1877 - Das Trojanische Pferd
Interviews geschafft, zahlreiche Menschen zu beruhigen. Auch die Opposition hält sich derzeit außergewöhnlich zurück.
Wissenschaftler bestimmen derzeit einen Teil der Diskussion. Kein Universitätsprofessor, kein Publizist, kein wichtiger Forschungsleiter, der nicht in den Medien zu sehen gewesen wäre.
„Die Technologie der Nonggo scheint der unseren überlegen zu sein", so Professor Tamang Prede-Gros, Leiter des Instituts für sechsdimensionale Phänomene auf Luna. „Allein diese Quelle der Macht sprengt nach bisherigen Messungen jegliche Vorstellungskraft. Laut NATHAN ist nicht nachvollziehbar, wie die Nonggo diese Energien unter Kontrolle behalten."
Neugier ist somit an die Stelle der Angst getreten, zumindest bei vielen Menschen. Natürlich gibt es nach wie vor Skeptiker.
(Sibyll Norden, Terrania News Report) Er betrachtete sich nicht als Idiot. Kechto Tolz zählte sich zwar nicht gerade zur Elite der TLD-Agenten, aber zum guten Durchschnitt. Seine Spezialität lag einerseits im Finden von Dingen, die im Verborgenen lagen, und zweitens im Aufspüren von „Wild", von Gejagten. Seine Stärke und manchmal auch Schwäche war eine gehörige Portion Sturheit.
Er betrachtete den kleinen Ausdruck. Die Frau war unscheinbar, nicht sein Typ.
Er brauchte Anhaltspunkte, wenn er gezielt suchen wollte.
Warum wurde sie gesucht? War sie geflohen? Wenn Flame Gorbend hinter ihr her war, wahrscheinlich.
Sonst hätte sie versuchen können, sie über Funk zu erreichen.
Wenn sie es getan hatte, dann offensichtlich ohne Ergebnis.
Weshalb ihre Flucht - eine Flucht vor den eigenen Leuten? Handelte es sich um eine Verräterin? War sie eine Saboteurin?
In beiden Fällen wäre es logisch, daß sie sich in den Zentralebereich des Heliotischen Bollwerks abgesetzt hätte. Entweder um Nonggo zu treffen, oder um ihnen zu schaden.
Kallia Nedrun...
Er hatte den Namen schon einmal gehört, wußte aber nicht, wohin damit.
Kechto Tolz wechselte seine Richtung. Es war nicht schwierig, sich den Weg zur Zentrale weisen zu lassen. Sie lag zweihundert Meter oberhalb der Quelle der Kraft, jener blauen, 45 Meter durchmessenden Kugel aus unbekannter Energie, die nach bisherigen Informationen das Heliotische Bollwerk versorgte. Diese Kugel befand sich in der genauen Mitte des Bollwerks, in seinem geometrischen Schwerpunkt, und war von einem nach oben hin offenen Silo umschlossen.
Die zweihundert Meter darüber gelegene Hauptzentrale lag ebenfalls exakt auf der Mittelachse. Tolz wußte dies von den vor ihm an Bord gelangten Agenten. Er selbst war noch nicht in oder bei der Zentrale gewesen.
Jetzt wurde es Zeit, dies nachzuholen.
Kechto Tolz ließ sich von den Computern und Leuchtmarkierungen leiten und brauchte etwa eine Viertelstunde bis zu seinem Ziel. Er benutzte Gleitbänder, Antigravschächte und Rampen. Dabei begegnete er nur dreimal Nonggo, die jedoch außer einem Gruß keinerlei Notiz von ihm zu nehmen schienen.
Am Ende eines der hellen Korridore lag die Zentrale offen vor ihm. Es gab keine Barrieren, keine verschlossenen Schotte oder Posten. Die Türen standen offen und waren lediglich orangefarben gekennzeichnet, so wie alle Türen dort, wo sich sektionale „Nervenzentren" des Bollwerks befanden.
Der TLD-Agent pfiff leise durch die Zähne.
Man hatte ihrh gesagt, daß es hier von Nonggo nur so wimmeln sollte. Doch es mit den eigenen Augen zu sehen, das war doch etwas völlig anderes.
Tolz betrat einen quadratischen Raum, dessen Kantenlänge er auf fünfzig Meter schätzte. Auf mehreren Ebenen waren die Arbeitsplätze der Nonggo auf Balkons angeordnet, die über Treppen zu erreichen waren.
Entlang aller Wände gruppierten sich so in den unterschiedlichen Höhen Dutzende multifunktionaler Sitzmöbel, die sich den körperlichen Bedürfnissen verschiedener Völker automatisch anpaßten - die Terraner hatten es selbst ausprobiert.
Ein Großteil der Wände war von zweidimensionalen Bildschirmen bedeckt. Bei Bedarf entstanden PopupHolographien an den Stellen, wo der Benutzer sie einsehen konnte.
Alles das hatte Tolz bereits vom Hörensagen gewußt. Jetzt erlebte er es selbst, war mittendrin. Um ihn herum und über ihm saßen, standen und gingen die silberhäutigen Nonggo und störten sich nicht an ihm. Es waren mehrere hundert. Er sah einige mit geneigten Köpfen, die sich unterhielten. Andere schienen stumm in sich hineinzulauschen. Die meisten aber arbeiteten konzentriert an ihren Konsolen.
Kechto Tolz fragte sich, woher
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