188 - Der Rattenkönig
abgeschirmt haben.
Wir wurden in Dr. Pidgeons Büro gerufen.
Der Chefarzt informierte uns eingehend: Mitten unter der Operation schien sein zukünftiger Schwiegersohn plötzlich den Verstand verloren zu haben. Dr. Philip Hodac wollte den Patienten, der vor ihm auf dem Operationstisch lag, mit dem Skalpell töten. Nur mit großer Mühe konnte man ihn davon abhalten, und nun saß er, mit Lederriemen gefesselt, in Don Pidgeons Büro und gebärdete sich wie von Sinnen.
Er zitterte, als litte er unter schmerzhaften Entzugserscheinungen, war bleich und hatte weißen Schaum auf den bebenden Lippen.
»Bindet mich los, ihr verdammten Schweine!« brüllte er.
Wir und Dr. Pidgeon waren mit ihm allein. Die Pfleger, die ihn überwältigt und hierhergebracht hatten, mußten das Büro des Chefarztes verlassen.
»Laßt mich frei!« forderte Hodac. »Ich muß es tun! Ich habe es versprochen! Verdammt, ihr dürft mich nicht daran hindern!«
»Was ist los mit ihm?« wollte der Chefarzt wissen.
»Allem Anschein nach steht er unter dem Einfluß eines Dämons«, erklärte Mr. Silver.
»Können Sie ihn davon befreien?«
»Ich werde es versuchen«, versprach Mr. Silver.
»Versuch auch, etwas über den Dämon herauszubekommen«, riet ich dem Ex-Dämon. »Vielleicht kannst du ihn über Hodac orten.«
»Genau das habe ich vor«, sagte der Hüne und stellte sich vor den Chirurgen, der sofort spürte, daß er es mit keinem Menschen zu tun hatte.
Hodac wurde unsicher, gereizt, zornig. Er schien Angst vor der Kraft zu haben, die Mr. Silver zur Verfügung stand. Aber er schrie, fluchte und schimpfte trotzdem weiter, und er zerrte so wild an seinen Fesseln, daß seine Handgelenke anfingen zu bluten.
»Was will dieser Bastard von mir, Don?« schrie er. »Sag ihm, er soll verschwinden, soll mich in Ruhe lassen! Verdammt, ich bringe euch alle um!«
»Von wem empfängst du deine Befehle?« wollte Mr. Silver wissen. »Verschwinde! Hau ab!«
»Wer hat dir aufgetragen, den Patienten zu töten?«
»Niemand. Wie kommt ihr überhaupt darauf, daß ich dem Mann etwas antun wollte? Seid ihr denn alle verrückt? Ich habe ihn operiert…!«
»Und dann hast du von der Operationsschwester das Skalpell verlangt, um…« Der Chefarzt unterbrach sich aufgewühlt. Er ballte die Hände zu Fäusten. »Oh, mein Gott, Philip!«
»Wer steht hinter dir?« bohrte Mr. Silver weiter. »Wem mußt du gehorchen? Antworte!«
Hodac verzog verächtlich die Mundwinkel nach unten. »Was willst du Widerling von mir? Ich möchte nicht mit dir reden!«
»Jemand hat dich zur Ratte degradiert!« sagte Mr. Silver scharf. »Er befehligt seine Nager - und dich. Er hat dich mit diesen vierbeinigen Kreaturen auf dieselbe Stufe gestellt und zu bedingungslosem Kadavergehorsam verdammt!«
Hodac bleckte die Zähne. »Ich habe keine Angst vor dir! Ich brauche niemanden zu fürchten! Er läßt mich nicht im Stich! Er wird kommen und mich befreien! Und er wird euch allen den verdammten Hals umdrehen! Mit dir macht er den Anfang!«
»Wie ist sein Name?« wollte Mr. Silver wissen.
»Er ist stärker als du, stärker als ihr alle zusammen. Keiner von euch ist ihm gewachsen, und er hat auch noch die Ratten!«
»Wie heißt er?«
Hodac sagte es nicht.
Da preßte ihm Mr. Silver die Handflächen gegen die Schläfen und jagte seine dosierte Silbermagie durch Hodacs Kopf.
Der Aufprall zweier feindlicher dämonischer Kräfte in seinem Schädel war sehr schmerzhaft, deshalb brüllte Hodac, aber Mr. Silver konnte ihm die Tortur nicht ersparen. Es sah nicht so aus, aber er half dem Mann damit.
»Wie heißt das Wesen hinter den Ratten und dir?« fragte Mr. Silver laut.
Hodacs Gesicht zuckte. Er schnaufte und keuchte und knirschte so laut mit den Zähnen, daß es mir kalt über den Rücken lief.
»Rat-Tar!« brüllte Hodac schließlich, als die Schmerzen unerträglich geworden waren. »Es ist Rat-Tar, der Ratten-Dämon!«
»Befindet er sich in diesem Krankenhaus?«
»Jaaa…!«
»Wo?« wollte Mr. Silver schneidend wissen. »Wo?« Er verstärkte die magischen Impulse, die den Chirurgen wie Stromstöße trafen und schüttelte ihn.
Damit erreichte der Ex-Dämon, daß sich Rat-Tars Kraft, die den Mann beherrschte, zurückziehen, von ihm mehr und mehr ablassen mußte. Es war ein Exorzismus, eine Teufelsaustreibung. Rat-Tar hatte von Dr. Hodac Besitz ergriffen, und Mr. Silver riß den Chirurgen aus dem Einflußbereich des Ratten-Dämons.
Es war verdammt hart und schmerzhaft für Hodac, aber
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