Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
188 - Der lebende Nebel

188 - Der lebende Nebel

Titel: 188 - Der lebende Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
setzt, ist tot.«
    Abdul und Yang nickten. »Er weiß es nur noch nicht.«
    Wagong zog eine Trillerpfeife aus der Tasche seines Beinkleides und ließ sie dreimal ertönen.
    Keine Minute später kamen sieben Männer aus dem Tempel geeilt. Alle waren entweder Brüder oder Vettern Sampangs und Wagongs und kannten ihren Platz: Sie stellten sich in einer Reihe auf und warteten auf Befehle.
    Wagong ging vor ihnen auf und ab. »Ein oder zwei Spione sind auf unserer Insel gelandet.« Er sah kurz zu Sampang hinüber. »Sampang behauptet, es wären Vorboten des Fischgottes, dessen bemooste Statuen überall im Wald herumstehen.«
    Dies verdutzte die Männer so sehr, dass sie die Kinnladen sinken ließen und kein besonders intelligentes Bild abgaben.
    »Natürlich ist das Unsinn«, fuhr Wagong fort und schritt lässig vor ihnen her. »Es handelt sich vermutlich um Spione, die ein Konkurrent geschickt hat, um unser Likörrezept zu stehlen. Und damit nicht genug«, schäumte er plötzlich los, »haben sie auch noch einen Schwarm Grindrim-Mücken nach Adelee gebracht!«
    Gemurmel erhob sich. Die Männer schauten sich nervös an.
    »Sie wollen uns um die Früchte unserer Arbeit bringen«, fauchte Wagong. »Wenn wir den Schwarm nicht vernichten können, vermehren sich die Mücken und wir müssen unsere hiesige Brennerei aufgeben!« Er stampfte mit dem Fuß auf.
    »Ihr wisst, dass man diese Biester nicht vertreiben kann! Also müssen wir sie allesamt verbrennen!« Wagong schlug mit der rechten Faust in seine linke Handfläche.
    Das reinigende Feuer!, dachte Sampang entzückt.
    Wagong griff in ein Futteral seines rechten Stiefels und entnahm ihm ein flaches Fläschchen, in dem eine grüne Flüssigkeit schwappte. Natürlich gehörte er nicht zu den Dummköpfen, die Grindrim tranken, um die Welt anschließend durch eine rosarote Brille zu sehen. Als kluger Geschäftsmann hatte er aber immer ein Probefläschchen dabei – für den Fall, dass er auf neue Kunden stieß.
    Er hob das Fläschchen hoch. »Wir wissen, wie Grindrim-Mücken auf ein Tröpfchen ihres veredelten Sekrets reagieren, nicht wahr?«
    »O ja!« Die Männer nickten.
    »Jetzt stellt euch mal vor«, fuhr Wagong fort, »was sie wohl tun werden, wenn wir ein ganzes Fass mit dem Zeug füllen, in dem die fremden Spione sitzen…«
    Sampang malte es sich aus und schüttelte sich vor Grauen.
    »Wollen wir wetten«, sagte Wagong schlitzohrig, »dass von den Mücken weniger übrig bleibt als von den Spionen, wenn wir die Suppe dann mit einem Dutzend Fackeln in Flammen aufgehen lassen?«
    ***
    Die Sonne ging unter.
    Rulfan war in die Roziere zurück geschlichen und hatte sich einige Dinge geholt, die man brauchte, wenn man in der Wildnis überleben wollte. Mit der geladenen Arquebuse in der Hand und einem Tornister auf dem Rücken hatte er die Bucht umrundet und sich bis ans Meer durchgeschlagen.
    Er hatte Chira gesucht. Vielleicht war sie verletzt. Vielleicht war sie irgendwo ans Ufer gespült worden und brauchte Hilfe.
    Mit Chira, nahm er an, würde Victorius viel leichter zu finden sein.
    Doch das, was er dann auf dem Wasser sah, gefiel ihm wenig.
    Ein Katamaran mit blauen Segeln näherte sich der Insel. Auf seinen Bug war eine gehörnte Raubkatze gemalt.
    Rulfan ging fluchend in Deckung.
    Ihre Reise stand unter keinem guten Stern. Er war wütend.
    Hauptsächlich auf Liwán und ihre Sippschaft. Seit sie den Likör getrunken hatten, ging alles schief, standen sie ständig auf der Seite der Verlierer. Außerdem hatte er seit gestern Morgen nicht mehr geschlafen. Er war hundemüde. Ihm taten alle Knochen weh.
    Wo sollte er mit seiner Suche anfangen? Wie viel Zeit blieb ihm noch, bis die Insulaner oder Kapitän Kaoma und seine Leute die PARIS entdeckten und ihm jeden Fluchtweg abschnitten?
    Er konnte doch nicht gleichzeitig Victorius aufspüren und den Ballon verteidigen…
    Vielleicht war es aber ganz gut, wenn er in der Nähe blieb und eruierte, mit welchem Feindaufkommen er zu rechnen hatte.
    Rulfan ging in Deckung und wartete ab. Später, es fing nun schnell an zu dunkeln und die Augen drohten ihm zuzufallen, schoben sich die beiden Buge des Katamarans auf der anderen Seite der Bucht durch das Grün. Er sah zum ersten Mal, wo die Einfahrt war.
    Verhaltene Stimmen wehten zu ihm herüber.
    Rulfan legte sich auf den Bauch und beobachtete die Gestalten an Deck. Sie bewegten das Fahrzeug mit Hilfe von Staken. Er zählte sechs Männer. Kaoma stand an Deck und schnauzte sie an.
    Der

Weitere Kostenlose Bücher