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188 - Der Rattenkönig

188 - Der Rattenkönig

Titel: 188 - Der Rattenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Die Luft war unangenehm feucht. Mir war, als würde uns ein fauliger Atem entgegenschlagen.
    Stufen führten in die Tiefe.
    Eine steinerne Wendeltreppe, die nach zwei Umdrehungen zu Ende war. Ich holte meine Kugelschreiberstablampe heraus und knipste sie an.
    Sie gab nicht umwerfend viel Licht, aber die Dunkelheit wurde von ihr doch immerhin so weit aufgehellt, daß ich eine Ratte sofort gesehen hätte.
    Irgendwo tropfte Wasser in eine Pfütze.
    Ich zog meinen Colt Diamondback aus der Schulterhalfter und entsicherte ihn.
    Deutlich merkte ich, wie sich meine Nervenstränge spannten. Unsere Schritte hallten in dem Ziegelgewölbe durch die tiefe, undurchdringliche Schwärze, die vor und hinter uns lag.
    Nur einen kleinen Teil davon konnte meine Lampe geringfügig erhellen.
    Es stellte sich heraus, daß der Kanalstollen nicht sehr lang war. Man hatte ihn abgemauert. Wir standen vor einer nassen Backsteinmauer und konnten nicht weiter.
    »Keine Ratten«, knurrte Mr. Silver enttäuscht.
    »Und von Rat-Tar auch keine Spur«, sagte ich.
    Mr. Silver drehte sich um und rief den Namen des Ratten-Dämons. Laut hallte seine Stimme; sie schien die Stollenwände zum Beben zu bringen.
    Der Hüne bediente sich der Dämonensprache. Er erklärte mir, daß Rat-Tar erscheinen müsse, wenn er ihn höre, denn in einigen Wortkombinationen, die kein Mensch lernen und anwenden konnte, befände sich so viel zwingende Kraft, daß der Ratten-Dämon sich einem Kampf hätte stellen müssen!
    Die Tatsache, daß Rat-Tar nicht auftauchte, war ein Beweis für uns, daß er Mr. Silvers Ruf nicht hören konnte, weil er sich nicht in unserer Nähe befand.
    »Wir versuchen es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal«, entschied Mr. Silver.
    Wir sahen nach wie vor wie Krankenpfleger aus. Unsere saubere Aufmachung paßte nicht in diese stinkende, feuchte, finstere Unterwelt.
    »Vielleicht hat Rat-Tar das Krankenhaus verlassen«, sagte ich, während wir die Wendeltreppe hochstiegen. »Er hat vermutlich spitzgekriegt, wer wir sind und was wir wollen.« Ich steckte meinen Revolver weg, sobald ich den Krankenhauskeller erreichte. »Möglicherweise ist er so feige wie seine Ratten und zog deshalb mit ihnen ab, ehe wir ihm gefährlich werden konnten.«
    Der Ex-Dämon schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Er hätte es zumindest auf eine Kraftprobe ankommen lassen. Kann sein, daß er die Klinik verlassen hat, aber bestimmt nicht für lange. Ich bin sicher, daß er wiederkommt.«
    Mr. Silver blickte in die schwarze Tiefe. Noch war die schwere Bodentür offen.
    »Ein abgemauerter Stollen«, sagte der Hüne, als würde er laut denken. »Eine unterirdische Kammer!« Er schnippte mit dem Finger. »Ja, das wäre eine Möglichkeit! Das könnte hinhauen!« Eifer funkelte in seinen perlmuttfarbenen Augen.
    »Was… könnte hinhauen?« fragte ich meinen Freund.
    Er sagte es mir, und ich war seiner Meinung.
    ***
    Nalphegar strich im Gleitflug über die bizarre Höllenlandschaft. Grauenerregende Kreaturen brüllten zu ihm hoch und schleuderten ihm ihren Haß entgegen.
    Der Gehörnte scherte sich nicht um diese Brut. Unbeirrt flog er auf sein Ziel zu. Er landete auf einem riesigen Tafelberg, den mörderische Höllenstürme glattgeschliffen hatten.
    Aus geringer Höhe - die für Cruv aber immer noch zu hoch war - ließ er den Gnom fallen. Cruv landete schmerzhaft und hart und überschlug sich mehrmals.
    Benommen blieb er liegen. Nalphegar setzte neben ihm auf und faltete die großen Fledermausflügel zusammen.
    Benommen und leise stöhnend lag Cruv auf dem glatten Stein. Es war möglich, daß er sich etwas gebrochen hatte.
    Rauh befahl Nalphegar dem Gnom aufzustehen, und als dieser nicht sofort gehorchte, versetzte er ihm einen Tritt, der ihn zwang, laut aufzuschreien.
    Das quittierte Nalphegar mit lautem Hohngelächter. »Ist nicht viel dran an dir«, spottete er. »Du hältst nichts aus. Und so eine halbe Portion bildet sich ein, Tucker Peckinpah wirksam beschützen zu können.«
    Cruv erhob sich. In seiner Hüfte stach ein glühender Schmerz. Er biß die Zähne zusammen und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Erschüttert blickte er sich um. Hier sollte er von nun an und für den Rest seines Lebens bleiben, während sein Höllen-Zwilling neben dem- besessenen Tucker Peckinpah all jene Dinge erledigte, die Morron Kull befahl.
    Ich hätte die Möglichkeit, das zu verhindern, ging es dem Gnom durch den Sinn. Wenn ich mich von diesem Plateau in die Tiefe stürze,

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