Califorms Clan, ehemals Kämpfernaturen, heute geshiftet und ohne jede eigene Aggressivität; daneben Foremon der Wächter, trotz Todesgefahr die Ruhe selbst; außerdem Ton-Gabbeth, den der bevorstehende Tod nicht weiter zu berühren schien.
„Vernünftig genug sind sie allemal", behauptete ich. „Nur du nicht. Du kannst es ja wieder mal nicht erwarten. Aber darauf soll es jetzt nicht ankommen. Wir haben Raumanzüge für alle, außer für Ton-Gabbeth.
Deshalb werden wir jetzt die Anzüge anlegen und die Helme schließen. Auf diese Weise ist es nur noch Gabbeth, der atmet. Er bekommt die ganze Luft alleine. Wir anderen leben aus den Anzügen."
Ich streifte eine jener gelben Monturen über, wie man sie an Bord jedes Galornenschiffes fand. Die Anzüge ähnelten entfernt terranischen SERUNS. Es dauerte nicht lange, dann blickte ich auf gefaßte Gesichter hinter Helmscheiben.
A-Caliform und seine Leute schöpften neue Hoffnung, auf Grund von völlig falschen Voraussetzungen.
Die Luftvorräte reichten jetzt ein bißchen länger. Doch was nützte das, wenn die PEGOOM in die Sonne zu stürzen drohte?
Der Temperaturmesser der Zentrale war zerstört, wie fast alles andere. Die Anzüge verfügten jedoch über eigene Vorrichtungen. - Ich konnte verfolgen, wie die Hitze auf einen Wert von etwas über fünfzig Grad Celsius anstieg. In den Schutzanzügen machte uns das wenig
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