Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
188 - Der Rattenkönig

188 - Der Rattenkönig

Titel: 188 - Der Rattenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
mich hier betreut. Können Sie ihn zu mir schikken?«
    »Ich will es versuchen.«
    »Nicht versuchen, Schwester!« sagte Raymond flehend. »Sie müssen es tun!«
    »Kann ich Ihnen nicht helfen?«
    »Nein«, antwortete er knapp. »Bitte, gehen Sie, beeilen Sie sich, es ist dringend.«
    Die Krankenschwester entfernte sich. Sie hatte bisher geglaubt, das gesamte Pflegepersonal - männlich wie weiblich - zu kennen. Ein großer Mann, dessen Haare wie Silberfäden glänzten, war ihr noch nicht untergekommen.
    Raymond hatte das Gefühl, auf glühenden Nadeln zu liegen.
    Er fühlte sich elend. Dieser Horrortraum hatte ihm arg zugesetzt. Seine Nervenstränge schienen jetzt freizuliegen, und der kleinste darüberstreichende Lufthauch verursachte ihm Schmerzen.
    Ihm fiel nicht auf, daß sich die weiße Tür verfärbte. Sie wurde erdbraun und hatte eine leichte Schattierung ins sandfarbene. Rat-Tars Magie machte sie durchlässig.
    Der Ratten-Dämon schwebte lautlos herein. Sein grausamer Blick heftete sich auf den Mann, der sein nächstes Opfer sein sollte. Raymond bemerkte ihn noch immer nicht.
    Er hatte den Kopf etwas zur Seite gedreht und die Augen verzweifelt geschlossen, um Fassung zu gewinnen.
    Als Rat-Tar ihn ansprach, riß er den Kopf herum und die Augen auf. Der Schock brachte ihn beinahe um. Sein Herz raste, und seine Schweißdrüsen arbeiteten auf Hochtouren. Dennoch hatte er das Gefühl, zu glühen, zu verbrennen.
    »Erinnerst du dich an meine Worte?« fragte der Ratten-Dämon gnadenlos. »Ich sagte, daß du der nächste bist, und nun ist es soweit. Deine Uhr ist abgelaufen!«
    Tom Raymond setzte sich auf und rutschte bis ans obere Bettende. Das ist nicht wahr! schrie es unaufhörlich in ihm. Das kann nicht sein! Ich träume schon wieder!
    Rat-Tars böser Blick nahm ihn gefangen. Er wollte aus dem Bett springen, konnte sich aber nicht bewegen. Er war diesem unheimlichen Schädel rettungslos ausgeliefert.
    Er schrie um Hilfe, so laut er konnte, aber seine Stimme war so kraftlos, daß man sie außerhalb dieses Zimmers nicht hörte. Flehend rang er die Hände.
    »Bitte… nein, bitte!«
    »Worum bittest du mich? Um den Tod? Ich bin gekommen, um ihn dir zu bringen. Das Leben der Menschen ist ein einziges langes Warten auf den Tod«, erklärte Rat-Tar. »Euer Sterben beginnt mit dem Tag eurer Geburt. Es ist nicht nur eure Bestimmung, zu leben, sondern zu sterben, und ich helfe euch über die Schwelle zum Jenseits. Wieso hast du davor Angst? Du weißt doch, daß du nicht ewig leben kannst.«
    »Aber… ich bin doch nicht alt, nicht… sterbenskrank…!« stammelte Raymond.
    Rat-Tar sah das anders. Er war entschlossen, auch diesem Mann sterben zu helfen, und es sollte kein Gnadenakt sein.
    Seine Ratten sollten das erledigen. Er rief sie, und plötzlich spürte er die bedrohliche Situation, in die sie geraten waren. Das Leben jeder einzelnen Ratte war in Gefahr.
    Er hörte sie pfeifen und quieken, sah sie schwimmen, nagen und kratzen, spürte den Tod, der einige bereits ereilt hatte. Das machte ihn rasend vor Wut.
    Er ließ ab von Tom Raymond. Der Mann war im Moment nicht mehr wichtig, um den konnte er sich später kümmern. Jetzt mußte er den Tieren zu Hilfe eilen, sonst waren sie verloren und er stand ohne Gefolge da.
    Er brauchte die Ratten, sie waren seine Hände, sein Werkzeug, seine Kundschafter, seine Komplizen. Immer mehr von ihnen ertranken - unter dem Krankenhaus!
    Er mußte zu ihnen!
    Für Tom Raymond war es ein Wunder: Rat-Tar zog sich zurück. Der Horrorschädel flog durch das Zimmer, tauchte ein in die erdbraune Farbe der Tür und löste sich darin auf.
    Von einem Moment zum anderen war die Tür wieder weiß.
    Raymond konnte dieses Glück nicht fassen. Er schnappte beinahe über, lachte hysterisch und weinte, sank in sich zusammen und schluchzte wie ein Kind.
    Es ist vorbei… vorbei… vorbei dachte er.
    ***
    Rat-Tar erschien hinter Mr. Silver. Ich brüllte eine Warnung, und der Ex-Dämon schützte sich mit Silberstarre. Aus den haßlodernden Augen des Ratten-Dämons schoß etwas, das ich nicht sehen konnte.
    Es traf Mr. Silver und schleuderte ihn zu Boden.
    Rat-Tar attackierte meinen Freund sofort aufs neue mit dieser Kraft. Mr. Silver schien sich nicht schnell genug darauf einstellen zu können.
    Rat-Tars Magie, die aus den Augen kam, griff die silberne Starre des Hünen an. Ich sah, daß das massive Silber an einigen Stellen in Fleisch umgewandelt wurde. Für so stark hätte ich Rat-Tar nicht

Weitere Kostenlose Bücher