188 - Der lebende Nebel
möglicherweise Insulanern in die Hände gefallen, die in Gewölben hinter dem Portal dort drüben gefährlichen, da augenblicklich suchterzeugenden Alkohol brauten.
»Ich glaube, wir wissen, wen du meinst«, meinte Quart’ol.
»Sie durchstreifen den Dschungel.« Er beschrieb die Männer mit den Fackeln, und Rulfan nickte.
»Wie hat es euch hierher verschlagen?«, fragte er, wobei er Vogler und Clarice musterte.
»Wir sind gerade von einer wissenschaftlichen Expedition zurückgekehrt«, berichtete Quart’ol. »Leider wollen gewisse Kreise verhindern, dass die Hydriten von unseren Entdeckungen erfahren.« Er informierte Rulfan kurz über den überraschenden Empfang, der sie genötigt hatte, der Rückkehr nach Augustus Island zu entsagen.
»Wir scheinen in ähnlichen Klemmen zu stecken. Ihr werdet von Geheimbündlern verfolgt, die euch mundtot machen wollen. Wir haben Geschäftsleute am Hals, die uns offenbar für Spione halten.« Er berichtete kurz, was seinem Begleiter und ihm auf Loaloa widerfahren war.
Clarice schaute Vogler an. Voglers verhaltenes Nicken signalisierte ihr, dass sein Psi-Sinn nichts fand, was gegen den Weißhaarigen sprach.
Um zu erkennen, dass er nett ist, dachte sie, braucht man keinen Telepathen.
»Wir können dir helfen, diesen Victorius zu finden«, hörte sie Vogler sagen. Er deutete auf das Portal. »Aber dort drin ist er nicht.« Er räusperte sich. »Ich registriere in dem Gewölbe nur die Gedanken eines Jungen, der seit dem Schuss zu einem…«, er runzelte die Stirn, »… Fischgott betet.«
»Woher…?« Rulfan schaute Vogler verdutzt an. Dann schien ihm aufzugehen, mit wem er es zu tun hatte, und ein freudiger Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. »Victorius ist ebenfalls telepathisch begabt. Wenn er nicht hier ist… kannst du ihn dann finden?«
Vogler nickte. »Wenn er wach ist, kann ich es zumin-«
Hinter ihnen knackte es. Und eine bis an die Zähne bewaffnete Schar fiel über sie her.
***
Clarice Braxton trat um sich.
Der narbige Kerl, den ihre Stiefelspitze traf, heulte auf, griff sich in den Schritt und wälzte sich am Boden. Jemand hängte sich an sie, doch sie rang ihn nieder. Das Exoskelett, das sie trug, wirkte nicht nur der Schwerkraft der Erde entgegen, sondern verstärkte auch ihre Kräfte.
Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Quart’ols Schockstab einem Malaien eine Ladung verpasste, die ihn meterweit durch die Luft fliegen ließ.
Erst jetzt wurden die Asiaten auf den Hydriten aufmerksam – und ihr Angriff geriet ins Stocken.
»Ein Bote des Fischgotts!«, schrie einer mit ängstlicher Stimme. »Es gibt sie also doch!«
Sampangs phantastische Geschichten über den gefräßigen Fischgott und seine leguanartigen Boten zeigten spontan Wirkung.
»Und wenn schon!«, rief ein anderer, offenbar der Anführer.
»Er ist allein! Wir sind ihm überlegen! Greift an!«
Die Meute zögerte, und Clarice begann zu hoffen, dass ihre Angst größer war als ihr Gehorsam.
Vogler tauchte neben ihr auf, packte Clarices Hand und zischte: »Das ist unsere Chance! Komm mit…!«
Er zerrte sie unter den belaubten Ästen eines Baumes durch.
Clarice hatte keine Ahnung, wohin Vogler wollte, doch bevor sie ihn fragen konnte, ob es denn richtig sei, Rulfan und Quart’ol zurückzulassen, trat ihr ein Wesen in den Weg, das Quart’ols Zwilling hätte sein können.
Dass das Wesen nicht Quart’ol selbst war, erkannte sie, als es mit einem aufgeregten Klacken einen Schockstab hob und auf sie anlegte.
Im gleichen Augenblick traf Voglers Handkante den Hals des Hydriten. Er ging grunzend zu Boden und ließ seine Waffe fallen.
Clarice wollte sich den Schocker schnappen, als sie erkannte, dass in der Finsternis weitere Gestalten von Quart’ols Art lauerten. Ihre Verfolger waren im Schutz der Dunkelheit an Land gekommen und hatten ihre Spur aufgenommen.
Mit ihren Schockstäben waren sie den beiden Marsianern überlegen. Also war eine Flucht die beste Option – zurück auf die Lichtung, wo Rulfan und Quart’ol gegen die Malaien fochten. Die Männer hatten ihre Furcht überwunden; im Rudel fühlten sie sich einem einzelnen Götterboten überlegen.
Bis jetzt.
»Da – seht!«, kreischte einer der Malaien und deutete auf die Bäume hinter Vogler und Clarice. »Noch mehr von ihnen!«
Schreckensschreie wurden laut, und Beschimpfungen gegen den Anführer. Nun, da der Bote des schrecklichen Fischgotts scheinbar Verstärkung erhielt, bereute man den Angriff – aber zu spät. Der erste
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